Nacht der Leidenschaft
vor, meine Teuerste … die glückliche Frau, die mich einmal heiratet, wird ähnlich geschmückt sein.“
Amanda lächelte matt, als sie die eifersüchtigen Blicke einer Schar heiratsfähiger Töchter samt ihrer ehrgeizigen Mütter auf sich gerichtet sah. Am liebsten hätte sie ihnen allen zugerufen, dass sie an diesem lächerlichen Gecken nicht interessiert sei.
Leider ließ sich Stephenson nicht bewegen, den Rest des Abends an der Seite einer geneigten Schönen zu verbringen. Anscheinend hatte er beschlossen, Amanda gebühre die Ehre, die Geschichte seines Lebens zu Papier zu bringen. „Dafür muss ich mein kostbares Privatleben opfern, sinnierte er leise vor sich hin. Die unzähligen Ringe funkelten, als er Amanda seine Puddinghand auf den Arm legte. „Aber ich kann der Öffentlichkeit meine Biographie nicht länger vorenthalten“, vertraute er ihr an. „Und nur Sie, Miss Briars, sind befähigt, den Kernpunkt des Themas zu erfassen. Mich. Seien Sie versichert, es wird Ihnen unendliche Freude bereiten. Das Schreiben werden Sie kaum als Arbeit empfinden.“
Endlich dämmerte Amanda, was der Grund für die Einladung war: Wahrscheinlich hatte sich die Familie geeinigt, ihr die Ehre zuteilwerden zu lassen, die Biographie ihres aufgerissenen Erben zu schreiben.
„Sie sind sehr freundlich“, murmelte sie und wusste nicht, ob sie lachen oder beleidigt sein sollte. Verstohlen blickte sie sich nach einem Fluchtweg um. „Ich muss Sie aber leider darauf hinweisen, dass Biographien nicht meine Stärke sind …“
„Wir werden ein Plätzchen finden, wo wir ungestört sind“, unterbrach er sie. „Und dort werden wir uns für den Rest des Abends zusammensetzen, während ich Ihnen die Geschichte meines Lebens erzähle.“
Bei dieser Aussicht wurde Amanda übel. „Mr. Stephenson, ich kann den anderen jungen Damen doch unmöglich die Chance stehlen, in den Genuss Ihrer Gesellschaft zu kommen …“
„Die müssen sich trösten“, sagte er mit einem bedauernden Aufseufzen. „Leider gibt es mich nur einmal und an diesem Abend, Miss Briars, gehöre ich ganz Ihnen. Kommen Sie.“
Als Amanda mehr oder weniger gewaltsam zu einer kleinen Samtcouch gezogen wurde, entdeckte sie Jack Devlins dunkles Gesicht. Der Anblick brachte ihr Herz beinahe zum Stillstand. Sie hatte nicht gewusst, dass er den Ball besuchen würde … jetzt konnte sie sich nur bezwingen, ihn nicht unentwegt anzustarren. Jack sah gut aus. In dem schwarzen Abendanzug machte er eine blendende Figur. Er stand in einer Gruppe von Herren und beobachtete sie über den – Rand eines Brandyglases hinweg mit spöttischer Zufriedenheit. Die weißen Zähne blitzten bei einem kurzen Lachen auf, als er ihre Bestürzung sah.
Plötzlich schwangen Amandas Gefühle in brennenden Ärger um. Dieser unverschämte Kerl!, dachte sie und starrte ihn an, bis sie hinter Stephensons massigem Körper verschwand. Es war wahrlich keine Überraschung, dass Devlin sich an dieser Situation weidete.
Amanda kochte leise vor sich hin, während Stephenson sie für die nächsten zwei Stunden in Beschlag nahm, ihr in schwülstiger Rede sein Leben schilderte und langatmig seine Ansichten darlegte. Am liebsten hätte sie laut geschrien. An einem Glas Punsch nippend, sah sie zu, wie die Gäste ausgelassen tanzten, lachten und sich unterhielten, während sie mit einem überheblichen Popanz auf dieser Couch sitzen musste.
Jedes Mal, wenn sich ihnen ein Gast näherte und Rettung in Sicht war, winkte Stephenson ihn weg und fuhr mit seinem endlosen Geplapper fort. Als sie schließlich mit dem Gedanken spielte, sich durch eine vorgetäuschte Ohnmacht aus der Affäre zu ziehen, bekam sie Hilfe aus einer völlig unerwünschten Ecke.
Jack stand mit ausdruckslosem Gesicht vor ihr und übersah Stephensons energische Versuche, ihn zu verscheuchen.
„Miss Briars“, murmelte er, „unterhalten Sie sich gut?“
Stephenson antwortete, bevor Amanda auch nur ein Wort sagen konnte. „Devlin, Sie haben die Ehre, als Erster die gute Nachricht zu erfahren“, krähte er.
Devlins Braue flog in die Höhe, als er Amanda ansah. „Gute Nachricht?“
„Ich habe Miss Briars gewinnen können, meine Biographie zu schreiben.“
„Tatsächlich?” Devlin warf Amanda einen vorwurfsvollen Blick zu. „Vielleicht haben Sie vergessen, Miss Briars, dass Sie mir gegenüber vertragliche Verpflichtungen eingegangen sind. Trotz Ihrer Begeisterung für das neue Projekt werden Sie es für eine Weile hintenan
Weitere Kostenlose Bücher