Nacht der Seelen - Armintrout, J: Nacht der Seelen
gesehen. Aber Jeremy war nur ein kurzes Abenteuer gewesen, um zu testen, ob er wirklich ernsthaft schwul war. Er war jedenfalls nicht so in Ziggy verknallt gewesen wie umgekehrt. Aber Bill schien wirklich an ihm Interesse zu haben.
Das war das Beste. Oh Mann, Bills Hände, die in seinen Haaren wühlten und die Zunge im seinem Mund, das war auch nicht schlecht. Aber zu wissen, dass der andere Typ wirklich interessiert war, mal abgesehen davon, dass er mit ihm ins Bett wollte – Mann, überhaupt zu vermuten , dass er noch was anderes im Sinn hatte als ihn flachzulegen –, das Ganze fühlte sich einfach mehr an als nur ein Kuss. Es verwandelte den Kuss zu einer Qualitätsprüfung im übertragenen Sinne.
Nur zu schade, dass es so schnell vorbei war. Denn plötzlich schrak Bill zurück und ließ Ziggy verwirrt und enttäuscht stehen.
„Hast du das gehört?“ Bill schaute auf die Tür des Lagerraumes, als könnte er durch sie hindurchsehen. „Ich glaube, ich habe etwas gehört …“
Und dann hörte Ziggy es auch. Es war Carrie. Sie schrie.
Wir waren auf dem Weg nach unten in den Buchladen, als es passiert ist. Vielleicht waren wir noch zu sehr vom Sex berauscht, um wirklich aufmerksam zu sein. Das war unser großer Fehler. Als wir hinaus auf den Bürgersteig traten, hatte Nathan seinen Arm um meine Taille gelegt, sodass bei jedem Schritt unsere Hüften gegeneinander rieben. Unsicher und kichernd eierten wir herum, bis wir ihren Geruch in der Luft wahrnehmen konnten.
Ein Dutzend schmutziger Männer aus der Riege des Souleaters kam aus der Seitengasse geschlurft. Sie bewegten sich wie vermeintlich langsame Monster in einem Horrorfilm. Nathan sah auf, mein Blick folgte seinem. Auf den Dächern sahen wir noch mehr von ihnen stehen.
„Carrie, halt dich an mir fest“, befahl er mit seltsam ruhiger Stimme, als er mich fester an sich drückte. Ich hatte keine andere Wahl, hielt mich mit beiden Händen an seinen Schultern fest und kniff meine Augen fest zu, als er mit mir über das Eisengeländer und die Treppe hinunter ins Souterrain sprang.
Er landete mit den Füßen zuerst auf der Kante einer Stufe, im nächsten Moment überschlugen wir uns beide und rollten hinunter. Ich spürte jede einzelne Stufe an einem anderen Körperteil. Wir knallten unten an die Tür, aber es gelang mir als Erste aufzustehen. Ich schlug die Tür zu und schloss ab, während Nathan auf dem Boden lag, jammerte und stöhnte.
Natürlich war die Tür nicht mehr so solide, wie sie einmal gewesen war. Das Fenster, das schon vor Monaten herausgeschlagen worden war, bestand nur noch aus dünnen Lagen abgeklebten Pappkartons. Das Klebeband, das die Pappen festhielt, war größtenteils locker, sodass zwischen mir und den Monstern nur eine Barriere aus etwas festerem Papier existierte, die ich versuchte, mit der Schulter zuzuhalten.
„Hilfe!“, schrie ich, ohne zu wissen, wer uns helfen sollte. Da Max im Unterschlupf schlief, stampfte ich so laut es ging mit den Füßen auf den Boden, während Nathan aufstand und zur Falltür lief.
Die Tür zum Lagerraum ging knarzend auf und Ziggy und Bill kamen herausgesprungen. Bill hatte seine Waffe gezogen. In meinem ganzen Leben habe mich nie so sehr darüber gefreut, eine Handfeuerwaffe auf mich gerichtet zu sehen, wie in diesem Moment.
Dann stießen zwei dürre aber unnachgiebig kräftigeHände durch die Pappe und hielten mich links und rechts an meinem T-Shirt fest, sodass ich in das Loch gezerrt wurde, wo früher das Fenster gewesen war.
Nathan schoss auf mich zu und hielt mich an den Armen fest, aber ich schob ihn zurück. „Mein Hemd“, japste ich, als sich der Kragen in meinen Hals schnitt. Er schnappte sich den Stoff und zerriss ihn. Das ganze Ding hing in Fetzen an mir, bis es mit den beiden Armen und der Pappe nach draußen verschwand.
Max kam die Leiter hoch. Oben herum trug er nichts und hatte den Reißverschluss seiner Jeans noch nicht mal hochgezogen, dennoch hielt er einen Pflock in der Hand. Er betrachtete meine spärliche Oberbekleidung, doch sein nächster Blick fiel auf die blutrünstigen Menschen da draußen vor der Tür und er rief: „Macht das Fenster dicht!“
Es war zu spät. Bevor ich mich nur ein Stückchen bewegen konnte, hatte die Tür unter ihrem Gewicht nachgegeben und war aus ihren Angeln gerissen. Sie fiel fast in Zeitlupe nach innen, bevor die Kreaturen uns nachsetzten.
Ich hatte keine Zeit, über irgendetwas nachzudenken. Ich fing einfach an, mich zu wehren. Der
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