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Nacht der Leidenschaft

Nacht der Leidenschaft

Titel: Nacht der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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tiefer eingegraben. Er hatte abgenommen, wodurch seine Wangenknochen mehr hervortraten und den kantigen Winkel des Kiefers betonten. Außerdem waren da Schatten unter seinen Augen, die von mangelndem Schlaf zeugten.
    „Du siehst sehr müde aus, sagte sie unumwunden. „Du solltest mehr schlafen.“
    „Ich habe mich in Sehnsucht nach dir verzehrt“, sagte er mit unmissverständlichem Spott. „Ist dies die Antwort, die du erwartet hast?“
    Ihre Haltung wurde starr. Diese höhnische Bemerkung hatte sie nicht erwartet. „Lass mich bitte los. Ein Band von meinen Schuhen hat sich gelockert.“
    „Noch nicht.“ Seine Hand rührte sich nicht von ihrem Rücken. „Ich habe eine gute Nachricht für uns beide. Die erste Ausgabe von Eine unvollkommene Frau ist ausverkauft. Für Folge Nummer zwei besteht eine so große Nachfrage, dass ich den Auftrag für die Druckerei in diesem Monat verdoppeln werde.“
    „Oh. Das ist tatsächlich eine gute Nachricht.“ Aber die Freude, die sie normalerweise empfunden hätte, blieb aus; stattdessen breitete sich eine unerträgliche Spannung zwischen ihnen aus. “Jack, mein Schuh …“
    „Verdammt“, zischte er, unterbrach den schwungvollen Wirbel und führte sie von der Tanzfläche.
    Amanda stützte sich auf seinen Arm, als sie auf zwei goldgefasste Stühle am Rande eines kleinen Salons zusteuerten. Innerlich verfluchte sie das feine Bändchen, das sich an ihrer Fessel gelockert hatte, sodass der Schuh keinen Halt mehr hatte und sie ihn beinahe verloren hätte.
    „Setz dich“, lautete Jacks kurze Aufforderung. Dann kniete er sich neben sie und griff nach ihrem Fuß.
    „Lass das“, fuhr sie ihn an, als sich einige neugierige wie auch belustigte Blicke auf sie richteten.
    Einige weibliche Gäste tuschelten sogar hinter ihren Fächern oder behandschuhten Händen. Welch ein Spektakel!
    Die züchtige Miss Amanda Briars und der berüchtigte Frauenheld Jack Devlin! „Die Leute beobachten uns“, sagte sie leise, als er ihr den Schuh vom Fuß zog.
    „Beruhige dich. Das ist nicht das erste Mal, dass ich so etwas sehe. Manche Frauen richten es absichtlich so ein, als Vorwand, um ihrem Tanzpartner die Fesseln zu zeigen.“
    „Wenn du andeutest, ich würde diesen … diesen dämlichen Vorwand gebrauchen, um … um, nun, dann bist du noch eingebildeter als ich dachte!” Amanda errötete verlegen, als er das leichte Schühchen schmunzelnd in die Hand nahm.
    „Aber Miss Briars“, murmelte er. „Sie sind sehr frivol.“
    Sie hatte die Ballschuhe impulsiv gekauft. Wie bei sonstigen Schuhkäufen hatte sie nicht auf Qualität und Funktion geachtet. Diese hier waren nur ein Hauch von einem Schuh und bestanden aus einer dünnen Sohle, einem flachen Absatz, Spitzen und Bändern, wurden von Schleifen zusammengehalten und waren an den Zehen mit winzigen Blüten bestickt. Eines der dünnen Seiden bänden das den Schuh an ihrem Knöchel festhielt, war gerissen.
    Geschickt knotete Jack die beiden Enden zusammen.
    Er machte ein ziemlich unbeteiligtes Gesicht, als er ihr das Schühchen anzog und mit einer Schleife am Knöchel festband. Allerdings zeigte der verräterische Rest eines Lächelns in den Augen, dass ihm ihre Hilflosigkeit sowie die Aufmerksamkeit, die sie auf sich lenkten, höllischen Spaß machten. Amanda hielt das Gesicht weiterhin abgewandt und blickte krampfhaft auf die verschlungenen Hände in ihrem Schoß.
    Devlin achtete darauf, keinen ungehörigen Blick auf ihren Knöchel zu werfen, als er das Schühchen an der Ferse zurechtrückte. Amanda hatte ihre Beine nie gemocht. Sie waren stämmig und zu kurz. An eine Frau mit kräftigen Knöcheln war noch nie eine Ode verfasst worden, nur an ihre Geschlechtsgenossinnen mit den schlanken, zierlichen Fesseln. Auch wenn ihre Anatomie an dieser Stelle nicht als anmutig bezeichnet werden konnte, war sie dort höchst empfindlich. Sie zitterte, als sie Devlins Finger spürte, die Wärme der Hand durch die dünne Seide der Strümpfe drang und ihr die Haut versengte.
    Die Berührung war flüchtig, aber Amanda spürte sie bis ins Mark. Sie war über die Heftigkeit ihres plötzlich auftretenden Verlangens erschüttert. Ihr Mund wurde trocken, und eine an den Nerven zerrende Lust bemächtigte sich ihres Körpers. Auf einmal störte es sie nicht mehr, dass sie sich in einem Salon mit anderen Gästen befanden.
    Sie wollte mit ihm auf den spiegelblanken Parkettboden sinken, die Lippen auf seine Haut pressen, sich unter seinem schweren Körper

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