Nacht der Leidenschaft
inmitten der Gäste allein gefühlt. Jetzt habe ich endlich ein Zuhause und eine Frau, und das will ich genießen. Wenn du ausgehen möchtest, dann begleite ich dich, ganz gleich, wonach dir der Sinn steht. Aber ich würde lieber hier bleiben.“
Sie hob die Hand und strich ihm zärtlich über die Wange. „Dann langweilst du dich nicht?“
„Nein“, antwortete er und wurde plötzlich nachdenklich. Die dunklen Brauen zogen sich zusammen, als er sie ansah. „Ich verändere mich“, stellte er ernst fest. „Du machst mich zu einem zahmen Mann.“
Bei diesem Scherz rollte Amanda die Augen zum Himmel. „‚Zahm‘ ist das letzte Wort, mit dem ich dich beschreiben würde sagte sie. „Als Ehemann fällst du derart aus dem Rahmen, dass ich es manchmal nicht fassen kann. Ich frage mich, was für einen Vater du abgeben wirst.“
„Oh, ich werde unserem Sohn immer nur das Beste geben. Ich werde ihn höllisch verwöhnen, ihn auf die besten Schulen schicken, und wenn er von seiner Weltreise zurückkehrt, wird er Devlin’s für mich übernehmen.“
„Und wenn wir ein Mädchen bekommen?“
„Dann wird sie Devlin’s für mich übernehmen“, antwortete er prompt.
„Dummerchen … eine Frau könnte so etwas doch nie tun.“
„Meine Tochter schon“, ließ er sie wissen.
Anstatt zu widersprechen, lächelte Amanda ihn an. „Und was wirst du tun, wenn dein Sohn oder deine Tochter dein Unternehmen übernommen hat?“
„Dann werde ich meine Tage und Nächte damit verbringen, dich glücklich zu machen“, erklärte er. „Kein leichtes Unterfangen, würde ich meinen.“ Er lachte und wich ihr aus, als sie ihm einen Klaps auf sein festes Hinterteil geben wollte.
Der schrecklichste Tag in Jacks Leben begann harmlos mit dem alltäglichen kleinen Frühstücksritual, den Küssen zum Abschied und dem Versprechen, zum Mittagessen nach Hause zu kommen. Draußen regnete es leicht. Am grauen Himmel ballten sich dunkle Wolkenberge zusammen und kündeten ein Unwetter mit starken Regenfällen an. Als Jack sein einladend warmes Verlagsgebäude betrat, in dem sich bereits einige Kunden drängten, die vor dem Regen Zuflucht gesucht hatten, durchströmte ihn ein Gefühl der Zufriedenheit und Freude.
Seine Geschäfte gediehen, eine liebende Frau erwartete ihn zu Hause, und die Zukunft sah unendlich viel versprechend aus. Es schien zu schön, um wahr zu sein, dass ein Leben, das unter so schlechten Vorzeichen begonnen hatte, diese glückliche Wendung nahm. Irgendwie hatte er mehr bekommen, als er verdiente, sinnierte Jack und lächelte, als er die Treppen zu seinen Geschäftsräumen hinaufeilte.
Er arbeitete konzentriert bis mittags, dann legte er Papiere und Manuskripte auf einen Haufen und schickte sich an, wie verabredet nach Hause zum Essen zu gehen. Auf ein leichtes Klopfen an der Tür hin erschien Oscar Fretwells Kopf. „Devlin“, sagte er ruhig, wenngleich er besorgt aussah, „diese Nachricht ist soeben für Sie eingetroffen. Der Mann, der sie brachte, sagte, es sei äußerst dringend.“
Mit einer steilen Falte zwischen den Brauen nahm er ihm die Notiz ab und überflog sie rasch. Die Worte in schwarzer Tinte schienen ihm förmlich entgegenzuspringen. Es war Amandas Handschrift. In ihrer Eile hatte sie nicht unterschrieben.
Jack, ich bin krank. Habe nach dem Arzt geschickt. Komm bitte sofort nach Hause.
Seine Finger schlossen sich um das Papier und knüllten es zu, einer festen Kugel zusammen. „Es ist Amanda“, murmelte er.
„Was kann ich tun?“, fragte Fretwell sofort.
„Kümmern Sie sich hier um alles“, rief Jack über die Schulter hinweg und war schon halb zur Tür hinaus gelaufen.
„Ich muss nach Hause.“
Während der kürzen, eiligen Fahrt spielte Jack in Gedanken die verschiedensten Möglichkeiten durch. Was, in Gottes Namen, konnte Amanda passiert sein? Heute Morgen noch war sie das blühende Leben in Person gewesen.
Vielleicht hatte sie einen Unfall gehabt? In wachsender Panik zog sich sein Magen zusammen, und als er endlich am Ziel angelangt war, sah er bleich und verzweifelt aus.
„Oh, Sir“, rief Sukey, als er in die Eingangsdiele stürzte, „der Arzt ist gerade bei ihr … Es kam so plötzlich … meine arme Miss Amanda.“
„Wo ist sie?“, herrschte er sie an.
„I … im Schlafzimmer, Sir“, stotterte Sukey.
Sein Blick fiel auf das Bündel Betttücher in ihren Armen, die sie einem herbeieilenden Hausmädchen übergab, damit sie gewaschen wurden. Voller Schreck sah er die
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