Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Nacht der Hexen

Titel: Nacht der Hexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
Vom Netzwerk:
sie verschwinden sollen, ist ja wohl das Mindeste, was ich tun kann.«
    »Kann ich mitkommen?«, erkundigte sich Savannah.
    »Nein«, antworteten Cortez und ich im Chor.
    Ich spähte zur Hintertür hinaus, bevor ich mich ins Freie wagte.
    Von den Wiccanerinnen abgesehen war der Garten menschenleer. Als ich herauskam, unterbrachen die Frauen ihr Ritual, drehten sich geschlossen zu mir um und schenkten mir ein glückseliges Lächeln. Ich kam langsam näher. Cortez folgte mir auf den Füßen.
    »Schwester Winterbourne«, sagte die Anführerin.
    Sie breitete die Arme aus, umarmte mich, küsste mich auf die Lippen und dann auf die linke Brust.
    Ich quiekte. Cortez gab ein ersticktes Geräusch von sich, das sich verdächtig nach einem mühsam verschluckten Lacher anhörte.
    »Mein armes, armes Kind«, sagte sie, während sie meine Hände an die Brust drückte. »Sie müssen dich so erschreckt haben. Aber keine Sorge. Wir sind hier, um dir die Unterstützung der Göttin anzubieten.«
    »Gepriesen sei die Göttin«, intonierten die anderen.
    Die Anführerin drückte meine Hände. »Wir haben mit dem Reinigungsritual begonnen. Bitte entledige dich deiner irdischen Gewänder und schließe dich uns an.«
    Cortez prustete wieder; dann beugte er sich vor und murmelte: »Ich sollte nach Savannah sehen. Wenn du dich dafür entscheidest, dieser Aufforderung Folge zu leisten, lass es mich wissen. Bitte.«
    Er zog sich in Richtung Haus zurück, wobei ihn ein plötzlicher Hustenanfall durchschüttelte. Ich griff nach dem nächst gelegenen der abgelegten Gewänder.
    »Könntest du dies bitte – könntet ihr alle diese – würdet ihr euch bitte anziehen?«
    Die Frau schenkte mir lediglich ein heiteres Lächeln. »Wir sind, wie die Göttin es wünscht.«
    »Die Göttin wünscht, dass ihr nackt auf meinem Rasen sitzt?«
    »Wir sind nicht nackt, Kind. Wir sind im Himmelskleid. Kleidung behindert die geistigen Schwingungen.«
    »Uh, okay. Seht mal, ich weiß, das ist alles sehr naturgemäß, der menschliche Körper und all das, aber ihr könnt das trotzdem nicht tun. Nicht hier. Es ist illegal.«
    Wieder ein seliges Lächeln. »Die Gesetze der Menschen, sie betreffen uns nicht. Wenn sie kommen, um uns zu holen, werden wir nicht kampflos gehen.«
    »O Gott.«
    »Göttin, meine Liebe. Und missbrauche nicht ihren Namen.«
    »Gepriesen sei die Göttin«, intonierten die anderen.
    »Das ist … also … sehr … ich meine –« Sei höflich, rief ich mir ins Gedächtnis. Hexen sollten Wiccanerinnen respektieren, auch wenn wir diese ganze Sache mit der Göttinnenanbetung nie so ganz begriffen haben. Ich kannte mehrere Wiccanerinnen, und es waren alles nette Frauen – wobei ich zugeben muss, keine von ihnen war jemals nackt in meinem Garten aufgetaucht und hatte mich auf die Titten geküsst.
    »Ihr seid – äh – aus Vermont, habe ich gehört«, brachte ich heraus. Das war doch höflich von mir, oder nicht?
    »Wir kommen von überall her«, sagte die Anführerin. »Wir sind schweifende Missionarinnen, freie Geister, von keinem traditionellen Glaubenssystem versklavt. Die Göttin spricht direkt zu uns und sendet uns, wohin es ihr beliebt.«
    »Gepriesen sei die Göttin«, respondierten die anderen.
    »Oh, also, das ist wundervoll«, sagte ich. »Und ich weiß eure Unterstützung wirklich zu schätzen – bitte, bitte verschwindet aus meinem Garten, bevor irgendwer euch hier sieht – aber dies ist jetzt wirklich kein guter Zeitpunkt, um zu reden.«
    »Wir könnten wiederkommen«, sagte die Anführerin.
    »Was, im Ernst? Das wäre fantastisch. Wie wäre es nächsten Montag? So gegen acht Uhr?«
    Ich raffte die Gewänder zusammen und gab sie aus, wobei ich vor lauter Eile fast über sie gefallen wäre. Bald waren die Wiccanerinnen wieder angezogen und auf dem Weg zum Gartentor.
    »Also, wisst ihr, eigentlich solltet ihr ja lieber den hinteren Ausgang nehmen«, sagte ich. »Durch den Wald. Es ist ein toller Spaziergang. Es gibt dort jede Menge … äh … Natur.« Die Anführerin nickte und lächelte. »Das klingt wunderbar. Das machen wir. Oh, warte.« Sie schob die Hand in die Falten ihres Gewandes und gab mir eine Karte. »Meine Handynummer und E-Mail-Adresse, für den Fall, dass du dich vor Montag bei mir melden willst.«
    »Äh, okay. Danke.«
    Ich entriegelte das Tor, das aus dem Garten in den Wald führte, und hielt es ihnen auf, als sie im Gänsemarsch hindurchgingen. Gerade als die Letzte von ihnen ging, schob sich eine Gestalt an ihnen

Weitere Kostenlose Bücher