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Nacht der Hexen

Titel: Nacht der Hexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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dass dies vielleicht das Beste war, was ich tun konnte: die Menge ablenken, indem ich ihnen den Anlass ihres Aufmarschs zeigte.
    »Hey!«, schrie ich. »Will jemand ein Interview?«
    Niemand drehte auch nur den Kopf. Halt, Korrektur, genau eine Person tat es. Cortez. Er hielt einen riesigen Mann zurück, der darauf aus zu sein schien, auf eine ältere Frau loszugehen. Cortez hatte den Kerl in der Kopfzange, aber der Mann musste mindestens fünfzig Kilo schwerer sein als er, und jedes Mal, wenn er den Arm schwenkte, riss er Cortez in die Luft. Ich sprang vom Geländer und stürzte mich ins Gewühl.
    Es war überraschend einfach, sich in der Menge zu bewegen. Ja, ein paar Fäuste schwangen in meine Richtung, aber solange ich in Bewegung blieb, suchten die Leute sich willigere Gegenüber. Bei einem Verwirrzauber ist es egal, wen man angreift, solange man überhaupt jemanden angreifen kann.
    Als ich Cortez erreicht hatte, griff ich nach der älteren Frau, um sie in Sicherheit zu bringen.
    »Du verdammtes Miststück!«, kreischte sie. »Nimm deine dreckigen Finger da weg!«
    Sie fuhr mir mit den Nägeln ins Gesicht und schlug mich in den Magen; dann warf sie mich zu Boden, als ich mich krümmte. Ein Mann stolperte über mich, fing sich wieder und rannte weiter. Als ich mich auf die Füße kämpfte, wand sich der andere Mann aus Cortez’ Griff, rappelte sich auf und stürzte davon, hinter der älteren Frau her. Ich wollte ihm folgen, aber Cortez packte mich am Arm.
    »Geht nicht«, keuchte er, während er sich Blut vom Mund wischte. »Es hilft nicht. Wir müssen den Bann brechen. Kennst du den Gegenzauber?«
    »Nein.« Ich sah eine Frau durch die Menge kriechen und Schlägen ausweichen. »Es scheint sich auch nicht auf alle Leute auszuwirken.«
    »Doch. Verwirrt sind sie alle. Aber nicht alle reagieren mit Gewalttätigkeit.«
    »Dann versuche ich, diese Leute in Sicherheit zu bringen. Versuch du es weiter mit der Formel.«
    Ich lief zu der kriechenden Frau hinüber, half ihr auf die Füße und manövrierte sie aus dem Gewühl. Wir überquerten die Straße, und ich ließ sie auf dem Bordstein der anderen Straßenseite zurück, bevor ich zurückkehrte. Ich brauchte mehrere Minuten, um einen Mann zu finden, der ebenfalls zu entkommen versuchte, und noch ein paar mehr, um ihn in Sicherheit zu bringen.
    Als ich das nächste Mal zurücklief, wurde mir klar, dass meine Mission etwas von dem Versuch hatte, einzelne Seehundbabys vor dem Abgeschlachtetwerden zu bewahren. Während ich eine Person rettete, wurden zwei weitere bewusstlos geschlagen. Entweder funktionierte Cortez’ Gegenzauber nicht, oder die Gewalt war inzwischen zum Selbstläufer geworden.
    »Du hast gedacht, du kommst davon, ja?«, sagte eine Stimme direkt neben mir. Es war einer der Heilsprediger. Er schlug mir eine Bibel ins Gesicht. »Weiche von mir, Satan!«
    Eine Hand packte mich am Arm. Ich sah in die wild rollenden Augen einer jungen Frau.
    »Schlampe!«, brüllte sie. »Sieh mal, was du mit meinem Shirt gemacht hast!« Sie packte es und zerrte die Vorderseite mit einem saumzerreißenden Ruck nach vorn. Es war mit Dreck und Blut bedeckt. Auch ihre Hand war blutverschmiert. Mit der anderen Faust umklammerte sie ein Schweizer Offiziersmesser, die blutige Klinge ausgeklappt.
    Ohne nachzudenken griff ich nach dem Messer. Die Klinge fuhr mir über die Handfläche. Ich quiekte und wich zurück. Cortez erschien und packte die Frau von hinten. Sie fuhr herum und stach zu. Die kurze Klinge grub sich in Cortez’ Seite. Sie zerrte sie heraus und zog den Arm nach hinten, um noch einmal zuzustechen.
    Ich sprach einen Bindezauber, und die Frau erstarrte mitten in der Bewegung. Ich stürzte mich auf sie, riss sie zu Boden und packte das Messer. Das brach den Bann, und sie wehrte sich, trat um sich und schrie. Cortez ging in die Knie und wollte mir helfen, sie festzuhalten, aber das Adrenalin schien ihre Kräfte verdreifacht zu haben, und es war, als wollte man ein wildes Tier festhalten. Wir sprachen Bindeformeln, aber keine davon funktionierte. Wenn wir die Leute doch nur beruhigen könnten. Ja, natürlich: eine Beruhigungsformel. Ich sprach eine, dann die nächste; ich wiederholte die Formel wie in einer Endlosschleife, bis ich merkte, wie die Frau unter mir erschlaffte.
    »Hey«, sagte sie, »was ist – Lass mich los! Hilfe! Feuer!«
    Rings um uns hatten die Leute aufgehört zu kämpfen und irrtenumher, wischten sich die blutigen Nasen und murmelten verwirrt vor sich

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