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Nacht der Seelen - Armintrout, J: Nacht der Seelen

Nacht der Seelen - Armintrout, J: Nacht der Seelen

Titel: Nacht der Seelen - Armintrout, J: Nacht der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Armintrout
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war. Verwirrt setzte ich mich auf und schaute mich um. Zwischen Wand und Jalousie schien Sonnenlicht ins Zimmer. Wie lange hatte ich geschlafen? Warum hatte mich keiner geweckt? Mir tat das Kreuz weh, als ich mich langsam aufrappelte. Ich spürte jeden Wirbel meines Rückgrats.
    Vielleicht hatten sie versucht, mich zu wecken, und ich hatte es einfach nicht gehört? Ich hatte seltsam geträumt, ein Mischmasch aus komischen Geburtsszenen und Bildern meiner Eltern. Ich streckte die Hand in das Halbdunkel aus, um etwas zu berühren. Es war mir gleichgültig, was es war, ich wollte mir nur sicher sein, dass ich wach war und mich nicht noch in einem weiteren ausgeflippten Traum befand. Meine Fingerspitzen berührten etwas, das weich und warm war, wie die Haut von einem Menschen, aber es fehlte ihr die Energie, als sei sie leblos.
    Hektisch krabbelte ich rückwärts, meine Kopfschmerzen ignorierte ich. „Fass mich nicht an!“, schrie ich denjenigen an, der sich mit mir im Zimmer befand. „Hilfe! Max, Ziggy!“
    Als niemand kam, sprang ich auf, während ich immer weiter nach ihnen rief. Ich versuchte, verschiedenen Dingen aus dem Weg zu gehen, als ich mich zum Lichtschalter vortastete. Ich stieß mir die Schienbeine schmerzhaft an einer Kommode und fluchte auf, bis mir einfiel, dass ich ja einenZauberspruch benutzen konnte, um Licht zu machen. „Erleuchte“, befahl ich. Sofort gingen die Glühlampen an der Wand und in der Nachttischlampe an, und mein Blick fiel auf den Mann, der vor mir stand.
    Man konnte ihn schlecht beschreiben. Im Prinzip wirkte er wie aus Beton. Er war vom fehlenden Haaransatz bis zu den Zehenspitzen grau. Überhaupt hatte er gar keine Haare, weder Augenbrauen noch sonstige Körperbehaarung. Sein Gesicht sah aus wie eine Plastikfolie, die man über die Form eines männlichen Schädels gezogen hatte. Wenn man nicht deutlich sein Geschlecht in der Hose gesehen hätte, hätte er ausgesehen wie Barbies’ Ken. Mit grauen Augen sah er mich an, sagte weder etwas noch kam er mir näher.
    Jetzt erinnerte ich mich wieder daran, was in der Nacht zuvor geschehen war. Ich hatte die Asche für Dahlias Zauberspruch verwendet. All meine Macht hatte ich gespürt, gemerkt, wie alle meine Erinnerungen hervorsprudelten, als ich dieses Ding formte. In diesem Moment konnte ich ihn nur stumm anstarren, während mir nur ein einziger Gedanke durch den Kopf schoss: Das habe ich gemacht.
    Vorsichtig näherte ich mich ihm, obwohl ich mir fast sicher war, dass es in den alten Geschichten hieß, dass ein Golem nur dann etwas tun konnte, wenn er einen Befehl dazu bekam. Ich entschloss mich, es auszuprobieren. „Leg deinen Finger an die Nase.“
    Er bedachte mich noch nicht einmal mit einem seltsamen Blick, als er es tat. Er gehorchte mir einfach nur.
    „Dreh dich herum“, befahl ich ihm. Sofort tat er genau das, was ich von ihm wollte. Nur drehte er sich nicht nur einmal um die eigene Achse, sondern fortwährend. Ich musste ihm sagen, dass er aufhören sollte.
    „Okay.“ Ich tippte mir mit meinen Zeigefinger auf die Lippen, während ich ihm zusah. Wozu würde der Golemalles in der Lage sein? Wenn ich ihm befahl, einen Auflauf zu kochen, würde er das tun können?
    „Tanz den Ententanz“, befahl ich ihm versuchsweise. Mit einer monotonen Stimme summte er die Melodie und hob die Ellenbogen, um damit zu wedeln.
    „Mach es mit ein bisschen mehr Schwung“, bellte ich ihn an, aber ich konnte mein Lachen nicht zurückhalten, um meiner Forderung mehr Nachdruck zu verleihen. Selbst als er das Lied mit mehr Enthusiasmus weitertanzte. „Stopp“, rief ich, und sofort hielt er an. Sein übertrieben glücklicher Gesichtsausdruck wich der ausdruckslosen Maske von zuvor. „Na, immerhin kennst du den Ententanz. Was weißt du noch alles?“
    Er starrte mich einfach nur an.
    „Sag mir, was du noch kannst?“, soufflierte ich.
    Sofort begann er zu sprechen. „Ich kann alles, was du mir befiehlst. Ich kann all das, was du kannst.“
    Darüber dachte ich einen Augenblick lang nach. „Also, wenn ich dir befehlen würde, die ganze Partitur aus dem Rigoletto zu singen …“
    „Du kennst nicht die ganze Partitur“, gab er mir in seiner flachen Tonlage zurück.
    „Stimmt.“ Ich fragte mich immer noch, was ich da angerichtet hatte, als die Tür zum Schlafzimmer aufflog, und Bill und Ziggy hineinstürmten, bleich und verschlafen dreinblickend.
    „Carrie, geht es dir gut?“, fragte Bill. Unterdessen entdeckte Ziggy den Golem und ging

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