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Nacht der Geister

Nacht der Geister

Titel: Nacht der Geister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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»hier«
    sein mochte.
    Wir stapften über eine dunkle Wiese. Dünner Nebel hing in der Luft; er roch nach Heidekraut und etwas anderem, das nicht annähernd so angenehm war.
    Ich rümpfte die Nase. »Nasser Hund?«
    Ich hatte noch nicht ausgesprochen, als ein haariger rotbrauner Brocken vor mir auftauchte. Ich stolperte mit einem Fluch nach hinten. Der Brocken drehte sich um und betrachtete mich mit großen törichten Augen. Dann schüttelte er den Kopf. Lange gebogene Hörner blitzten auf.
    »Was zum Teufel ist das?«, fragte ich. »Ein Yak?«
    »Ein Hochlandrind, glaube ich.«
    »Hochland? Sind wir in Schottland?«

    »In der Nähe von Dundee.«
    »Und die Nixe war hier? Um was zu tun die Rinder zu hüten?«
    »Nein, um das da zu besuchen.«
    Er zeigte auf den vor uns liegenden Wald. Ich schärfte meinen Blick, und einen Moment später sah ich ein Gebäude, das sich über die Baumwipfel erhob. Turmspitzen umgaben ein mächtiges Dach.
    »Sieht aus wie eine Burg«, sagte ich.
    »Glamis Castle.«
    »Glamis wie in Glamis bist du und Cawdor und sollst werden, was dir verheißen?«
    Eine der Kühe muhte anerkennend. Trsiel dagegen zog nur die Augenbrauen hoch.
    »Was?«, sagte ich. »Bogart und Bacall erkennst du, aber den großen Shakespeare nicht?«
    Ein Achselzucken und ein halbes Lächeln. »Ich war immer eher ein kinoliebender Engel. Shakespeare hat wunderbare Geschichten erzählt, aber ich bin nie über die Jünglinge in Frauenkleidung hinweggekommen, die Julia gespielt haben.
    Was das Zitat angeht und in Anbetracht des Schauplatzes
    Macbeth, nehme ich an?«
    »Bingo. Meine einzige HighschoolBühnenhauptrolle Lady Macbeth. Ich war ein Naturtalent.«
    Trsiel begann zu lachen. Ich drehte mich zu ihm um und hob warnend den Finger. »Sag’s nicht.«
    Trsiel grinste. »Ich brauche es nicht zu sagen.«
    Ich setzte mich wieder in Bewegung, den Blick auf die Turmspitzen gerichtet, die sich schwarz gegen den blaugrauen Nachthimmel abhoben. »Das ist also das Glamis?«

    »Das Glamis Castle, über das Shakespeare geschrieben hat, obwohl es nichts mit dem historischen Macbeth zu tun hat.«
    Wir gingen durch einen Stacheldrahtzaun hindurch und auf einem Fußweg weiter.
    »Was macht die Nixe hier?«
    »Ich weiß es nicht. Ich habe die Bilder in Amanda Sullivans Gedanken gesehen und die Burg erkannt, aber ich weiß nur, dass Glamis angeblich von mehr Geistern heimgesucht wird als jedes andere schottische Schloss.«
    »Ooh, ein Geisterschloss! Ich wollte schon immer eins besuchen. Wie geht die Geschichte?«
    Er lächelte. »Welche?«
    »Die beste davon. Die Markerschütterndste.«
    »Ich fürchte, bei der besten Geschichte geht es gar nicht um Geister, sondern um ein lebendes Ungeheuer. Was die Geister angeht «
    »Nein, erzähl die Geschichte von dem Ungeheuer. Wenn du uns nicht näher ranteleportieren kannst, haben wir noch mindestens eine Meile zu gehen. Unterhalte mich. Bitte.«
    Er lächelte. »Gut, aber ich muss dich warnen das Geschichtenerzählen ist keine engeltypische Fertigkeit. Also wie soll ich anfangen? Hm . . . «
    »Es war einmal?«
    Er warf mir einen vernichtenden Blick zu. »Etwas Besseres als das fällt sogar mir ein. Gut.« Er räusperte sich. »Eine Burg wäre keine Burg, hätte sie nicht die eine oder andere geheime Kammer. Glamis, eine Königin unter den Burgen, hat deren drei. Da wäre die Kammer, in der Earl Beardie die Ewigkeit beim Kartenspiel mit dem Teufel verbringt. Und da wäre die, in der ein Lord Glamis eine Gruppe Ogilvies einmauern ließ. Aber die beste und . . . markerschütterndste Geschichte erzählt man von der Kammer, die das verfluchte Ungeheuer von Glamis beherbergt.«
    »Oh, ich liebe Geschichten mit Flüchen.«
    »Willst du weitererzählen?«
    Ich grinste. »Entschuldigung. Mach doch bitte weiter.«
    »Die Legende erzählt, dass auf der Familie Glamis ein Fluch lastet, wie das bei allen guten Familien der Fall ist. Dieser Fluch wurde ganz buchstäblich in Gestalt eines Kindes geboren. Und zwar als ältester Sohn des elften Earl als ein Kind, das so abscheulich missgestaltet war, dass jeder Amme die Milch in der Brust versiegte, wenn sie nur einen Blick in die Wiege warf.«
    »Wirklich?«
    »Nein, aber die Geschichte ist etwas kurz, und wir haben immer noch ein ganzes Stück zu gehen. Also sei still.«
    »Tschuldigung.«
    »Das Schlimmste jedoch war, dass die Familie verpflichtet war, sich um das Kind zu kümmern nicht ein Menschenalter lang, sondern bis in alle Ewigkeit, denn es war

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