Nacht der Seelen - Armintrout, J: Nacht der Seelen
schüttelte den Kopf und zog eine Grimasse über meine eigene Dummheit. Ziggy hatte sich sehr weiterentwickelt – natürlich war er dazu gezwungen gewesen – und Bill war auch kein Teenager mehr. Ich machte mir unnötig Sorgen über Dinge, die nicht unter meiner Kontrolle standen, und die es nicht wert waren, sich überhaupt mit ihnen zu beschäftigen.
Aber du weißt doch, warum du das tust, oder?, fragte ich mich. Und ich musste es zugeben. Ich hatte von Nathan noch nichts wieder durch die Blutsbande gehört. Das bedeutete nicht, dass er tot war – eine unterbrochene Verbindung zwischen Schöpfer und Zögling war jederzeit möglich. Ich hätte gewusst, wenn er gestorben wäre. Es hieß nur, dass er Dinge erlebte, an denen er mich nicht teilhaben lassen wollte. Ich hatte die kranke Idee, dass er sich von dem Willen seines Schöpfers hatte verführen lassen, so wie Cyrus immer den Künsten seines Vaters verfallen war. Aber Nathan hatte schon einmal diesen Fehler begangen, und es hatte ihn einen hohen Preis gekostet. Noch einmal würde er das nicht tun.
Die wahrscheinlichere – und schrecklichere – Erklärung war, dass sie ihm möglicherweise so schlimme Dinge antaten, und Nathan nicht wollte, dass ich es mitbekam. Kaum versuchte ich, mir vorzustellen, zu welcher Schandtat der Souleater wohl in der Lage sein mochte, musste ich mich zusammenreißen, um nicht in Tränen auszubrechen.
„Nächster Halt: Der sichere Tod.“ Ich versuchte zu scherzen, aber eine Angst, von der mir körperlich schlecht wurde, breitete sich immer weiter aus, während wir ausparkten.
„Ich hoffe, wir kommen noch einmal zurück.“ Ziggy schien meine Gedanken erraten zu haben.
Ich nickte. „Ich weiß, was du meinst.“
11. KAPITEL
Haut
Die neue Behausung des Souleaters ähnelte in keiner Weise dem Anwesen, in dem ich ihm zum ersten Mal begegnet war. Das damalige Gebäude war ein luxuriöses Backsteingebäude mit Marmorsäulen gewesen, dessen Rasen sorgfältig manikürt, und das von zahlreichen überkorrekten Handlangern bewacht worden war. Das Haus, das ich nun durch mein Fernglas beobachtete, zeichnete sich durch abblätternde Farbe und herunterhängende Regenrinnen aus. Ich war mir ziemlich sicher, dass der Rasen eher durch Autos und Fußabtritte als durch einen Rasenmäher kurz gehalten wurde.
„Hier lebt der Souleater?“, zischte ich ungläubig aus dem Fond des Vans. Es gab keinen Grund zu flüstern. Wir hatten den Wagen in sicherer Entfernung vom Haus auf der Straße geparkt, weil Ziggy uns versicherte, dort könnten wir das Gebäude gut sehen, wir aber würden unentdeckt bleiben.
Ziggy machte ein unbestimmtes Geräusch. Er saß regungslos und steif auf dem Beifahrersitz, von dem er Henry heruntergescheucht hatte. „Ja. Nun, er musste ja irgendwohin, wo ihn niemand finden würde, solange er sich erholt.“
Das letzte Mal, als der Souleater und ich aufeinander getroffen waren, hatte er gerade meinen Zögling ermordet. Aber er hatte auch den Fehler begangen, sein eigenes Herz durch das des Orakels zu ersetzen. Es führte vielleicht nicht dazu, dass es den Souleater tötete, als Cyrus ihm seinen Holzpflock in die Brust rammte, sehr wohl aber führte es zum Tod des Orakels. Ihr Herz verbrannte im Körper des Souleaters. Das hatte viel Schaden angerichtet, und Jacob Seymour hatte die Fähigkeit verloren, wie ein normalerVampir zu leben, wenn er nicht ständig menschliches Blut erhielt. Es lag nahe, zu glauben, er würde sich wieder erholen. Es sei denn …
„Wie geht es ihm? Ich meine, nach alldem, was wir ihm angetan haben?“ Ich hoffte, die Antwort würde lauten, dass er immer noch verkrüppelt und krank wäre, und dass ich ihn problemlos einhändig besiegen könnte, um so unser Problem für immer zu beseitigen.
Als Ziggy mit den Schultern zuckte, wusste ich, dass dem nicht so war. „Jetzt ist er gefährlich. Er hat sich von seinen Zöglingen ernährt. Die letzte war eine Frau aus Nevada, die herkam, weil sie glaubte, er wolle nur ein wenig mit ihr plaudern. Ich verstehe nicht, wie Leute nur so blöd sein können.“
Er meinte vermutlich March, die Bordellbesitzerin des Etablissements für Vampire, die ich auf meiner Reise traf, als ich Cyrus retten wollte. Sie tat mir nicht leid. Es gab einfach Leute, die mir das Leben erleichterten, wenn es sie nicht mehr gab.
„Also, sollten wir uns von dem Typen fernhalten?“, wollte Bill wissen.
Ich antwortete an Ziggys Stelle: „Ja. Ich glaube, unser Plan sollte
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