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Nacht der Hexen

Titel: Nacht der Hexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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– soll ich selbst dort anrufen? Und euch wegen Hausfriedensbruch anzeigen? Das ist es nämlich, wisst ihr.«
    »Wir müssen tun, was unser Gewissen uns befiehlt«, sagte der zweite Mann mit einer tiefen Predigerstimme. »Wir sind Vertreter der Kirche der Hochheiligen Erlösung unseres Herrn und haben uns dem Kampf gegen das Böse in jedweder Gestalt verschrieben.«
    »Wirklich?«, sagte ich. »Dann haben Sie sich aber die falsche Adresse ausgesucht. Das Böse wohnt hier nicht. Versuchen Sie’s ein paar Häuser weiter. Ich bin sicher, Sie finden irgendwas.«
    »Wir haben es gefunden«, sagte eine der Frauen. »Die schwarze Messe. Eine Pervertierung des heiligsten christlichen Ritus. Wir wissen, was das bedeutet. Andere werden es erfahren. Sie werden kommen. Sie werden sich uns anschließen.«»Oh? So ein Ärger, und mir sind grade erst der Kaffee und die Donuts ausgegangen. Ich will keine schlechte Gastgeberin sein. Wenn Tee auch recht ist, setze ich den Kessel auf. Ich mache ein wirklich denkwürdiges Gebräu.«
    Der Junge ließ den Camcorder fallen. Eine Sekunde lang glaubte ich, es wäre die Bemerkung über meinen Tee gewesen. Dann, als er nach vorn stolperte, sah ich Savannah durch die Gardinen spähen. Sie grinste mir zu, dann hob sie die Hand, und der Junge zuckte ruckartig nach vorn und stürzte ins Gras.
    »Das ist nicht witzig«, sagte ich und stierte ihn wütend an, während er sich auf die Füße kämpfte. »Ich lasse mich doch nicht für dumm verkaufen. Wenn ihr mir irgendwas zu sagen habt, wendet euch an meinen Anwalt.«
    Ich stürmte ins Haus und knallte die Tür zu.
    Savannah lag auf dem Sofa und kicherte. »Das war einfach prima, Paige.«
    Ich ging quer durch den Raum und zog die Vorhänge zu.
    »Was zum Teufel hast du dir eigentlich dabei gedacht?«
    »Oh, die kommen nie drauf, dass ich das war. Mann, nimm’s doch nicht so ernst.« Sie spähte unter dem Vorhang hindurch.
    »Jetzt sieht er sich seine Schnürsenkel an, als ob er gestolpert wäre oder so was. Puh. Menschen sind ja so dämlich.«
    »Hör auf, dauernd so was zu sagen. Und mach, dass du vom Fenster wegkommst. Ich werde die Typen ignorieren und Essen machen.«
    »Können wir uns nicht irgendwas holen?«
    »Nein!«
    Am Ende holten wir uns etwas zu essen.
    Es war nicht Savannah, die das bewerkstelligt hatte. Während ich das Hühnchen fürs Abendessen auftaute, dachte ichüber die Leute in meinem Vorgarten nach, und je länger ich an sie dachte, desto wütender wurde ich. Je wütender ich wurde, desto wilder war ich entschlossen, mich von ihnen nicht aus der Fassung bringen zu lassen … oder sie wenigstens nicht wissen zu lassen, dass sie mich aus der Fassung gebracht hatten. Wenn ich zum Essen ausgehen wollte, würden sie den Teufel tun und mich daran hindern. Eigentlich wollte ich gar nicht zum Essen ausgehen, aber nachdem ich mich einmal dazu entschlossen hatte, zog ich es durch, und wenn’s aus Prinzip gewesen wäre.
    Niemand versuchte uns am Wegfahren zu hindern. Die Teenager filmten unsere Abfahrt, als hofften sie, mein Auto würde sich in einen Besenstiel verwandeln und abheben. Die Heilsprediger zogen sich in ihren Kleinbus zurück, bevor wir auch nur um die nächste Ecke gebogen waren; wahrscheinlich waren sie froh, sich hinsetzen zu können.
    Savannah hatte entschieden, dass sie etwas zum Mitnehmen vom Golden Dragon wollte. Das einzige chinesische Restaurant am Ort gehörte Mabel Higgins, die im ganzen Leben keinen Fuß aus Massachusetts hinausgesetzt und, nach ihrer Kocherei zu urteilen, auch noch nie einen Blick in ein asiatisches Kochbuch geworfen hatte. Ihre Version der chinesischen Küche war amerikanisches Chop Suey – mit anderen Worten, Makkaroni mit Formfleischwürfeln. Unglückseligerweise war der Golden Dragon neben der Bäckerei das einzige Restaurant in East Falls. Die Bäckerei schloss um fünf, also musste ich mein Essen ebenfalls im Golden Dragon besorgen. Ich würde lediglich weißen Reis bestellen. Nicht mal Mabel konnte den ruinieren.
    Ich parkte auf der Straße. In East Falls kann man fast nur am Straßenrand parken, vor allem in der Ortsmitte, wo die Gebäudesamt und sonders aus dem nicht motorisierten Zeitalter stammen. Das seitliche Einparken habe ich nie gemeistert – ich laufe lieber einen Block weiter, als es zu versuchen –, und so schob ich mich auf einen leeren Platz vor dem Lebensmittelladen, der ebenfalls seit fünf geschlossen hatte.
    »O Mann, kannst du nicht ein bisschen näher dran

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