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Nacht der Stachelschweine: Laura Gottbergs erster Fall

Nacht der Stachelschweine: Laura Gottbergs erster Fall

Titel: Nacht der Stachelschweine: Laura Gottbergs erster Fall
Autoren: Felicitas Mayall
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schrecklich!» Britta verschwand um die Hausecke.
    Laura und Guerrini rannten los, erreichten den Klosterhof, hielten jäh inne und betrachteten das Bild, das sich ihnen bot. Susanne Fischer kauerte auf der Treppe zur Veranda, gestützt von Hubertus und Britta. Katharina Sternheim stand daneben, blass, mit wirren Haaren. Monika brachte gerade ein Glas Wasser.
    Laura bewegte sich langsam, ihr Kopf war noch nicht ganz klar, fühlte sich an, als wäre er inwendig geschwollen, doch ihr Blick war ungetrübt. Sie sah Blut auf Susannes Stirn, auf ihren Armen, sah das zerzauste Haar, die zerrissene Bluse. Eine gelungene Inszenierung, schoss es ihr durch den Sinn. Dann: Ich schieße schon wieder auf andere. Vielleicht gibt es doch den großen Unbekannten!
    Sie warf Guerrini einen kurzen Blick zu, sah, dass er die Szene mit schmalen Augen musterte, und war sicher, dass ihm ähnliche Gedanken durch den Kopf gingen.
    Nebeneinander erreichten sie die Treppe, ließen keinen Blick von Susanne, die jetzt beide Hände vors Gesicht presste und ein verkrampftes Schluchzen von sich gab.
    Laura beugte sich zu ihr hinunter, legte eine Hand auf ihre Schulter.
    «Ist ja gut», hörte sie sich sagen. «Es kann Ihnen nichts mehr geschehen.»
    Susanne zuckte zusammen. Ihre Antwort drang undeutlich zwischen den Fingern hervor, die so fest auf ihrem Gesicht lagen, als wollte sie sich selbst den Mund zuhalten.
    «Niemand ist sicher. Hier ist niemand sicher. Er … es war entsetzlich!»
    «Er oder es?», fragte Laura. «Susanne, Sie müssen versuchen, genau zu antworten. Vielleicht erwischen wir den Angreifer noch.»
    Während Laura sprach, betrachtete sie die Verletzungen der jungen Frau. Frische Kratzer, einige ziemlich tief. Es sah aus, als hätte Susanne Fischer mit einer großen Katze gekämpft. Konnte jemand sich selbst solch brutale Wunden zufügen?
    «Es war unten am Bach. In dem Wäldchen auf der anderen Seite. Ich weiß nicht, ob es ein Mann oder eine Frau war.»
    «Frag sie, ob es ein Mensch war!», sagte Guerrini.
    «Sie brauchen nicht zu übersetzen. Ich kann Italienisch!» Sie lockerte die Hände. Ihre Stimme wurde deutlicher.
    «Es war ein Mensch, aber vielleicht auch nicht. Es war ziemlich dunkel in dem Wald. Ich erinnere mich nur … an langes Haar, Augen. Es war größer als ich und stärker. Ich … ich weiß selbst nicht, wie ich es geschafft habe … ich hab um mich geschlagen und mich losgerissen.» Ein Schauer lief durch ihren Körper. Hubertus machte eine Bewegung, als wollte er den Arm um ihre Schultern legen, doch seine Absicht erstarb bereits im Ansatz.
    «Hat dieser Mensch oder dieses Wesen etwas gesagt?», fragte Guerrini.
    Susanne schüttelte den Kopf.
    «Woher haben Sie die Kratzer, Susanne?», fragte Laura.
    Susanne schluckte.
    «Ich weiß es nicht. Ich bin nur gerannt!»
    Guerrini richtete sich auf.
    «Also los!», sagte er. «Signora Gottberg und ich werden die Gegend um den Bach absuchen. Und ich werde einen Arzt rufen!»
    Susanne schüttelte den Kopf.
    «Das … das ist nicht nötig. Es sind ja nur ein paar Kratzer.»
    «Auch Kratzer muss man ernst nehmen», erwiderte Guerrini. «Außerdem möchte ich, dass Sie gründlich untersucht werden. Sie haben einen Schock erlitten!»
    Guerrini wählte bereits die Nummer des Arztes auf seinem Handy.
    «Er wird in einer halben Stunde hier sein. Kommt aus Montalcino. Es ist ein sehr guter Arzt!» Guerrini machte Laura ein Zeichen, und sie liefen zum Wagen. Mit aufheulendem Motor verließen sie den Hof, doch außerhalb der Mauern bremste Guerrini ab.
    «Ich glaube, wir müssen uns nicht beeilen», sagte er. «Wir werden vermutlich nichts finden!»
    «Nachsehen sollten wir auf alle Fälle», erwiderte Laura. «Und wenn wir nur Beweise dafür finden, dass Susanne Fischer sich selbst verletzt hat.»
    «Und wenn sie es nicht getan hat?» Guerrini klopfte nervös aufs Steuerrad. «Ich hatte vorhin einen total verrückten Gedanken. Ich stellte mir plötzlich vor, dass Giuseppe zu Fuß über die Berge gelaufen ist, um nach Hause zu kommen. Dass er Susanne Fischer getroffen hat und sie für eine Hexe hielt …»
    «Wie kannst du dann sagen, dass wir nichts finden werden?» Laura starrte Guerrini an.
    «Weil ich nichts finden will, verdammt nochmal! Ich will nicht, dass Giuseppe etwas mit dieser Sache zu tun hat!»
    «Er kann doch gar nichts damit zu tun haben. Du selbst hast gesagt, dass sein Bruder ihn zu einem Onkel in die Berge gebracht hat. Er kann schließlich nicht
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