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Nacht der Geister

Nacht der Geister

Titel: Nacht der Geister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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Trsiel.« Ich wandte mich zu Kristof: »Ich nehme an, das ist jetzt wieder ein bis bald.«
    »Ich bin nie weit weg«, sagte er. »Wenn du mich brauchst, bin ich da. Das weißt du.«
    Ich drückte ihm die Hand. »Ich weiß.«
    Nun sind tief empfundene Racheschwüre schnell abgelegt, aber kaum jemals leicht auszuführen. Ich stürmte wieder in den Ring, bereit, das Miststück zu jagen und in die finsterste Hölle zu schicken, die ich finden konnte, und stattdessen sah ich mich in Lizzie Bordens Wohnzimmer stationiert, während Trsiel Amanda Sullivan Gesellschaft leistete.
    Er hatte sein Bestes getan, um mich zu beruhigen. Solange Amanda nichts sah, hielt sich die Nixe nicht in der Welt der Lebenden auf. Sehr beruhigend als Sullivan das letzte Mal etwas gesehen hatte, hatte es danach keine sechs Stunden gedauert, bevor die Nixe zuschlug. Keine sechs Stunden, bevor drei Menschen tot waren.
    Ich hatte keine Ahnung, wie sie das gemacht hatte so schnell eine Partnerin zu finden. Trsiels Theorie war, dass sie nicht annähernd so überrascht gewesen war, mich zu sehen, wie ich geglaubt hatte. Dass sie über mich Bescheid gewusst und sich schon zuvor nach möglichen Partnerinnen in Savannahs Umkreis umgesehen hatte.
    Wie dem auch sei, ich hatte es sehr bald satt, bei Lizzie Borden herumzuhängen, solange es noch andere Möglichkeiten gab. Wir hatten Luther Ross befragt, aber ich hatte das Gefühl, dass es dort noch etwas zu erfahren geben könnte. Bevor wir gegangen waren, hatten wir Luther den Code für einen Ort gegeben, an dem er in Sicherheit war und wo wir ihn auftreiben konnten, wenn wir ihn brauchten. Nachdem Trsiel mich also in Lizzies Haus abgesetzt hatte, dauerte es nicht allzu lang, bevor ich mich auf die Suche nach Kristof machte.

    29
    I ch fand ihn in seinem Amtszimmer im Gericht, im Gespräch mit einem Mandanten, der eine Toga trug. Er beendete den Termin, als er mich zur Tür hereinspähen sah.
    »Ich muss einen gewissen Nymphomanen finden«, sagte ich, während ich mich auf die Schreibtischkante setzte.
    »Nymph. . . « Kris lachte. »Ah, ich verstehe. Du redest von Mr. Ross?«
    »Wohin hast du ihn also verfrachtet?«
    Seine Finger schlossen sich um meine. »Komm mit, ich zeig’s dir.«
    Wir landeten auf einer weißen Fläche. Einen Moment lang glaubte ich, die Parzen hätten uns in einen Vorraum ihres Thronsaals geholt. Dann bemerkte ich eine Baumreihe in der Ferne und dahinter eine Bergkette. Als ich mich nach Kristof umsah, knirschte der Boden unter meinen Laufschuhen wie zerbrochenes Glas. Ich ging auf die Knie und griff nach unten, und meine Finger sanken in etwas Weiches und Kaltes.
    Eine weiße Kugel traf mich an der Schulter und zerbarst. Ich sah mich um und bemerkte Kristof, der gerade das nächste Geschoss formte.
    »Schmeiß das bitte nur, wenn du glaubst, dass du das Echo verträgst.«
    Der Schneeball streifte meinen Scheitel und überschüttete mich mit Schnee. Ich drehte mich um, stürzte mich auf Kris und schleuderte ihn mit dem Gesicht voran zu Boden. Er prustete, zappelte und schüttelte mich schließlich ab, und ein paar Minuten lang waren wir damit beschäftigt, einander mit Armen voll Schnee zu bekämpfen und erfolglos zu versuchen, dem anderen das Gesicht damit einzuseifen. Irgendwann endete es damit, dass wir beide lachend auf dem Rücken lagen.
    Über uns sah ich einen schwachen, grünlichen Bogen im Himmel stehen. Während ich ihn anstarrte, erschienen weitere Fäden von farbigem Licht, blau und rot und gelb, die vor dem schwarzen Himmel tanzten und waberten.
    »Machst du das?«, fragte ich.
    »Ich wünschte, ich könnte es. Das sind Nordlichter.«
    »Wow.«
    Ein paar Minuten lang beobachteten wir einfach nur die tanzenden Lichter.
    Die Nacht war so still, dass ich das ferne Knacken von brechendem Eis und gelegentlich den Schrei einer Eule hören konnte. Die Luft war angenehm kühl wie an einem frischen Herbsttag.
    »Wo sind wir also?«, murmelte ich irgendwann.
    »Weißt du noch, diese Hexenschankmaid in La Ceiba? Sie hat gesagt, dieses Piratenkaff wäre wie «
    »Alaska ohne den Schnee.« Ich verschluckte ein Auflachen.
    »Du hast Luther Ross nach Alaska geschickt?«
    Kristof drehte den Kopf zu mir. »Du meinst, es gefällt ihm hier nicht?«
    »Wir werden Glück haben, wenn er jetzt überhaupt noch mit uns redet!« Ich sah wieder zum Himmel hinauf. »Warum hast du mir das hier noch nie gezeigt?«

    »Ich hab’s mir aufgespart. Für einen besonderen Anlass.«
    Wieder ein Blick zu mir

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