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Nacht der Hexen

Titel: Nacht der Hexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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Augenblick ist die Klärung dieser Situation meine oberste Priorität.«

Fressrausch
     
    A ls ich auf dem Weg nach Hause um die vorletzte Ecke bog, drehte sich Cortez auf seinem Sitz zur Seite, so dass er sowohl mich als auch Savannah sehen konnte.
    »Wie ich schon gesagt habe, es ist möglich, dass einige Medienleute sich in der Nähe eingerichtet haben. Ihr müsst darauf vorbereitet sein. Vielleicht sollten wir den Plan noch einmal durchgehen. Das Wichtigste ist, dass ihr im Gedächtnis behaltet –«
    »Kein Kommentar, kein Kommentar, kein Kommentar«, sagte ich, und Savannah fiel ein.
    »Ihr lernt schnell.«
    »Wenn die Texte einfach genug sind, können sogar wir Hexen sie lernen.«
    »Ich bin sehr beeindruckt. Wenn wir aus dem Auto steigen, haltet euch in meiner unmittelbaren Nähe –«
    Savannah beugte sich vor. »Und du beschützt uns mit Blitzen und Hagelschlag und Höllenfeuer.«
    »Ich kann dich überhaupt nicht beschützen, wenn Paige jetzt auf die Bremse tritt und du durch die Windschutzscheibe fliegst. Schnall dich an, Savannah.«
    »Hab ich doch.«
    »Dann zieh den Gurt fest.«
    Sie setzte sich wieder hin. »Herrgott, du bist ja genauso übel wie Paige.«
    »Wie ich bereits erwähnte«, sagte Cortez, »unser oberstes Ziel ist es – oh.«
    Bei diesem einen Wort stockte mir der Atem. Ein einfaches Wort, eigentlich nicht einmal ein richtiges Wort, ein bloßer Laut, ein überraschter Ausruf. Aber dass Cortez
überhaupt
überrascht war – schlimmer noch, dass er sich mitten in einer seiner famosen Erklärungen unterbrach, um einen solchen Laut von sich zu geben – es ließ nichts Gutes ahnen.
    Ich war gerade in meine Wohnstraße eingebogen. Eine Viertelmeile weiter lag mein Haus – das musste ich jedenfalls annehmen. Sicher konnte ich mir nicht sein, weil die Straße auf beiden Seiten mit Autos, Lastwagen und Kleinbussen gesäumt war. Jeder Platz war besetzt; ein paar parkten in der zweiten Reihe. Was das Haus selbst anging, das konnte ich nicht wegen der Autos nicht sehen, sondern wegen der Menschenmenge, die sich über den Rasen, den Gehweg und die Straße selbst ergoss.
    »Fahr in die nächste Einfahrt«, sagte Cortez.
    »Ich kann hier nicht parken«, sagte ich, während ich den Fuß vom Gas nahm. »Meine Nachbarn müssen schon sauer genug sein.«
    »Du parkst ja auch nicht. Du wendest.«
    »Du willst, dass wir abhauen?«
    »Bis auf weiteres, ja.«
    Ich packte das Lenkrad fester. »Das kann ich doch nicht machen.«
    Ich hielt den Blick nach vorn gerichtet, aber ich spürte, dass er mich ansah.
    »In dein Haus zu kommen wird nicht so einfach sein, Paige«, sagte er, und seine Stimme war jetzt sanfter. »Diese Sorte von Situation … die Leute zeigen sich dann nicht gerade vonihrer besten Seite. Niemand könnte dir einen Vorwurf daraus machen, wenn du einfach umkehrtest.«
    Ich sah im Rückspiegel Savannah an.
    »Paige hat völlig Recht«, sagte sie. »Wenn wir jetzt den Schwanz einziehen, dann weiß Leah, dass sie uns Angst machen kann.«
    »In Ordnung«, sagte Cortez. »Dann also die nächste Lücke, die du siehst.«
    Während ich mich nach einem Platz zum Parken umsah, sagte niemand etwas. Meine Augen glitten von einer Gruppe zur anderen: von den Nachrichtenteams, die an Kaffeebechern aus dem Starbucks in Belham nippten, zu den verstreuten Gruppen von Leuten mit Camcordern und neugierig umherschweifenden Blicken, von den Staatspolizisten, die mit fünf kahlköpfigen Leuten in weißen Gewändern debattierten, zu den Männern, Frauen und Kindern, die mit Schildern, auf denen meine Seele in die Hölle gewünscht wurde, auf dem Gehweg auf und ab gingen.
    Fremde. Lauter Fremde. Ich sah über die Menge hin und entdeckte keine ortsansässigen Journalisten, keinen Dorfpolizisten, nicht ein einziges bekanntes Gesicht. Jede Haustür der Straße war geschlossen, jede Gardine zugezogen. Jeder war gewillt, die Junisonne und den kühlen Wind auszuschließen, wenn das bedeutete, dass sie auch ausschließen konnten, was da gerade am Haus Walnut Lane 32 passierte. Es ausschließen und warten, dass es verschwinden würde. Dass wir verschwinden würden.
    »Wenn Paige hält, steigt sofort aus«, sagte Cortez. »Öffnet den Gurt jetzt gleich und haltet euch bereit. Sobald ihr draußen seid, bleibt nicht mehr stehen – nehmt euch nicht mal die Zeit, euch umzusehen. Paige, nimm Savannah an die Handund geh am Auto vorbei nach vorn. Ich mache euch von dort aus den Weg frei.«
    Als wir um die Ecke gebogen waren, hatten

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