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Nacht der Hexen

Titel: Nacht der Hexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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gegenüberzustehen und im Gedächtnis zu behalten, wie gefährlich sie war. Während sie herumalberte und uns aufzog, musste ich in Gedanken ständig wiederholen:
Dies ist die Frau, die meine Mutter umgebracht hat
.
    »Ich gehe jetzt rein«, sagte ich.
    »Nicht nur du«, sagte Cortez, während er mir die Hand unter den Ellenbogen legte.
    Sie verdrehte die Augen. »O Mann, ihr seid vielleicht unterhaltsam. Na schön. Im Ernst also. Ich will mit euch reden.« Ich entfernte mich. Cortez folgte mir. Als wir im Haus waren, machte ich den Fehler, zum Küchenfenster hinauszusehen. Leah stand da und schwenkte ein Handy. Ich sah das Lämpchen am Telefon blinken und nahm ab.
    »Ist das besser?«, fragte sie. »Die Reichweite eines Volo ist etwa fünfzehn oder sechzehn Meter, wie du ja bestimmt schon weißt, so genial wie du bist. Was hältst du davon, dass ich einfach so lange rückwärts gehe, bis du mir sagst, dass du dich jetzt sicher fühlst?«
    Ich drosch den Hörer aufs Telefon und rang um Fassung. »Ich kann das nicht«, flüsterte ich. »Sie – sie hat meine Mutter umgebracht.«
    »Ich weiß.« Cortez legte mir die Hand in den Rücken. »Lass mich das machen.«
    Aus dem Vorgarten hörte ich einen Schrei. Ich gab mir einen innerlichen Ruck, ging ins Wohnzimmer und spähte durch die Gardine. Eine Videokamera rollte über den Rasen wie ein Ball; der halbwüchsige Besitzer stolperte hinterher. Das Dutzend Zuschauer verfolgte es lachend. Dann flog einer Frau der Hut vom Kopf.
    »Dieses Mistst–« Ich verkniff mir den Rest, fuhr herum und marschierte in die Küche zurück. »Sie will mit uns reden? Schön, reden wir also. Ich gehe raus und zeige ihr, dass ich keine Angst vor ihr habe.«
    »Nein«, sagte Savannahs ruhige Stimme hinter uns. »Lass sie ins Haus kommen. Zeig ihr, dass wir
wirklich
keine Angst vor ihr haben.«
    Wir ließen Leah herein. Wie Cortez sagte – sie konnte im Inneren auch nicht mehr Schaden anrichten als draußen. Traurig, aber wahr. Wenn Leah uns umbringen wollte, hatte sie einen Radius von fünfzehn Metern, innerhalb dessen sie handeln konnte. Wände waren für sie kein Hindernis. Wir konnten nichts weiter tun, als vorsichtig zu sein.
    »Sie hat irgendein Merkmal«, sagte ich zu Cortez. »Wenn sie etwas bewegen will, wird sie sich vorher durch etwas verraten. Achte auf Tics, Zuckungen, plötzliche Bewegungen – alles.«
    Er nickte; dann ging er zur Hintertür, um Leah hereinzubitten.
    Eine Minute später öffnete sich die Tür. Leah kam herein undsah sich interessiert um. Dann bemerkte sie Savannah und lächelte.
    »Savannah!«, sagte sie. »Mein Gott, du bist vielleicht gewachsen, Kiddo. Du musst fast so groß sein wie ich.«
    Savannah sah sie zehn lange Sekunden lang an; dann drehte sie sich auf dem Absatz um und marschierte davon zu ihrem Zimmer.
    Leah starrte hinter ihr her und runzelte die Stirn, als sei sie verblüfft über die Begrüßung.
    »Was hast du denn mit ihr gemacht?«, fragte sie.
    »Ich? Du bist es doch, die –«
    Cortez hob beide Hände. »Wie Leah schon erwähnt hat, wir Magier hängen an unseren Regeln. Die oberste Regel bei Verhandlungen, wie Leah zweifellos sehr genau weiß, ist diese – keine Seite darf in der Vergangenheit zugefügtes Unrecht erwähnen oder sich abfällig über die andere Seite äußern. Ist das klar?«
    »Warum siehst du mich an?«, fragte Leah. »Sie hat angefangen.«
    »Nein, ich glaube, du hast das getan. Paige ist in dieser Sache fraglos die geschädigte Partei. Wenn du sie reizt, ist diese Verhandlung vorbei.«
    »Wie kommst du auf den Gedanken, dass ich zum Verhandeln hergekommen bin?«
    »Wenn nicht, kannst du jetzt wieder gehen.«
    Sie verdrehte die Augen. »Herrgott, er ist so
amüsant
, stimmt’s?« Sie ging ins Wohnzimmer und ließ sich aufs Sofa plumpsen. »Nettes kleines Haus, das du da hast, Paige. Muss ein ganz hübsches Erbteil gewesen sein.«
    »Raus«, sagte Cortez. »Mach, dass du rauskommst, Leah.«
    »Was hab ich denn getan? Ich habe Paige nur ein Kompliment über ihr Haus gemacht und erwähnt, dass – oops.« Sie grinste. »Wenn ich’s mir so überlege, kann ich mir denken, warum die letzte Bemerkung vielleicht, äh,
unangebracht
gewirkt haben könnte.«
    »Lass sie reden«, sagte ich, die Fäuste so fest geballt, dass ich das Blut an den Stellen herausquellen spürte, an denen sich meine Fingernägel in die Handflächen gruben. »Warum bist du hergekommen?«
    »Ich mag die Art nicht, wie die Dinge laufen«, sagte sie, während

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