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Nacht der Leidenschaft

Nacht der Leidenschaft

Titel: Nacht der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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stellen müssen.“
    „Wenn Sie das meinen“, murmelte sie und drohte an der unerträglichen Mischung aus Zorn und Dankbarkeit zu ersticken. Der furchtbare Blick, den sie Jack bei ihren Worten zuwarf, sollte ihm zu verstehen geben, dass sie sich rächen würde, falls er sie nicht sofort aus ihrer Not errettete.
    Devlin verbeugte sich und streckte eine behandschuhte Rechte aus. „Wollen wir diese Angelegenheit näher besprechen? Bei einem Walzer vielleicht?“
    Amanda brauchte keine zweite Aufforderung. Sie sprang beinahe von der Couch auf, die sich allmählich in ein Folterinstrument verwandelt hatte, und ergriff die Hand ihres Retters. „Sehr gern, wenn Sie darauf bestehen.“
    „O ja. Darauf bestehe ich“, versicherte er ihr.
    „Aber meine Lebensgeschichte protestierte Stephenson. „Ich bin noch nicht bei meinem letzten Jahr in Oxford angelangt rief er ungehalten, während Jack seine Dame zur Tanzfläche in den Ballsaal führte. Ein mitreißender Walzer erklang, der Amanda jedoch nicht besänftigen konnte.
    „Willst du mir nicht danken?“, fragte Jack. Er nahm ihre behandschuhte Hand und legte den Arm um sie.
    „Wofür danken?“, erwiderte sie ungehalten. Ihre verkrampften Beinmuskeln wollten nach dem langen Sitzen auf der Couch nicht so recht mithalten, aber sie war so erleichtert, ihrem Peiniger entkommen zu sein, dass sie nicht darauf achtete.
    „Für deine Errettung von Stephenson.“
    „Du hast dir zwei Stunden Zeit gelassen“, sagte sie bissig. „Dafür werde ich mich nicht bedanken.“
    „Woher sollte ich wissen, dass dir Stephenson nicht gefällt?“, fragte er vollkommen unschuldig. „Vielen Frauen gefällt er.“
    „Das ist deren Sache. Jedenfalls ist mir in meinem ganzen Leben noch nie ein so anmaßender, aufgeblähter Schnösel über den Weg gelaufen.“
    „Er ist hoch geachtet, gebildet, ledig und wohlhabend – was willst du noch mehr?“
    „Er ist nicht gebildet“, erwiderte Amanda mit ungewohnter Heftigkeit. „Und wenn er das sein sollte, dann beschränkt sich sein Wissen nur auf ein Gebiet: auf seine eigene Person.“
    „Er versteht sehr viel von Edelsteinen“, räumte Jack freundlich ein.
    Amanda war versucht, ihm ins Gesicht zu schlagen, hier, mitten unter den tanzenden Paaren. Als Devlin ihre wütend aufeinander gepressten Lippen sah, lachte er laut auf und nahm umgehend einen zerknirschten Ausdruck an. „Es tut mir Leid. Ehrlich. Ich werde es wieder gutmachen. Sag mir, wessen Bekanntschaft du heute Abend machen möchtest. Ich werde sofort dafür sorgen. Ganz gleich, wer es ist.“
    „Reiß dir nur kein Bein aus“, sagte sie giftig. „Mr. Stephensons zweistündiges Geschwafel hat mir die gute Laune verdorben. Ich tauge nur noch für deine Gesellschaft.“
    Seine dunkelblauen Augen leuchteten in diabolischer Freude auf. „Dann tanze mit mir.“
    Mit gekonnt sparsamen Bewegungen führte er sie im Walzertakt und glich damit ihren Größenunterschied aus.
    Amanda war aufs Neue von seiner Größe sowie der geschmeidigen Kraft seines Körpers erstaunt, die sich unter dem eleganten Abendanzug verbarg.
    Sie hätte sich denken können, dass er ein ausgezeichneter Tänzer war. Er führte sie sicher, sodass ihr gar keine Gelegenheit blieb, einen falschen Schritt zu tun. Seine Hand lag fest und stark auf ihrem Rücken und sorgte für ausreichend Druck und Halt.
    Der Geruch nach gestärktem Leinen mischte sich mit dem Duft seiner Haut. Es war eine frische und würzige Mischung mit einem Schuss Eau de Cologne. Amanda fand es unerträglich, dass er besser als alle anderen Männer ihres Bekanntenkreises roch. Wenn sie diese Essenz nur in ein Fläschchen abfüllen und über einen anderen Mann gießen könnte!
    Die überschäumenden Walzerklänge rissen sie mit, und Amanda spürte, wie sie bei Jacks sicherer Führung lockerer wurde. Sie hatte in ihrer Jugendzeiten getanzt, da die meisten jungen Männer sie für viel zu fein hielten, um an Aktivitäten dieser Art teilzunehmen. Obgleich sie wahrlich kein Mauerblümchen war, hatte sie nie zu den heiß begehrten Tänzerinnen gezählt.
    Als sie sich unter den anderen Paaren im Kreis drehten, bemerkte Amanda die feinen Veränderungen in Devlins Gesicht. In den Wochen seit ihrer Trennung schien er einen Teil seiner Unbeschwertheit und seines Übermuts eingebüßt zu haben. Er wirkte älter. An beiden Seiten des Mundes hatten sich neue Falten eingenistet, und die steile Furche, die manchmal zwischen seinen Brauen erschien, hatte sich

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