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Nacht der Geister

Nacht der Geister

Titel: Nacht der Geister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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herüber. »Gefällt es dir?«
    Ich schloss die Augen. Ich konnte die Nordlichter immer noch tanzen sehen. »Mhmm. Du wirst mich noch mal hierher bringen müssen.«
    Seine Finger fanden meine und umschlossen sie mit plötzlicher Wärme. »Mache ich.«
    Wir hörten einen Ruf und schossen beide hoch. Ich konzentrierte mich, und die Dunkelheit lichtete sich so weit, dass ich zwei orangefarbene Jacken gegen eine Baumgruppe ausmachen konnte.
    »Hier wird nie geschossen«, sagte ein Mann; die Stimme klang laut in der Stille. »Da drüben ist die Stelle, wo die Leute ankommen. Ein schönes Willkommen wäre das, gleich als Erstes angeschossen zu werden.«
    »Aber ich habe da drüben was gesehen«, sagte eine jüngere Stimme. »Nicht da draußen, sondern zwischen den Bäumen!«
    »Egal. Hier wird nicht geschossen.«
    Kristof beugte sich vor. »Wird Zeit, diese Leute kennenzulernen. Und herauszufinden, ob dein pädagogisch ambitionierter Nymphomane hier ist.« Er stand auf. »Hallo!«
    Die ältere Stimme brüllte zurück, und während ich mich aus dem Schnee aufrappelte, kamen die beiden Männer zu uns herüber. Beide trugen dicke Anoraks, deren Kapuzen dicht um die bärtigen Gesichter gezogen waren, als wäre es wirklich klirrend kalt, und beide hatten Gewehre dabei.
    »Selber hallo«, sagte der Mann mit der hallenden, älteren Stimme. »Willkommen in Deerhurst, Alaska. Bevölkerung
    ein paar tausend.« Er zwinkerte. »Aber bloß eine Handvoll Menschen dabei.«

    »Wunderschön hier«, sagte ich mit einem Blick in die Runde.
    Und fügte mit einem Seitenblick auf Kristof hinzu: »Ihr müsst hier jede Menge Besucher haben.«
    »Nee«, sagte der Mann. »Der Code ist nicht besonders bekannt, und das ist uns auch ganz recht so. Nur gerade genug Besucher, dass uns nicht langweilig wird.«
    »Dann habt ihr schon länger niemanden hier gehabt?«
    »Doch, haben wir. Erst heute Morgen ist eine Gruppe gekommen.« Er schlug dem jüngeren Mann auf die Schulter. »Billy hier gehört dazu. So, machen wir, dass wir zurück ins Haus kommen, es wird ganz schön kalt.« Er schauderte dramatisch.
    »Zeit für heißen Kakao und Brandy am Kamin. Und verdammt, ich lebe wirklich schon zu lang im Busch, ich vergesse dauernd meine Manieren. Ich bin Charles.«
    Wir stellten uns ebenfalls vor; dann folgten wir Charles über die verschneite Wiese.
    Für eine Jagdhütte war das, was wir fanden, ziemlich perfekt: ein einstöckiges Blockhaus zwischen schneebedeckten Nadelbäumen. Nach Holz duftender Rauch kräuselte sich träge in den Nachthimmel hinauf. Als Charles die dicke Holztür aufstieß, drangen ein Schwall von Wärme und eine Welle von Gelächter ins Freie hinaus. Drinnen hatte sich ein halbes Dutzend Männer um den riesigen steinernen Kamin versammelt, der die gesamte Nordwand einnahm.
    »Hab noch zwei«, rief Charles, als wir die Hütte betraten.
    Während wir alle begrüßten, öffnete sich eine große Klapptür in der östlichen Wand, und ein graubrauner Wolf schob sich hindurch.
    »Hey, Marcello«, rief Charles. »Jagdglück gehabt?«

    Der Wolf antwortete mit einem mürrischen Knurren, drehte sich und präsentierte eine von orangener Farbe noch nasse Flanke.
    »Lass mich raten«, sagte Charles, als die Gruppe am Kamin zu gackern begann. »Ein Neuer?«
    Ein Mann in mittleren Jahren stand von seinem Stuhl auf.
    »Woher hätte ich wissen sollen, dass er ein Werwolf ist? Er sollte ein Halsband tragen oder irgend so was.«
    Marcello knurrte, warf einen vernichtenden Blick zu ihm hinüber, ging dann zum Feuer und streckte sich davor aus.
    »Marcello zieht die Wolfsgestalt vor«, flüsterte Charles. »Er verwandelt sich kaum jemals zurück. Nicht, dass wir uns beklagen würden. Ich hab zu meiner Zeit Dutzende von Jagdhunden gehabt, aber keinen, der an ihn rangekommen wäre.«
    Ich sah mir sein Gewehr an, als er es ablegte. »Ihr jagt also mit Farbkugeln?«
    Charles lachte. »Die Parzen lassen uns keine richtigen Kugeln verwenden und töten könnten wir hier ja sowieso nichts. Mir gefällt’s so besser. Sportlicher . . . und das Wild geht einem nie aus.« Er sah zu Marcello hinüber. »Ein Schütteln, und die Farbe wäre weg. Er lässt sie nur dran, um den Neuen zu ärgern.«
    »Wie viele Neue habt ihr denn insgesamt?«, fragte Kris.
    »Vier. Alle zum ersten Mal hier. Aber alle begeisterte Jäger, und nur darauf kommt es an.«
    Das hörte sich nicht nach Luther Ross an. Ich begann zu fürchten, dass er angekommen war, einen Blick in die Runde

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