Nacht der Leidenschaft
hereinfiel und ihn für einen Gentleman hielt.
„Miss Briars“, sagte er mit leiser Stimme und nahm ihre behandschuhten Hände in die seinen. Er musterte sie mit bewunderndem Blick. „Sie sehen wie ein Weihnachtsengel aus.“
Amanda lachte amüsiert über sein Kompliment. „Vielen Dank für das wunderschöne Buch, Mr. Devlin. Ich werde es wie einen Schatz hüten. Aber leider habe ich nichts für Sie.“
„Ihr Anblick in diesem zauberhaft dekolletierten Kleid ist das einzige Geschenk, das ich mir wünsche.“
Sie legte die Stirn in Falten und blickte hastig um sich, um zu sehen, ob jemand in ihrer Nähe stand. „Psst … und wenn man Sie gehört hat?“
„Dann würde man denken, dass ich eine Schwäche für Sie habe“, murmelte er mit samtweicher Stimme. „Und der Betreffende hätte Recht.“
„Eine Schwäche“, wiederholte sie gelassen, während sie innerlich einen Freudensprung machte. „Du lieber Himmel, wie poetisch!“
Er blickte sie schmunzelnd an. „Ich habe nicht Ihr Talent, eine erregende Schilderung fleischlicher Lust blumenreich zu Papier zu bringen. Ich gebe offen zu …“
„Ich wäre Ihnen wirklich dankbar, wenn Sie diese schmutzigen Themen an einem heiligen Feiertag nicht weiter zur Sprache brächten“, zischte sie mit knallroten Wangen.
Devlin grinste unverschämt und legte ihre Hand auf seinen Arm. „Schön“, sagte er einlenkend, „für den Rest des Tages werde ich mich wie ein Chorknabe benehmen, wenn Sie es wünschen.“
„Das wäre ein begrüßenswerter Wechsel“, meinte sie mit züchtigem Augenaufschlag und brachte ihn zum Lachen.
„Kommen Sie, ich möchte Sie einigen Freunden vorstellen.“
Es entging Amanda nicht, dass Devlin unwillkürlich eine Besitzermiene zur Schau trug, als er sie in den großen Salon führte. Sie wechselten von einer Gruppe lächelnder Gäste zu anderen. Devlin stellte vor, erwiderte gute Wünsche, machte ab und zu einen kleinen, geistreichen Scherz, und das alles mit einer natürlichen Leichtigkeit, die sie in Erstaunen versetzte.
Etwas in seinem Gebaren oder Ausdruck zeigte, dass er mit Amanda auf eine Weise verbunden war, die über das Geschäftliche hinausging. Ihre eigene Reaktion darauf beunruhigte sie. Nie war sie die andere Hälfte eines Paares gewesen, nie hatte sie neidische Blicke von anderen Frauen gespürt oder bewundernde von den Männern. Um es kurz zu sagen, noch nie hatte ein Mann bewusst seinen Anspruch auf sie in der Öffentlichkeit deutlich gemacht, aber mit ihrem feinen Instinkt spürte sie, dass Devlin genau das tat.
Sie machten ihre Runde durch die großen Gesellschaftsräume. Für die Gäste, die weder tanzen noch singen wollten, stand ein mahagonigetäfelter Salon bereit, in dem bereits eine Anzahl von Damen und Herren begeistert Scharade spielte. In einem angrenzenden Raum wurde an mehreren Kartentischen Whist gespielt. Amanda erkannte viele der Gäste wieder – Schriftsteller, Publizisten und Journalisten, denen sie während der letzten Monate bei verschiedenen gesellschaftlichen Anlässen begegnet war. Ein fröhliches, lebhaftes Stimmengewirr schwebte durch die Räume. Der Geist des Weihnachtsfestes hatte jeden erfasst und spiegelte sich in den Gesichtern, vom jüngsten bis zum ältesten Gast.
An einem Tisch mit Erfrischungen gönnte Devlin ihr eine Pause. Einige Kinder spielten hier ‚Drachenschnappen‘.
Sie standen auf Stühlen um eine Schale dampfend heißen Punsch herum und versuchten, die heißen Rosinen mit ihren kleinen Fingern zu schnappen und schnell in den Mund zu werfen. Devlin lachte beim Anblick der klebrigen Gesichter, die sich zu ihm umdrehten.
„Wer wird gewinnen?“, fragte er, und alle zeigten auf einen pummeligen Rotschopf.
„Georgie! Er hat bis jetzt die meisten Rosinen erwischt.“
„Ich habe die schnellsten Finger, Sir“, sagte der Junge mit zuckerverschmiertem Grinsen.
Devlin lächelte und schob Amanda zur der riesigen Schale. „Versuchen Sie es, forderte er sie auf und die Kinder begannen reihum zu kichern.
Amanda blickte ihn mit einer steilen Falte zwischen den Brauen an. „Ich fürchte, es dauert zu lange, um mir die Handschuhe auszuziehen“, entgegnete sie kühl.
In den blauen Augen des Gastgebers leuchtete Schadenfreude auf. „Dann werde ich Ihnen dabei helfen.“
Er zog den eigenen Handschuh aus, und bevor Amanda ein Wort des Protests hervorbringen konnte, griff er in die Schüssel. Geschickt fischte er eine heiße Rosine heraus und drückte sie ihr in den
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