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Nacht der Hexen

Titel: Nacht der Hexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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Liebes. Ist es der Kopf oder der Magen?«
    »Beides … das heißt, keins davon. Ich weiß nicht.« Sie rümpfte die Nase. »Ich fühle mich einfach bloß … komisch.«
    Ich sah keine Anzeichen für eine Krankheit. Sie hatte kein Fieber, ihr Gesicht war nicht gerötet, und ihre Augen waren müde, aber klar. Stress wahrscheinlich. Ich hatte mich in jüngster Zeit auch nicht gerade in Bestform gefühlt.
    »Am Ende brütest du irgendwas aus«, sagte ich. »Ich wollte eigentlich was erledigen, aber es kann auch warten.«
    »Nein«, sagte Savannah, während sie sich hochstemmte. »Ich komme mit. Wahrscheinlich fühle ich mich besser, sobald ich hier rauskomme.«
    »Bist du sicher?«
    Sie nickte. »Vielleicht können wir ein paar Videos ausleihen.«
    »In Ordnung, mach dich fertig.«

    »Ich wette, es ist ein geschlossener Sarg«, sagte Savannah, als ich in den Chestnut Boulevard abbog.
    Ein Bild von Carys entstellter Leiche schoss mir durchs Hirn. Ich drängte es zurück.
    »Wir werden’s nicht rauskriegen«, sagte ich. »Ich setze keinen Fuß in die Nähe dieses Raums.«
    »Schade, dass es nicht eine von diesen Drive-thru-Aufbahrungen ist. Dann könnten wir ihn sehen, ohne dass es einer merkt.«
    »Drive-thru-Aufbahrungen?«
    »Hast du nie von denen gehört? Die hatten eine in Phoenix, als meine Mom und ich da gewohnt haben. Wir sind einmal vorbeigefahren, weil wir’s sehen wollten. Das ist genau wie ein Autobriefkasten, nur dass man halt durchs Fenster reinschaut, und da liegt dann der tote Typ.«
    »Mobiltrauer.«
    »Die Leute haben nicht viel Zeit heutzutage. Man muss es ihnen leicht machen.« Sie grinste und rutschte auf ihrem Sitzherum. »Ist schon irgendwie verdreht, was? Wenn man sich’s so überlegt, meine ich. Man fährt hin, und dann? Hält kurz an und redet in irgendein Gitter? Erzählt dem Typen, wie sehr man ihn vermissen wird?«
    »Solange er sich nicht aufsetzt und einen fragt, ob man auch Pommes will.«
    Savannah lachte. »Menschen sind dermaßen komisch.« Sie setzte sich wieder anders hin.
    »Musst du aufs Klo?«
    »Nein. Es ist bloß die Stillsitzerei.«
    »Das waren gerade mal fünf Blocks.«
    Sie zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Vielleicht krieg ich ’ne Grippe.«
    »Was macht dein Magen?«
    »Der ist okay, glaube ich.«
    Ich ging in aller Eile die Dinge durch, die sie in den letzten Tagen gegessen hatte. Dann plötzlich verkrampfte sich mein Magen. »Ist Cortez gestern Abend in die Nähe von deinem Caffè moca gekommen?«
    »Was?« Sie sah zu mir herüber. »Du glaubst, er hat mich vergiftet? Nee. Er hat mein Zeug nicht angerührt. Außerdem, so funktioniert das nicht mit Tränken. Wenn jemand dir einen gibt, merkst du’s sofort. Das hier kommt und geht. Oh, Moment … siehst du, jetzt ist es grade wieder weg. Verstehst du?« Sie sah über die Schulter zurück. »Ist dieses Institut nicht am Elm?«
    »Ja – verdammt!«
    Ich bog in die nächste Einfahrt ab und wendete. Wie schon erwähnt, das Bestattungsinstitut lag neben dem Bezirkskrankenhaus. Um präzise zu sein, die beiden Gebäude waren aneinander gebaut, vielleicht um den Transport derjenigen einfacherzu gestalten, die auf die Behandlung nicht angesprochen hatten. Somit bot das Krankenhaus auch einen fabelhaften Blick über den örtlichen Friedhof hin, was die Patienten sicherlich sehr ermutigend fanden.
    Der Parkplatz neben dem Bestattungsinstitut war voll; ich musste also hinter dem Krankenhaus parken. Savannah auf den Fersen, huschte ich geradezu zur Leichenhalle hinüber, so bedacht darauf, nicht gesehen zu werden, dass ich mich lieber durch eine Hecke schob, als die Straße zu nehmen. Nachdem ich es auf den Parkplatz des Bestattungsinstituts geschafft hatte, sah ich mich um, um mich zu vergewissern, dass gerade niemand kam oder ging; dann schoss ich zum Lieferanteneingang hinüber und klopfte.
    »Ich glaube, ich hab mir in der Hecke den Rücken zerkratzt«, sagte Savannah. »Was schert es uns, ob jemand dich sieht? Du hast den Typ schließlich nicht umgebracht.«
    »Ich weiß, aber es wäre respektlos. Ich will nicht noch mehr Schwierigkeiten verursachen.«
    Bevor sie antworten konnte, öffnete sich die Tür. Eine Frau Mitte vierzig spähte heraus; auf dem teigigen Gesicht lag ein finsterer Ausdruck, der mir eher Gewohnheit als Absicht zu sein schien.
    »Ja?« Bevor ich antworten konnte, nickte sie. »Ms. Winterbourne. Gut. Kommen Sie herein.«
    Ich hätte das Ganze lieber an der Tür erledigt, aber sie ließ den Knauf los und

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