Nacht der Seelen - Armintrout, J: Nacht der Seelen
möglichst schlicht sein. Wir kämpfen uns durch, bis wir drin sind und versuchen, so weit wie möglich zu kommen. Ich schleiche mich ins Haus und suche Nathan. Sie würden ihn nicht woanders verstecken, oder doch?“
Ziggy schüttelte den Kopf. „Ich wüsste nicht, wo sonst.“ „Dann geh ich hinein und finde ihn. Wenn ich Dahlia oder den Souleater treffe, dann versuche ich zu verschwinden.“ Ein Hoffnungsschimmer glühte auf. „Es sei denn, ihr seid der Meinung, dass beide gar nicht hier sind.“
„Nein, sie sind im Haus.“ Ziggy nahm mir das Fernglas aus der Hand, schaute sich kurz um und gab es mir dannzurück. „Schau mal, die menschlichen Wesen sind draußen. Wenn er nicht zu Hause ist, werden sie im Stall eingesperrt. Nur für den Fall, dass einer von ihnen wieder klar im Kopf wird und versucht auszubrechen. Waren der Souleater, Dahlia und ich – als ich noch hier wohnte – zu Hause, wenn jemand versuchte, zu verschwinden, dann haben wir einfach …“
„Verstehe schon.“ Den Rest brauchte ich nicht zu hören. „Gut. Also, die Menschen sind draußen im Garten, der Souleater im Haus, und wir suchen Nathan. Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen.“
Ziggy und Bill stiegen aus dem Van und öffneten die rückwärtige Tür für Max, Henry und mich. Schnell griffen wir uns die Waffen, denn der Angriff konnte jeden Augenblick losgehen. Jeden Augenblick.
Ich hatte meine Waffen nach dem Kriterium der Schnelligkeit ausgewählt. In beiden Hintertaschen meiner Hose steckten Pflöcke, in einem Brustbeutel, den ich um den Hals trug, befanden sich einige Fläschchen mit Weihwasser. Der Beutel war von mir mit Plastik ausgeschlagen worden für den Fall, dass eine Flasche zerbrach. Das Ganze hatte ich dann unter mein T-Shirt geschoben. Unter meinem Hosenbein saß ein Messer verborgen, es klebte mit Textilklebeband an meinem Schienbein fest, weil ich kein ordentliches Halfter dafür hatte. Ich hoffte inständig, dass ich das Messer nicht brauchen würde. Nicht, weil es meine letzte Rettung wäre, sondern, weil es höllisch weh tun würde, das Band abzureißen.
Sowohl Ziggy als auch Bill waren schwerer bewaffnet. Ziggy trug Nathans große furchterregende Axt in der einen Hand, seine Armbrust hatte er auf den Rücken geschnallt. Ich konnte mir nicht helfen, ich musste an den ersten Abend denken, als ich Ziggy kennenlernte und er schrie:
„Stirb, du Vampirschwein!“, worauf er auf mich zustürmte. Es war dieselbe Axt, mit der er mich damals bedroht hatte. Es schien schon Jahre her zu sein, dabei waren erst einige Monate seitdem vergangen. Auf der anderen Seite hatte sich Bill damit zufrieden gegeben, seine Pistole und einige Messer mitzunehmen. Ich war mir sicher, dass er sie aus einer Küchenschublade hatte mitgehen lassen. Darüber hinaus trugen sie in allen möglichen Taschen Pflöcke bei sich, und ich wollte wetten, dass auch sie sich weitere an die Beine geklebt hatten. Max war im Besitz von Pflöcken, doch als ich ihm andere Waffen anbot, lehnte er sie mit einem lapidaren „Werde ich nicht brauchen“ ab.
„Sie werden uns sehen, wenn wir die Auffahrt hinaufgehen“, stellte Ziggy fest, während er Henry einen Pflock und ein Messer reichte. Wir gingen davon aus, dass er schon wusste, was er damit anzustellen hatte.
„Wenn sie uns sowieso sehen, dann können wir auch einen Auftritt hinlegen“, überlegte Bill laut. „Steigt wieder hinten ein. Ich fahre uns hin.“
„Versuch doch, einige von ihnen dabei gleich aus dem Weg zu räumen.“ Insgeheim betete ich darum, dass wir bei einem Autounfall ums Leben kamen, anstatt bei dem Überfall auf das Haus.
„Wird gemacht“, versicherte mir Bill fröhlich, als wir wieder einstiegen. Der Motor heulte auf, und Bill verschaffte uns tatsächlich einen beeindruckenden Auftritt. Er ließ die Schotterauffahrt links liegen und jagte stattdessen den Van durch das niedrige Gebüsch, das die Straße begrenzte. „Überraschungseffekt“, rief er, indem er versuchte, den Lärm zu übertönen, den die Äste auf der Unterseite des Fahrzeugs verursachten. Bill hatte dabei viel zu viel Spaß.
„Wir brauchen den Wagen noch, um wieder zurückzufahren, das ist dir klar, oder?“, rief Max, während ich michgegen die Rückenlehne meines Sitzes stemmte. Ich kniff die Augen zusammen, als wir zwischen zwei Bäumen hindurchfuhren. Als ich die Augen wieder öffnete, sah ich, dass der Spiegel an der Fahrerseite verschwunden war.
Das Haus stand inmitten
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