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Nacht der Hexen

Titel: Nacht der Hexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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meinem Rücken ebenfalls zitterte.
    Und dann wurde mir klar, dass nicht ich es war, was die Tür zum Erzittern brachte.
    Das ganze Haus bebte.
    Unter meinen Füßen rappelte und stöhnte der Fußboden. Ich sah mich hektisch um. Die Dielenbretter bogen sich durch und barsten; Splitter jagten umher, als eine Welle von Geistern aufstieg, formlose Lichtstrahlen wie auf dem Friedhof. Die Wucht riss mich von den Füßen. Als ich quer durch den Raum geschleudert wurde, erschien ein gigantischer klaffender Schlund vor mir. Bevor ich auch nur aufschreien konnte, segelte ich durch die Erscheinung hindurch und landete auf dem Fußboden.
    Ringsum jagten die Geister aufwärts, so schnell, dass ich den Luftzug spüren konnte. Das Haus stöhnte und schwankte bis in die Grundfesten und schien vor dem Auseinanderfallen zu stehen. Ich versuchte mich zu bewegen, aber der Druckhielt mich unten wie ein Sturm und riss mir den Atem aus den Lungen.
    Es hörte so plötzlich auf, wie es begonnen hatte. Die Geister hatten die Decke durchbrochen und waren verschwunden.
    Ich ließ mir eine Minute Zeit, um zu atmen, einfach nur zu atmen, und sah mich dann um. Zwischen mir und der Tür war der Fußboden verschwunden; ein klaffendes Loch öffnete sich auf den darunter liegenden Keller. Ich warf einen Blick zum Fenster hinüber, aber es maß kaum fünfundvierzig Zentimeter im Quadrat. Nichts an mir misst fünfundvierzig Zentimeter, weder im Umfang noch im Quadrat.
    Nach ein paar weiteren tiefen Atemzügen näherte ich mich dem Loch im Boden. Von unten her fing ich ein Geräusch auf, bei dem mein Herz einen Sprung machte. Savannahs Stimme. Sie war dort unten im Keller, und sie sprach eine Beschwörung.
    Ich ging auf die Knie, packte die Kante des Lochs und beugte mich nach unten.
    »Savannah? Ich bin’s, Liebes. Paige.«
    Sie fuhr in ihrem Singsang fort; die Stimme trieb wie ein fernes Flüstern zu mir herauf. Ich räusperte mich.
    »Savannah? Kannst du –«
    Durch das Haus ging ein plötzlicher Ruck wie bei einem Boot, dessen Vertäuung durchschnitten wurde. Ich flog kopfüber in das Loch hinunter, machte einen unfreiwilligen Salto und kam hart auf dem festgetretenen Erdboden weiter unten auf. Einen Moment lang konnte ich mich nicht rühren; die Anweisungen meines Gehirns schienen die Muskeln einfach nicht zu erreichen. Panik flutete über mich hin; dann plötzlich kam die verspätete Reaktion, und meine Gliedmaßen zuckten und verkrampften sich, so dass ich noch einmal derLänge nach auf dem Boden landete. Ich rappelte mich auf und ignorierte den Schmerz, der durch mich hindurchschoss.
    Von irgendwoher hörte ich immer noch schwach Savannahs Stimme. Ich sah mich um und stellte fest, dass ich in einem leeren Kohlenkeller gelandet war. Ich ging zu der einzigen Tür hinüber und öffnete sie. Savannahs Stimme wurde klarer. ich fing ein paar Worte Griechisch auf – genug, um mir mitzuteilen, dass sie eine Beschwörung sprach, wenn ich es nicht schon geahnt hätte. Aber was genau sie beschwor, konnte ich nicht verstehen. Ich rannte in ihre Richtung.

Macht und Ohnmacht
     
    A ls ich Savannahs Stimme nachging, hörte ich noch eine weitere. Nast.
    »Du musst damit aufhören, Liebes«, sagte er. »Du kannst das nicht tun. Es ist unmöglich.«
    Savannah sprach weiter.
    »Ich weiß, dass du wütend bist. Ich weiß nicht, was passiert ist –«
    Savannah hielt mitten in den Beschwörung inne und heulte:
    »Du hast sie umgebracht!«
    »Ich habe niemanden umgebracht, Prinzessin. Wenn du diesen Jungen meinst –«
    »Paige meine ich! Du hast sie umgebracht. Du hast ihnen gesagt, sie sollen sie umbringen.«
    »Ich habe niemals –«
    »Ich hab die Leiche gesehen! Leah hat’s mir gezeigt! Ich hab gesehen, wie sie sie zu einem Laster getragen haben. Du hast mir versprochen, dass ihr nichts passiert, und dann hast du sie umgebracht!«
    Ich trat in einen Raum mit einem gigantischen Holzofen, den ich umrundete.
    Dann sah ich sie am anderen Ende des Raums, wo sie mit dem Gesicht zur Wand auf dem Boden kniete.
    »Ich bin hier, Savannah!«, rief ich. »Niemand hat mich umgebracht.«
    »Oh, Gott sei Dank«, sagte Nast. »Siehst du, Liebling? Mit Paige ist alles in Ordnung.«
    »Du hast sie umgebracht! Du hast sie umgebracht!«
    »Nein, Liebes, ich bin genau –«
    »Du hast sie umgebracht!«, kreischte Savannah. »Du hast sie umgebracht! Du hast’s mir versprochen! Du hast’s mir versprochen, und du hast gelogen!«
    Tränen strömten über Savannahs Gesicht. Nast

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