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Nacht der Stachelschweine: Laura Gottbergs erster Fall

Nacht der Stachelschweine: Laura Gottbergs erster Fall

Titel: Nacht der Stachelschweine: Laura Gottbergs erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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eins, Laura, wenn ihr nicht bald Ergebnisse liefert, habt ihr ein Rudel Reporter am Hals. Was ist mit diesem Berger? Ist er abgehauen oder was?»
    «Ich weiß es nicht.»
    «Weißt du sonst was?»
    «Nur dass es hier ein fürchterliches Durcheinander
    von Gefühlen und Verbindungen gibt. Hast du noch was über diese Steuerinspektorin rausgekriegt?»
    «Nein.»
    «Und über den Priester?»
    «Er soll angeblich eine Freundin haben. Aber das ist nicht sicher, und niemand kennt sie.»
    «Muss ich ihn selbst fragen?»
    «Ist wohl das Klügste.»
    Laura stieg mit einem Fuß in ihren Slip.
    «Deinem Alten Herrn geht’s übrigens ganz gut. Er gewinnt jeden Abend beim Kartenspielen und trinkt beachtliche Mengen Rotwein. Aber er ist sauer auf dich, weil du dich nicht meldest.»
    «Es tut mir Leid. Ich werde es heute nachholen.»
    «Du klingst irgendwie anders. Ist alles in Ordnung?»
    «Ja.»
    «Gut, dann vergiss nicht, den Chef anzurufen …» Baumann zögerte.
    «Gibt’s noch was?» Laura zog den Slip nach oben.
    «Nein. Also dann … mach’s gut.»
    «Du auch. Und danke für die Beaufsichtigung meines Vaters.»
    Baumann hatte aufgelegt. Laura warf das Telefon aufs Bett und zog schnell eine frische Hose und ein T-Shirt an, schlüpfte in leichte Lederstiefel und bürstete ihr Haar. Es war schon fast trocken. Ein bisschen Creme, ein Hauch Lippenstift und Wimperntusche. Fertig. Sie schwitzte schon wieder.
    Unten rief Angelo nach ihr.
    «Commissaria Gottberg!»
    Laura musste lachen. Commissaria Gottberg! Sie lief zum Fenster, stieß es auf und beugte sich hinaus.
    «Ja, Commissario Guerrini?», antwortete sie laut.
    Er sah zu ihr hinauf und verzog das Gesicht.
    «Würden Sie bitte kommen! Es sieht so aus, als hätte einer der Suchtrupps Signor Berger gefunden.»
    «Lebt er?»
    Guerrini schüttelte den Kopf.

R olf Berger lag knapp unterhalb einer Hügelkuppe im dürren Gras, lag auf dem Rücken, Arme und Beine weit von sich gestreckt, den Kopf zur Seite geneigt. Sein Mund stand offen, als staune er, seine Augen waren geschlossen. Ströme getrockneten Bluts führten von seiner Nase über das Kinn, hatten auf seinem Hemd häßliche schwarze Flecken hinterlassen. Die rechte Schläfe und der obere Teil seines Schädels waren zertrümmert. Dicke Fliegen umschwirrten die verkrusteten Wunden.
    Laura wandte sich ab und kämpfte gegen eine Welle von Übelkeit, ließ ihre Augen über das Land wandern, redete sich selbst gut zu. Nicht schlappmachen! Die Carabinieri beobachten dich. Du bist Anblicke dieser Art gewöhnt!
    Doch der Kampf zwischen Kopf und Magen war noch nicht entschieden. Sie spürte Schweiß auf ihrer Stirn, in den Achselhöhlen und Kniekehlen, konzentrierte sich auf ein winziges Auto, das drei Hügel weiter auf einer unsichtbaren Straße dahinraste und eine Staubfahne aufwirbelte.
    «Wohin schaust du?», fragte Guerrini dicht neben ihr.
    «Nirgendwohin», flüsterte Laura heiser.
    «Ist dir nicht gut?»
    «Sag kein Wort mehr! Es geht mir hervorragend! Ich liebe den Anblick von zertrümmerten Schädeln!»
    «So schlimm? Vielleicht hilft es dir, wenn ich dir sage, dass Giuseppe in Sicherheit ist. Sein Bruder hat ihn zu einem alten Onkel in die Berge gebracht.»
    «Gut. Aber bist du ganz sicher, dass er es nicht war? Kannst du dir vorstellen, dass einer aus der Gruppe Berger den Schädel eingeschlagen hat?»
    «Wenn ich mir nicht sicher wäre, hätte ich ihn nicht weggebracht! Sag mir lieber, was Berger mitten in der Nacht auf diesem Hügel zu suchen hatte? Er liegt immerhin fast zwei Kilometer vom Kloster entfernt!»
    Ganz allmählich ließ Lauras Übelkeit nach. Es war gut, mit Guerrini zu sprechen, verscheuchte das Bild der Fliegen auf Bergers Schädel.
    «Ich versuche es mir so zu erklären …», sagte sie leise. «Berger suchte immer die Extreme. In der Sexualität und in der Natur. Vermutlich ist er letzte Nacht einfach losgerannt, und in der Dunkelheit verwandelten Angst, Wut und Verwirrung sich zu einer Art Hochgefühl. Ausgeschlossen, unverstanden, allein … wunderbar! Er brannte, lief, schrie vielleicht. Erreichte diesen Hügel, ließ sich auf den Boden fallen, spürte die Erde, schaute über das Land …»
    «Und dann kam jemand und hat ihn erschlagen. Hättest du gedacht, dass er sich so leicht ergeben würde? Es gibt keine Anzeichen eines Kampfes. Er liegt da, als würde er schlafen … Ich nehme an, dass er seinen Mörder gekannt hat, dass er Vertrauen zu ihm hatte.»
    «Vielleicht», murmelte Laura,

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