Nacht der Leidenschaft
die sie zu einem der begehrtesten Gäste bei Londoner Einladungen hatte werden lassen. Ihr ‚kluger‘ Vorstand” und ‚origineller Witz‘ wurden nach wie vor in literarischen wie auch politischen Kreisen gerühmt.
„Ich werde vorgeführt wie ein Zirkuspony“, hatte sich Amanda einmal bei Jack nach einer Versammlung beschwert, bei der jeder ihrer Bemerkungen größte Bedeutung beigemessen worden war. „Warum fällt es den Menschen so schwer zu glauben, dass eine Person in Frauenkleidern auch einen Verstand haben könnte?“
„Niemand möchte, dass eine Frau zu klug ist“, hatte Jack ihr erklärt und über ihre Verärgerung gelacht. „Wir Männer wollen eben den Schein unserer Überlegenheit aufrechterhalten.“
„Und warum fühlst du dich dann nicht von der Intelligenz einer Frau bedroht?“, hatte sie ihn immer noch grollend gefragt.
„Weil ich weiß, wie ich dich in die Schranken weisen kann“, hatte er unverschämt grinsend geantwortet und war zurückgesprungen, als sie ihm diese Bemerkung lachend hatte heimzahlen wollen.
Schmunzelnd erinnerte sie sich an diese Begebenheit, während sie Jacks Geschichte über Drachen, Regenbogen und Zauberer lauschte, bis Edward auf seinem Schoß eingenickt war. Behutsam legte Jack den schlafenden Jungen auf die Wolldecke im Gras.
Amanda tat so, als merkte sie nicht, dass sich ihr Mann neben sie gesetzt hatte.
„Leg das weg“, kommandierte er und schmiegte das Gesicht in ihr lockiges Haar.
„Das kann ich nicht.“
„Warum nicht?“
„Ich habe einen sehr gestrengen Arbeitgeber, der sich beschwert, wenn die Review nicht termingerecht fertig wird.“
„Aber du weiß gen kannst.“
„Dafür habe ich jetzt keine Zeit“, sagte Amanda abweisend. „Wenn du mich bitte arbeiten lassen würdest.“ Aber sie wehrte sich nicht, als er die Arme um sie schlang. Sein Mund presste sich auf ihren Hals und löste bis hin zu den Zehenspitzen eine Welle der Lust in ihr aus.
„Hast du überhaupt eine Ahnung, wie sehr ich dich begehre?” Er fuhr mit den Fingern über die Wölbung ihres Bauches, in dem sich ihr zweites Kind bewegte. Dann wanderte die Hand am Bein entlang zum Knöchel und verschwand unter ihren Röcken. Die Seiten fielen ihr aus der Hand und flatterten ins Gras.
„Jack“, sagte sie atemlos und schob ihn weg, „nicht vor Edward.“
„Er schläft.“
Amanda drehte sich zu ihm um, legte den Mund auf seine Lippen und küsste ihn leidenschaftlich. „Du wirst bis heute Nacht warten müssen“, sagte sie, als sich ihre Lippen trennten. „Wirklich Jack, du bist unverbesserlich. Wir sind jetzt vier Jahre verheiratet. Du hättest meiner schon längst überdrüssig werden müssen, wie jeder normale, achtbare Ehemann auch.“
„Tja, das ist dein Problem“, sagte er logisch folgernd und streichelte ihre Kniekehle. „Ich war niemals achtbar. Ich bin ein Schurke, wie du weißt.“
Lächelnd sank Amanda auf das sommerwarme Gras und zog ihn auf sich, bis seine Schultern das Sonnenlicht abfingen, das durch das grüne Blattwerk fiel. „Glücklicherweise bin ich dahintergekommen, dass es viel unterhaltsamer ist, mit einem Schurken verheiratet zu sein, als mit einem Gentleman.“
Jack schmunzelte, aber das schelmische Funkeln seiner Augen wurde von einem nachdenklichen Ausdruck überdeckt.
„Wenn du das Rad noch einmal zurückdrehen und in deinem Leben einige Dinge anders machen könntest …“, murmelte er und strich ihr die widerspenstigen Locken aus der Stirn.
„Nicht um alle Reichtümer dieser Welt“, antwortete Amanda und küsste ihn auf die Fingerspitzen. „Ich habe alles, was ich mir erträumt habe.“
„Dann erträume dir noch ein wenig mehr“, flüsterte er, bevor er sich zärtlich über sie beugte.
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