Nacht der Seelen - Armintrout, J: Nacht der Seelen
Griff. Ich starrte auf das zackige Ende meiner Elle, das sich durch die Wunde aus meinem Arm schob. Ich war zu entsetzt, um den Schmerz wahrzunehmen.
Dahlia rollte den Leichensack neben Nathan vollständig auf und hob seinen Arm an, nur um ihn sofort wieder auf den Boden fallen zu lassen.
„Lebt er noch?“, schrie ich und stampfte mit dem Fuß auf den Boden im sinnlosen Versuch, die Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen. „Ich will wissen, ob er noch lebt!“
Kichernd hob sie ihre blutige Handfläche zum Mundund streckte die Zunge aus, um Nathans Blut aufzulecken.
Ich heulte vor Wut auf und stürmte los, aber der Schock von dem Armbruch ließ nach, sodass meine Knie weich wurden und ich hinsank. Hilflos hing ich in den Armen von dem Typen, der mir zuvor die Schmerzen zugefügt hatte, und musste mit ansehen, wie Dahlia Nathan in den Leichensack rollte und den Reißverschluss schloss.
„Ihr zwei da, nehmt ihn mit“, befahl sie, während einer der Menschen, die Max festhielten, ihn mit einer Keule auf den Hinterkopf schlug. Fluchend fiel er hin, versuchte aber im nächsten Moment wieder aufzustehen. Aber als die Kreatur ihn wieder niederschlug, war er klug genug, am Boden zu bleiben. Sein Gegner stieg über ihn hinweg und hob mit seinem Kollegen den Leichensack, in dem Nathan lag, vom Boden auf.
„Bitte, sagt mir einfach nur, ob er noch lebt!“, schrie ich sie an, während sie durch die Tür entschwanden.
Dahlia holte kurz durch die Nase Luft, als sie an mir vorbei hinausging. „Tötet sie“, befahl sie.
Als die Kreaturen sich anschickten, ihrem Befehl zu folgen, rief Ziggy ihr nach: „Jacob wird dich umbringen, wenn er erfährt, was du getan hast!“
„Was glaubst du, wer mich hergeschickt hat?“ Sie hielt inne und drehte sich mit einem krankhaften Lächeln zu uns um. „Außerdem kann ich mich nicht daran erinnern, euch hier gesehen zu haben. Lebendig, meine ich. Sie hatten euch wahrscheinlich schon alle umgebracht, bevor ich hergekommen war. Was für ein tragisches, tragisches Missgeschick.“
„Und was ist mit mir, Baby?“, schnaufte Max am Boden liegend. „Wir sind doch immer gut miteinander ausgekommen, oder etwa nicht?“
Sie lachte schrill auf, es klang einfach nur böse. „So gut warst du nun auch wieder nicht.“Und dann war sie verschwunden. Es gab keine weiteren Verhandlungen. Einmal hatte sie mir erzählt, dass nicht alles so schwarzweiß war, wie ich es sah, dass das Böse eher einer Naturgewalt glich. Genauso, wie man nicht mit einem Tornado darüber verhandeln kann, warum er gerade die Stadt in Schutt und Asche legt, genauso wenig konnte man mit Dahlia verhandeln, wenn sie ein Leben zerstörte.
Als sie Nathan wegschleppten, war mein einziger Trost, dass ich nicht dasselbe furchtbare Gefühl hatte, das ich verspürte, als Cyrus gestorben war. Als unsere Blutsbande abrissen, die uns verbunden hatten. Und deswegen wusste ich, dass ich weiterkämpfen musste.
Ich konnte es einfach nicht zulassen, dass uns diese Wesen töteten. Dazu brauchte ich gar keine Waffe. Als Dahlia so dicht bei mir gestanden hatte, dass ich es schmecken konnte, wurde mir klar, dass ich bereits über eine Waffe verfügte. Ich schloss meine Augen. Ich bin mir sicher, dass die anderen dachten, ich würde meinen Todesstoß erwarten. Aber ich erinnerte mich daran, dass Dahlia das Wort erleuchte verwendet hatte, um Licht anzumachen, und wie leicht ihr das gefallen war. Ich rief mir in Erinnerung, wie Nathan mir gezeigt hatte, das zu visualisieren, was ich erreichen wollte, während wir Dahlias Unsichtbarkeits-Zauber benutzt hatten. Der Begriff Flamme tauchte so leicht vor mir auf, als stände er gedruckt auf meinen Augenlidern. Ich kannte den Unterschied zwischen dem, was ich tun wollte und dem jetzigen Zustand, und den Unterschied zwischen dem, wobei ich Dahlia beobachtet hatte, und was ich mir wünschte, dass es geschehen sollte. Ich wollte nichts erleuchten. Ich wollte alles niederbrennen.
In meinem Geist entfaltete sich das Wort wie in Rage, es machte einen Lärm, als erschüttere eine Explosion meinen Schädel. Als ich die Augen öffnete und das Wort aussprach,war es so heiß, dass ich dachte, es würde mir die Lippen verbrennen und Blasen zurücklassen. Gleichzeitig mit dem Wort kamen die Flammen. Sie entströmten meinem Mund wie um sich greifende Hände, sodass die Kleidung und die Haut unserer Feinde sofort in Flammen aufgingen. Sie schrieen auf und fielen rücklings auf den Boden, doch bevor sie dort
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