Nacht der Seelen - Armintrout, J: Nacht der Seelen
Lächeln huschte über Ziggys Mund, und man ahnte, wie er einmal als Junge gewesen war. Es war nicht schön, das zu sehen, noch weniger schön war es, zu beobachten, wie sein Lächeln einen Moment später wieder erstarb.
Er setzte sich auf den Boden. „Vielleicht sollte ich zu Jacob zurückkehren. Nicht, weil ich es möchte“, korrigierte er sich schnell. Dann zog er die Beine an, kreuzte die Knöchel und legte sein Kinn auf die Knie. „Vielleicht will ich es doch. Ich weiß es nicht. Aber wenn ich hier bin, dann habe ich das Gefühl, ich werde euch verlassen müssen. Das will ich nicht, aber ich weiß, dass er mich dazu zwingen wird. So etwas kann er gut.“
„Das braucht Zeit.“ Nathan deutete mir an, ich sollte zu ihm herüberkommen, als bräuchte er meinen moralischen Beistand, während er mit seinem Sohn sprach. „Aber es ist nicht ausgeschlossen. Ich habe den Souleater fast für ein ganzes Jahrhundert aus meinen Gedanken verbannt. Carrie hat es geschafft, Cyrus auszublenden, während sie noch unter seinem Dach lebte. Es ist nicht unmöglich, die Blutsbande zu ignorieren.“
„Nein.“ Ziggy lächelte traurig. „Aber es ist nicht möglich, es zu wollen.“
Damit konnte ich mich auf alle Fälle identifizieren. Da ich im wahrsten Sinne des Wortes eine Waise war, spürte ich diesen besonderen Schmerz noch einmal, als ich meinen Schöpfer tötete. Wenn ich ehrlich zu mir war, dann spürte ich ihn bei jeder kleinen Lüge, bis dieser Schmerz immer größer wurde wie eine Lawine. Bis ich Cyrus das Messer in sein Herz stieß. Für jemanden wie Ziggy, jemanden, der auf dieser Erde Familie hatte, wirkte die Bindung zu anderen durch die Blutsbande wie ein starker Liebestrank. Für michgalt auf alle Fälle, dass mich die Blutsbande zu Dingen verführt hatten, die ich sonst nicht getan hätte.
Widerwillig gestand ich mir ein, dass Ziggy vielleicht als unser Feind enden würde. Er glaubte im Ernst, dass er uns nie bewusst verraten würde, aber die Sehnsucht nach seinem Schöpfer könnte ihn dazu verleiten, etwas zu tun, was er normalerweise nicht tun würde. Aber es schien unrealistisch, den Souleater lange darüber im Unklaren zu lassen, wo wir uns aufhielten. Ziggy brauchte nur kurz loszugehen, um Zigaretten zu holen und schon könnte er uns verpfeifen.
Nathan rutschte mit dem Rücken die harte Kellerwand herunter und lehnte seinen Kopf gegen sie, um es sich in dieser noch unbequemeren Haltung gemütlich zu machen. Fast berührten seine Beine Bill, der gegenüber saß. Der Mensch ahmte Nathans Haltung nach und schlief ein, obwohl er sich offensichtlich dagegen versuchte zu wehren. Ich konnte es ihm nicht verdenken, dass er uns nicht über den Weg traute. Schließlich lag der Vampir, der ihn gerade ordentlich gebissen hatte, zu einem augenscheinlich harmlosen Bündel zusammengekauert neben ihm auf dem Boden.
Ich rückte näher an Nathan heran, winkelte die Beine an und legte meinen Kopf auf seine Brust. Wie geht es dir?, flüsterte ich durch die Blutsbande.
Ich fürchte mich zu Tode. Aber ich werde es überstehen. Er legte einen Finger unter mein Kinn und hob mein Gesicht an. Sanft berührten seine Lippen meinen Mund. Kaum spürbar war diese Berührung, aber sie reichte, dass ich seinen kalten Atem wahrnehmen konnte, und ich bekam Gänsehaut. Es tut mir leid, dass wir uns gestritten haben.
Nein. Mir tut es leid. Die Distanz, die zuerst emotional, dann körperlich zwischen uns bestanden hatte, schmerzte mich nun noch mehr, da sie aufgehoben war. Ihn zu berühren war eine Qual, denn ich durfte ihn nicht haben, wie ich ihn gern gehabt hätte. Ich habe mich seit …
Er unterbrach mich, indem er mir sanft einen Finger auf die Lippen legte, obwohl ich nichts laut gesagt hatte. Ich weiß. Lass uns damit jetzt nicht anfangen.
Ich lächelte. Ich glaube kaum, dass wir noch mal eine bessere Gelegenheit bekommen werden. Ich habe das Gefühl, dass es in der nächsten Zeit ein wenig haarig zugehen wird.
Ich möchte nicht darauf warten, dass sich eine bessere Gelegenheit ergibt. Ich möchte einfach … dass alles so ist wie früher, als sei nichts geschehen. Kurz schaute er zu den anderen beiden hinüber, mit denen wir uns den Unterschlupf teilten. Das ist hier kaum der richtige Ort.
Ich seufzte und schloss die Augen, während ich eine Hand auf seine Brust legte. Mit seiner großen Hand hielt er meine fest, die auf seinem toten Herzen lag. Egal, wie ich es auch anfange, ich könnte es auf verschiedenste Arten
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