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Nacht der Hexen

Titel: Nacht der Hexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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Wahrheit ist, meiner Mom hat absolut nichts gefehlt. Ich wollte einfach noch nicht aus dem Nest. Mom hatte ein erfolgreiches kleines Unternehmen, und wir haben immer bescheiden gelebt, also war genug Geld da, dass ich mir die Universität aussuchen konnte. Ich habe ein Teilstipendium bekommen, und wir haben gedacht, Harvard wäre die logische Entscheidung. Und natürlich sieht es im Lebenslauf toll aus.« Ich holte zwei kleine Teller aus dem Schrank. »Und wo hast du studiert? Nein, warte, ich wette, ich komme drauf.«
    Er hob die Brauen.
    »Es ist eine Theorie«, erklärte ich. »Okay, so eine Art Gesellschaftsspiel,aber ich gebe ihm gern einen wissenschaftlichen Anstrich. Meine Freunde und ich haben diese Theorie, dass man immer feststellen kann, wo jemand studiert hat, sobald sie den Namen ihrer Universität aussprechen.«
    Noch eine hochgezogene Braue.
    »Im Ernst. Harvard zum Beispiel. Ganz gleich, wo jemand ursprünglich hergekommen ist, nach drei Jahren an der Harvard University sagen sie alle
Hah-vahd

    »Bevor du auf die Universität gegangen bist, hast du die
R
s also ausgesprochen?«
    »Nein, ich bin aus Boston, ich habe schon immer
Hah-vahd
gesagt. Moment, die Kekse sind fast fertig.« Ich stellte den Timer ab, holte das Blech aus dem Ofen und schüttete die dampfenden Kekse auf ein Gitter.
    »Wenn ich diese Theorie richtig verstanden habe«, sagte Cortez, »würde also jemand, der aus der Gegend von Boston stammt und ein College anderswo besucht, aufhören, Harvard
Hah-vahd
auszusprechen?«
    »Natürlich nicht. Ich hab ja nicht behauptet, dass es eine perfekte Theorie ist.«
    Er lehnte sich mit dem Rücken an die Anrichte; seine Lippen verzogen sich etwas.
    »In Ordnung. Probier diese Hypothese aus. Wo habe ich studiert?«
    »Nimm dir lieber erst einen Keks, bevor sie hart werden.« Wir nahmen uns jeweils einen Keks vom Gitter. Nach ein paar Bissen spülte ich mir mit einem Schluck Kaffee den Mund aus.
    »Okay«, sagte ich. »Ich zähle ein paar Universitäten auf. Du wiederholst sie jeweils in einem Satz, zum Beispiel ›Ich war in Wieauchimmer‹. Erstens, Yale.«
    »Ich war in Yale.«
    »Warst du nicht. Versuch’s mit Stanford.«
    Ich zählte sämtliche großen juristischen Fakultäten auf. Er wiederholte sie, eine nach der anderen.
    »Verdammt«, sagte ich, »funktioniert nicht. Sag noch mal
Columbia

    Er tat es.
    »Ja … nein. Ach, ich geb’s auf. Aber das war dicht dran. Ist es Columbia?«
    Er schüttelte den Kopf und streckte die Hand nach dem nächsten Keks aus. »Darf ich die Möglichkeit ins Spiel bringen, dass deine Logik nicht makellos ist?«
    »Auf keinen … Oh, okay. Wie gesagt, es ist keine perfekte Theorie.«
    »Ich beziehe mich weniger auf die Theorie als auf deine Annahme, dass ich eine der besten juristischen Fakultäten den Landes besucht habe.«
    »Natürlich hast du das. Du bist offensichtlich intelligent genug, um genommen zu werden, und dein Vater kann es sich leisten, dich auf jede Universität zu schicken,
ergo
hast du dir eine der Besten ausgesucht.«
    Savannah erschien in der Tür; sie trug ein mit Lilien bedrucktes Flanellnachthemd. Irgendein Zirkelmitglied hatte es ihr zu Weihnachten geschenkt, aber sie hatte es noch nie zuvor getragen. Das Schildchen hing noch am Ärmel. Sie musste es aus dem hintersten Winkel ihres Kleiderschranks ausgegraben haben – ein Zugeständnis an die Anwesenheit eines Mannes im Haus.
    »Ich kann nicht schlafen«, sagte sie. Ihr Blick fiel auf das Gitter auf der Anrichte. »Dachte ich mir doch, dass ich Kekse rieche. Warum hast du nichts gesagt?«
    »Weil du eigentlich im Bett sein solltest. Nimm dir einen und verschwinde wieder.«
    Sie nahm zwei Kekse vom Gitter. »Ich hab doch gesagt, ich kann nicht schlafen. Die machen zu viel Krach.«
    »Wer?«
    »Die Leute! Weißt du noch? Horden von Leuten vor unserem Haus?«
    »Ich höre nichts.«
    »Weil du auf Totalverweigerung machst!«
    Cortez stellte seinen Becher auf der Anrichte ab. »Ich höre nichts außer einem Murmeln, Savannah. Weniger, als du hören würdest, wenn wir den Fernseher laufen ließen.«
    »Geh und schlaf in meinem Zimmer«, schlug ich vor. »Von dort aus dürftest du eigentlich gar nichts hören.«
    »Hinterm Haus sind inzwischen auch Leute.«
    »Ins Bett, Savannah«, sagte Cortez. »Wir werden die Situation morgen in Augenschein nehmen und erwägen, ob wir aktiv werden sollten.«
    »Ihr Typen versteht doch wirklich überhaupt nichts.«
    Sie schnappte sich den letzten

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