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Nacht der Leidenschaft

Nacht der Leidenschaft

Titel: Nacht der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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hat Sie geschickt?“, fragte sie lakonisch.
    Fretwell grinste dümmlich, machte aber keine Anstalten, es zu leugnen. „Ich soll Ihnen sagen, dass King Mitchell geschieden, ein Spieler und ein sehr schlechter Umgang ist.“
    „Ich fand ihn ausgesprochen unterhaltsam“, entgegnete Amanda schelmisch und tanzte die nächsten Figuren der Quadrille. Dann entdeckte sie Devlin unter einem großen Türbogen. Sie erwiderte seinen missmutigen Blick mit einem fröhlichen Winken und tanzte die Quadrille mit Fretwell weiter.
    Nachdem der Tanz beendet war, geleitete Fretwell sie zum Büfett. Während ein Diener eine himbeerfarbene Flüssigkeit in ein Kristallglas schenkte, bemerkte Amanda einen Mann, der dicht neben ihr stand. Sie drehte sich um und lächelte den Unbekannten an.
    „Kennen wir uns, Sir?“
    „Bedauerlicherweise nein.“ Er war groß, eher schlicht aussehend und hatte sein Äußeres mit einem jener kurz geschnittenen Bärte aufgewertet, die jetzt so sehr in Mode gekommen waren. Zwei schöne braune Augen lenkten von der großen Nase ab. Der Mund verzog sich zu einem ungezwungenen, freundlichen Lächeln. Das dichte rötliche Haar war an den Schläfen silbern meliert. Amanda schätzte ihn auf mindestens fünf bis zehn Jahre älter als sie … ein reifer Mann, etabliert und selbstsicher.
    „Darf ich Sie bekannt machen , sagte Fretwell und rückte seine Brille auf der Nase zurecht. „Miss Amanda Briars, Mr. Charles Hartley. Wie es der Zufall will, schreiben Sie beide für den gleichen Verlegen“
    Amanda war neugierig auf den Mann, der ebenfalls in Jack Devlins Diensten stand. „Mr. Hartley hat mein Mitgefühl“, sagte sie und brachte beide Herren zum Lachen.
    „Mit Ihrer Erlaubnis, Miss Briars“, murmelte Fretwell vergnügt, „werde ich, Sie jetzt allein lassen. Während Sie sich gegenseitig Ihr Leid klagen, möchte ich alte Freunde begrüßen, die gerade gekommen sind.“
    „Selbstverständlich“, sagte Amanda und nippte vom süßen Punsch. Sie blickte Hartley an, als ob ihr plötzlich ein Licht aufginge. „Sie sind doch nicht Onkel Hartley?“, fragte sie entzückt. „Der die Kinderreime schreibt?” Als er zur Bestätigung nickte, lachte sie und berührte impulsiv seinen Arm. „Ihre Bücher sind wunderbar. Wirklich wunderbar. Ich habe Ihre Geschichten meinen Nichten und Neffen vorgelesen. Meine Lieblingsverse handeln vom Elefanten, der sich immer beklagt, und dann auch vom König, der die Zauberkatze findet …“
    „Ja, ja, meine unsterblichen Verse“, sagte er mit spöttischer Selbstverachtung.
    „Aber sie sind klug“, räumte Amanda aufrichtig ein. „Und es ist so schwierig, für Kinder zu schreiben. Mir würde nie etwas einfallen, das ihnen gefällt.“
    Ein warmes, herzliches Lachen verschönerte seine schlichten Gesichtszüge. “Ich kann mir schwer vorstellen, Miss Briars, dass Sie bei Ihrem Können einer Aufgabe nicht gerecht werden.“
    „Kommen Sie, wir suchen uns einen Platz, wo wir ungestört reden können“, schlug Amanda vor. „Ich habe viele Fragen an Sie.“
    „Diesen Vorschlag nehme ich gern an“, sagte er und reichte ihr den Arm.
    Amanda fand seine Gesellschaft erholsam und beruhigend, im Gegensatz zu der anregenden, lebendigen Ausstrahlung Jack Devlins. Ironischerweise war Hartley, der seinen Lebensunterhalt mit dem Schreiben von Kinderbüchern verdiente, verwitwet und ohne eigene Kinder…
    „Es war eine gute Ehe“, vertraute er Amanda an und hielt immer noch das Punschglas in der Hand, das er bereits vor einigen Minuten leer getrunken hatte. „Meine Frau verstand es, einem Mann eine liebevolle Gefährtin zu sein.
    Sie war natürlich und freundlich in ihrem Wesen und niemals launisch, wie die meisten Frauen heutzutage. Sie sagte offen ihre Meinung und lachte gern.“ Hartley schwieg und betrachtete Amanda nachdenklich. „Ehrlich gesagt, sie war Ihnen ziemlich ähnlich.“
    Jack gelang es, sich der tödlich langweiligen Unterhaltung mit zwei Gelehrten, einem Dr. Samuel Shoreham und seinem Bruder Claude, zu entziehen, die ihn allen Ernstes überzeugen wollten, ihr Buch über die Antike herauszugeben. Mit kaum verhohlener Erleichterung kehrte er den beiden Brüdern den Rücken und steuerte auf Fretwell zu. „Wo ist sie?“, fragte er ihn kurz. Um wen es sich dabei handelte, bedurfte keiner Erklärung.
    „Miss Briars hat sich mit Mr. Hartley auf die Couch nebenan im kleinen Salon zurückgezogen“, antwortete Fretwell. „Bei ihm ist sie vollkommen sicher, dafür

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