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Nacht der Hexen

Titel: Nacht der Hexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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brauchst dir keine Sorgen zu machen, Liebes. Robert hat mir gestern Abend ein paar Informationen über Volos zugefaxt, und wenn sie mehr als zwanzig Meter entfernt ist, ist sie zu weit weg, um uns zu schaden. Ein Vorteil, wenn man einen Haufen Leute vor der Tür hat – sie wird es nicht wagen, zu nah ranzukommen.«
    »Das – das ist es nicht.«
    Sie sah wieder zum Fenster hin und kniff die Augen zusammen, als versuchte sie Leah auf die Entfernung zu sehen. »Ich hab sie beobachtet, okay? Und dann ist dieses Auto näher gekommen. Sie ist auf die Straße rausgegangen, und der Fahrer hat angehalten, und …« Savannah gab mir das Glas. »Ich glaube, du musst dir das selber ansehen. Von meinem Zimmer aus sieht man’s besser.«
    Ich ging in Savannahs Zimmer und sah durchs Fenster. Am Straßenrand stand mindestens ein halbes Dutzend Autos, aber mein Blick fiel sofort auf das eine, das fünf Häuser weiter auf der gegenüberliegenden Straßenseite geparkt war. Ich sah den kleinen weißen Viertürer, und mir stockte der Atem. Ich sagte mir, dass ich mich irrte. Es war ein sehr häufiger Autotyp. Aber schon als ich das Glas an die Augen hob, wusste ich, was ich sehen würde.
    Vorn im Auto saßen zwei Leute. Auf dem Beifahrersitz Leah, auf der Fahrerseite Lucas Cortez.
    »Vielleicht gibt’s da eine Erklärung«, sagte Savannah.
    »Wenn ja, dann will ich die jetzt gleich hören.«
    Ich marschierte in die Küche, griff nach dem schnurlosen Telefon und drückte auf Wahlwiederholung. Der Anschluss war auf Cortez’ Handy gelegt worden. Beim dritten Klingeln war er dran.
    »Lucas Cortez.«
    »Hey, ich bin’s, Paige«, sagte ich, wobei ich mich zwang, unbeschwert zu klingen. »Sagen Sie, könnten Sie vielleicht auf dem Weg in den Ort etwas Kaffeesahne mitbringen? Direkt an der Durchgangsstraße ist ein Laden. Oder sind Sie schon dran vorbei?«
    »Nein, noch nicht. Ich bin ein paar Minuten zu spät dran.« Die Lüge kam glatt heraus – nicht eine Nanosekunde desZögerns. Du Dreckskerl. Du verlogener Dreckskerl. Ich umfasste das Telefon fester.
    »Ist Ihnen richtige Kaffeesahne oder halb-und-halb lieber?«, fragte er.
    »Halb-und-halb«, brachte ich heraus.
    Ich hob das Fernglas. Er war immer noch da. Neben ihm lehnte sich Leah an die Beifahrertür.
    Ich fuhr fort: »Oh, und seien Sie vorsichtig, wenn Sie reinfahren. Hier hängen ein paar Leute rum. Lesen Sie keine Anhalter auf.«
    Eine Pause. Kurz, aber doch ein merkliches Zögern. »Ja, natürlich.«
    »Vor allem keine rothaarigen Halbdämonen«, fügte ich hinzu. »Das sind die Schlimmsten.«
    Eine lange Pause, als versuchte er die Möglichkeit abzuschätzen, dass dies ein Scherz sein könnte.
    »Ich kann es erklären«, sagte er schließlich.
    »Ich bin überzeugt, dass Sie das können.«
    Ich legte auf.

Mobiltrauer
     
    N achdem ich Cortez abgewürgt hatte, stürmte ich in die Küche und knallte das Telefon so hart auf die Unterlage, dass es wieder heraussprang. Ich griff hastig danach, bevor es auf dem Boden landete. Meine Hände zitterten so heftig, dass ich kaum auflegen konnte.
    Ich starrte auf meine Finger hinunter. Ich fühlte mich … ich fühlte mich verraten, und die Heftigkeit der Empfindung überraschte mich. Was hatte ich eigentlich erwartet? Es war wie die Parabel vom Skorpion und dem Frosch. Ich hatte gewusst, was Cortez war, bevor ich ihm Zugang zu meinem Leben gewährt hatte. Ich hätte mit dem Verrat rechnen sollen. Aber ich hatte es nicht getan. Auf irgendeiner tieferen Ebene hatte ich ihm vertraut, und in mancher Hinsicht schmerzte der Verrat noch mehr als der durch den Zirkel. Beim Zirkel hatte ich auf Unterstützung gehofft, aber im tiefsten Inneren hatte ich nicht wirklich mit ihr gerechnet. Sie hatten mir schließlich von Anfang an gesagt, dass sie mir nicht helfen würden. Das war eine Zurückweisung, aber kein Verrat. Und Cortez hatte diese Zurückweisung ausgenutzt, um sich bei mir einzuführen.
    »Paige?«
    Ich drehte mich zu Savannah um.
    »Ich hab auch gedacht, er wäre okay«, sagte sie. »Er hat uns beide drangekriegt.«
    Das Telefon klingelte. Ich wusste, wer es war, ohne auf das Display sehen zu müssen. Er hatte gerade genug Zeit gehabt, um Leah aus dem Auto zu werfen. Ich ließ den Anrufbeantworter drangehen.
    »Paige? Hier ist Lucas. Bitte nehmen Sie ab. Ich würde gern mit Ihnen reden.«
    »Yeah«, murmelte Savannah. »Das kann ich mir denken.«
    »Ich kann es erklären«, fuhr er fort. »Ich war unterwegs zu Ihrem Haus, und Leah hat

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