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Nacht der Hexen

Titel: Nacht der Hexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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irgendetwas, mit dem man die Meute lang genug ablenken oder abwehrenkonnte, dass auch Cortez ins Haus konnte. Ich ging mein Repertoire durch und stellte fest, dass ich nichts Brauchbares hatte. Ja, ich kannte ein paar aggressive Formeln, aber die Auswahl war so begrenzt, dass nichts davon auf die Situation passte. Was sollte ich tun? Einen einzelnen Menschen ohnmächtig werden lassen? Es Feuerkugeln regnen lassen? Ersteres würden sie wahrscheinlich gar nicht bemerken, und Letzteres würde zu viel Aufmerksamkeit erregen. Die rebellische Zirkelführerin, die auf ihre verbotenen Formeln so stolz war – sie war nutzlos. Absolut nutzlos.
    Während wir uns ins Haus retteten, hielt Cortez die Menge zurück, indem er die schmale Vortreppe blockierte, die Hände fest um die Geländer auf beiden Seiten geschlossen. Es hielt eben lang genug vor, dass wir es ins Innere schafften. Dann stieß jemand von hinten, und ein wuchtiger Mann kippte gegen Cortez’ Schulter. Cortez wich eben noch rechtzeitig zurück, um nicht umgeworfen zu werden. Seine Lippen bewegten sich, und einen Moment lang hielt die Menge am Fuß der Treppe inne, gebremst von einer Blockadeformel. Cortez schoss zur Tür hinauf und löste den Bann, bevor er zu offensichtlich wurde. Die vorderste Reihe der Leute unten kippte nach vorn.
    Ich riss die Gittertür auf. Cortez packte sie. Als er hindurchstürzte, glitt ein Schatten über uns hinweg. Ein junger Mann sprang über das Verandageländer. Die Formel flog von meinen Lippen, bevor ich denken konnte. Der Mann hielt abrupt inne; Kopf und Glieder zuckten rückwärts. Dann brach der Bindezauber, aber der Mann hatte seinen Schwung verloren und landete mehrere Schritte von uns entfernt auf den Planken der Veranda. Cortez schlug die Gittertür und dann die innere Haustür zu.
    »Gute Entscheidung«, sagte er.
    »Danke«, sagte ich, ohne zu erwähnen, dass die »Entscheidung« meine einzige Option gewesen war und ich noch Glück gehabt hatte, dass sie auch nur ein paar Sekunden lang funktioniert hatte. Ich verriegelte die Tür, sprach einen Schließ- und einen Perimeterzauber und ließ mich gegen die Wand fallen. »Bitte sagt mir, dass wir nicht wieder da raus müssen – nie wieder.«
    »Heißt das, wir können uns zum Abendessen Pizza kommen lassen?«, schrie Savannah aus dem Wohnzimmer.
    »Hast du fünfzig Dollar fürs Trinkgeld?«, rief ich zurück.
    »Für weniger arbeitet sich nämlich kein Pizzabote durch den Haufen da draußen.«
    Savannah stieß ein Geräusch aus – halb Warnruf, halb Kreischer. Als ich um die Ecke stürzte, sagte sie etwas, das ich nicht verstand. Der Körper eines Mannes flog quer durch den Gang zu den Schlafzimmern und traf mit dem Kopf voran auf die Wand. Ein scharfes Knacken, dann ein dumpfer Aufschlag, als er in einem Haufen auf dem Teppich landete. Cortez schoss an Savannah vorbei und fiel neben dem Mann auf die Knie.
    »Bewusstlos«, sagte er. »Kennst du ihn?«
    Ich sah mir den Mann an – mittlere Jahre, Stirnglatze, verkniffenes Gesicht – und schüttelte den Kopf. Mein Blick glitt die Wand hinauf bis zu dem Loch im Putz, zehn Zentimeter Kantenlänge, von dem Risse in alle Richtungen führten – wie eine riesige Spinne.
    »Leah«, sagte ich. »Sie ist hier –«
    »Ich glaube nicht, dass Leah das getan hat«, antwortete Cortez.
    Ein Augenblick des Schweigens, dann sah ich Savannah an.
    »Er hat mich halt erschreckt«, sagte sie.
    »Du
hast ihn k.o. geschlagen?«
    »Sie hat fabelhafte Reflexe«, bemerkte Cortez, während er nach dem Hinterkopf des Mannes tastete. »Möglicherweise eine Gehirnerschütterung. Mit Sicherheit eine Beule. Nichts Ernstes. Wollen wir uns ansehen, wen wir da haben?«
    Cortez griff nach hinten und zog dem Mann die Brieftasche aus der Hosentasche. Als ich zu Savannah hinübersah, ging sie gerade zu ihrem Zimmer. Ich wollte ihr folgen, als Cortez mir eine Karte zum Inspizieren hinreichte.
    Als ich die Karte entgegennahm, klingelte das Telefon. Ich fuhr zusammen; meine strapazierten Nerven schienen sich alle auf einmal zurückzumelden. Fluchend schloss ich die Augen und wartete darauf, dass das Klingeln aufhörte. Der Anrufbeantworter schaltete sich ein.
    »Ms. Winterbourne? Hier ist Peggy Dare vom Massachusetts Department of Social Services –«
    Meine Augen öffneten sich unvermittelt.
    »Wir würden uns gern mit Ihnen über Savannah Levine unterhalten. Es gibt eine Reihe von Punkten, die uns etwas beunruhigen …«
    Ich rannte zum Telefon. Cortez

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