Nacht der Hexen
Nekromantin. Magier können die Toten nicht wecken.«
»Jetzt geht es uns schon
so
viel besser«, sagte Victoria, während ihr Gesicht sich zu einer wütenden und höchst undamenhaften Grimasse verzog. »Wir haben eine Invasion hier, Paige – nicht nur einen Halbdämon, sondern auch einen Magier und eine Nekrophile – «
»Nekromantin«, sagte ich. »Nekrophile sind Leute, die Sex mit Toten haben. Nekromanten tun das nicht – jedenfalls hoffe ich, dass sie’s nicht tun … Wenn ich mir’s so überlege, wechseln wir doch lieber das Thema.«
»Paige Winterbourne! Ich habe genug von deinen –«
Bums!
Etwas rumpelte auf der Kellertreppe. Dann trieb Savannahs Flüstern zu uns herauf: »Scheiße! Tut mir leid, Lucas, bin ausgerutscht.«
Er zischte ihr etwas zu, aber es war zu spät. Victoria schob mich zur Seite und stiefelte auf die Kellertür zu. Ich rannte ihr nach und holte sie ein, als sie noch einen Schritt von der Treppe entfernt war. Ich wollte die Tür zuschlagen, aber es war zu spät.
»Was in Gottes Namen –«
»O mein Gott«, sagte Therese, während sie Victoria über die Schulter sah. »Sie haben einen Mann getötet.«
»Wir haben niemanden getötet«, schnappte ich. »Der Typ ist hier eingebrochen, und … und ich –«
»Es hat ein Gerangel gegeben«, sagte Cortez vom Fuß der Treppe her. »Ich habe ihn aus Versehen bewusstlos geschlagen. Wir bringen ihn in den Keller; von hier aus kann er das Haus über die Treppe wieder verlassen. Da er einen Schlag auf den Kopf bekommen hat, wird er desorientiert sein und vermutlich annehmen, dass er die Treppe hinuntergefallen ist. Wie Sie sehen, haben wir alles unter Kontrolle.«
»Unter Kontrolle?« Victoria fuhr zu mir herum. »Das hier nennst du unter Kontrolle haben, Paige? Tote, die in Bestattungsinstituten herumlaufen? Horden von Fremden in deinem Vorgarten? Ein Magier in deinem Haus, der einen halb toten Mann in den Keller zerrt? Du hast eine vollkommen harmlose Situation von Tag zu Tag – nein, von Stunde zu Stunde – schlimmer gemacht.«
»Victoria«, sagte Therese, während sie nach dem Arm ihrer Freundin griff.
Victoria schüttelte sie ab. »Nein, das muss einmal ausgesprochen werden. Wir haben ihr gesagt, sie soll sich aus allem heraushalten –«
»Ich hab doch gar nichts getan!«, sagte ich.
»Du hast uns den Gehorsam verweigert. Vollkommen unverhohlen den Gehorsam verweigert, so wie du es seit Jahren getan hast. Um deiner Mutter willen, Paige, haben wir uns damit abgefunden. Ihrem letzten Wunsch entsprechend haben wir dir gestattet, dieses Kind aufzunehmen, obwohl der Himmel weiß, freiwillig würde ich dir nicht mal einen Wellensittich anvertrauen.«
»Das reicht jetzt«, sagte Cortez, während er die Treppe heraufzukommen begann.
Ich winkte ihn zurück und wandte mich an Victoria. »Sag mir, was ich getan habe. Bitte. Sag mir, was ich falsch gemacht habe. Ich habe mir einen Anwalt gesucht, wie ihr es mir geraten habt. Ich habe mit der Polizei zusammengearbeitet, als Leah diesen Anwalt umgebracht hat. Ich hab auf dem Revier gesessen und ihre Fragen beantwortet und auf Hilfe gewartet. Auf
eure
Hilfe.«
»Der Zirkel ist nicht dazu da, Leuten zu helfen, die sich selbst in Schwierigkeiten bringen. Du hast das Mädchen ins Haus genommen, obwohl du gewusst hast, dass diese Dämonenfrau hinter ihr her ist, obwohl du gewusst hast, dass sie Eves Tochter ist und nicht mal in die
Nähe
des Zirkels gehört.«
»Der Zirkel ist dazu da, allen Hexen zu helfen. Es gibt niemanden, der nicht dazugehört.«
»Da irrst du dich.« Victoria warf einen Blick die Treppe hinunter, zu Savannah hin, und sah dann wieder mich an. »Du hast vierundzwanzig Stunden, um eine andere Unterbringung für Savannah zu arrangieren. Eine
dauerhafte
Unterbringung. Wenn du das nicht tust, bist du im Zirkel nicht mehr willkommen.«
Ich erstarrte. »Was hast du gerade gesagt?«
»Du hast mich ganz richtig verstanden, Paige. Bring diese Sache in Ordnung, oder wir schließen dich aus dem Zirkel aus.«
»Ihr könnt mich nicht ausschließen – ich bin das Zirkeloberhaupt!«
Victoria lachte. »Du bist nicht –«
»Victoria«, sagte Therese wieder. »Bitte.«
»Bitte was? Bitte mach mit dieser Scharade weiter? Wir sind zu alt für solche Spielchen, Therese. Wir hätten ihnen letztes Jahr schon ein Ende machen sollen. Du bist nicht das Zirkeloberhaupt,Paige. Glaubst du wirklich, wir würden uns von einem Mädchen führen lassen, das so inkompetent ist, dass ein
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