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Nacht der Hexen

Titel: Nacht der Hexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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sie. »Eine Art Vaterfigur, aber er ist nicht Ihr Vater. Ein Onkel, vielleicht auch ein Freund der Familie?«
    »Oh, bitte«, sagte ich. »Wie kannst du dir diesen Mist ansehen?«
    »Das ist kein Mist«, sagte Savannah. »Das ist Jaime Vegas. Sie ist einfach die Beste.«
    »Es ist Schwindel, Savannah. Ein Trick.«
    »Nein, ist es nicht. Sie kann wirklich mit den Toten reden. Es gibt noch diesen anderen Typ, der’s auch kann, aber Jaime ist viel besser.«
    Eine Werbepause unterbrach die Sendung. Savannah griff nach der Fernbedienung und schaltete auf Schnellvorlauf.
    »Du hast das aufgenommen?«, fragte ich.
    »Klar. Jaime hat keine eigene Show. Sie sagt, sie reist lieber in der Gegend rum und redet mit den Leuten, aber sie ist jeden Monat einmal in der
Keni Bales Show
, und das nehme ich auf.«
    »Wie lang machst du das schon?«
    Sie zuckte die Achseln.
    »Oh, Liebes«, sagte ich, während ich ganz ins Zimmer trat.
    »Es ist ein Schwindel, siehst du das nicht? Hör sie dir doch mal an. Sie liefert ihre Theorien so schnell hintereinander ab, dass es niemandem auffällt, wenn sie sich irrt. Und die Fragen sind so offen – hast du die Letzte gehört? Sie hat gesagt,sie hätte eine Nachricht für jemanden, der in den letzten Jahren seinen Bruder verloren hat. Wie gut stehen die Chancen, dass niemand in so einem Publikum einen toten Bruder hat?«
    »Du verstehst’s eben nicht.«
    »Nur ein Nekromant kann Verbindung mit dem Jenseits aufnehmen, Savannah.«
    »Ich wette,
wir
könnten, wenn wir’s versuchten.« Sie drehte den Kopf, um mich anzusehen. »Hast du’s dir noch nie überlegt? Kontakt mit deiner Mutter aufzunehmen?«
    »So funktioniert das nicht mit der Nekromantik. Man kann die Toten nicht einfach anrufen.«
    Ich ging in die Küche und griff nach dem Telefon. Lucas Cortez’ Besuch hatte immerhin eines bewirkt – er hatte mich daran erinnert, dass ich Fragen zum Thema Kabalen hatte. Was mich wiederum daran erinnert hatte, dass Robert nicht zurückgerufen hatte. Es sah Robert nicht ähnlich, nicht zurückzurufen; als ich es also zum zweiten Mal versuchte – bei seiner Privatnummer, seinem Büro, seiner E-Mail –, begann ich mir Sorgen zu machen. Inzwischen war es fast vier, also versuchte ich es noch einmal an Adams Arbeitsplatz, obwohl ich bezweifelte, dass die dortige Collegebar um ein Uhr mittags offen sein würde. Dumm von mir – selbstverständlich war sie es.
    Ich sprach mit einem der Barmänner und erfuhr, dass Adam die Woche über bei irgendeiner Konferenz war. Was einen plötzlichen Erinnerungsschub und ein großes mentales »Argh!« auslöste. Ich kehrte an den Computer zurück, überprüfte die Mails der letzten Zeit und fand eine zwei Wochen alte Nachricht, in der Adam mir mitteilte, dass er seine Eltern zu einer Konferenz über die Bedeutung von Glossolalien inder charismatischen Bewegung begleiten würde. Nicht, dass Adam sich auch nur eine Spur für die Charismatiker oder für Glossolalien (auch bekannt als »in Zungen sprechen« ) interessiert hätte, aber die Konferenz fand in Maui statt, das einem Mann von vierundzwanzig Jahren auch sonst noch einiges zu bieten hatte. Die Daten der Konferenz? Zwölfter bis achtzehnter Juni. Heute war der sechzehnte.
    Ich erwog, die beiden in Maui aufzuspüren. Weder Robert noch Adam hatten ein Handy; Robert hielt nichts von ihnen, und Adams Anschluss war auf Eis gelegt worden, nachdem er wieder einmal versäumt hatte, eine gigantische Rechnung zu bezahlen. Um sie zu erreichen, musste ich also in dem Konferenzzentrum in Hawaii anrufen und ihnen eine Nachricht hinterlassen. Je mehr ich darüber nachdachte, desto alberner kam mir das vor. Robert würde in zwei Tagen wieder zu Hause sein. Ich verabscheute den Gedanken, hysterisch zu wirken. Dies war keine lebenswichtige Information, nur etwas Hintergrundmaterial. Es konnte warten.
    Genau genommen hatte Lucas Cortez’ Besuch mich sogar an zwei Dinge erinnert, die ich erledigen musste. Außer Robert anzurufen musste ich außerdem noch einen Anwalt finden. Von der Polizei hatte ich nichts mehr gehört, und ich bezweifelte auch, dass es noch geschehen würde, aber nichtsdestoweniger sollte ich den Namen eines Anwalts bei der Hand haben, nur für den Fall, dass sich die Notwendigkeit noch ergab.
    Ich rief bei der Kanzlei in Boston an, die meine Firma juristisch betreute. Meine Anwältin war auf Wirtschaftsfragen spezialisiert, aber sie müsste eigentlich in der Lage sein, mir die Namen anderer Anwälte zu nennen,

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