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Nacht der Stachelschweine: Laura Gottbergs erster Fall

Nacht der Stachelschweine: Laura Gottbergs erster Fall

Titel: Nacht der Stachelschweine: Laura Gottbergs erster Fall
Autoren: Felicitas Mayall
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schlechte Lektüre», bemerkte Laura. «Ich hab es schon ein paar Mal gelesen. Es hilft enorm, sich aufs Wesentliche zu konzentrieren.»
    «Auch dabei, anderen Leuten den Schädel einzuschlagen?», fragte Guerrini.
    «Vermutlich auch!», murmelte Laura. «Ich werde Rosa fragen, warum sie nicht bei Susanne schläft. Da ist immerhin ein Bett frei.»
    Sie traten wieder in den dunklen Flur hinaus, der nach ein paar Metern in den Gruppenraum mündete. Laura klopfte an die Badezimmertür, sah kurz hinein. Leer. Sie klopfte an die zweite Tür. Monika Raabs erschrockene Stimme antwortete. Laura streckte nur kurz den Kopf ins Zimmer.
    «Entschuldigung – wir suchen Susanne Fischer.»
    «Hier ist sie jedenfalls nicht!», antwortete Monika unfreundlich. Sie lag auf einem der Betten und starrte an die Decke.
    «Schon gut!» Laura ließ die Tür leise ins Schloss schnappen. Wie große Katzen strichen Guerrini und sie durch den Gruppenraum, inspizierten die Küche, trafen sich vor dem Ausgang zur Veranda, schlüpften hinaus, überraschten Hohenstein, der dicht neben Rosa Perl saß und seine unvermeidliche Pfeife rauchte. Laura warf Guerrini einen fragenden Blick zu, er schüttelte den Kopf, sie nickte.
    «Oh», rief Hohenstein. «Ich hatte gar nicht bemerkt, dass Sie ins Haus gegangen sind.»
    Laura lächelte.
    «Sie waren gerade nicht da, als wir hineingingen. Haben Sie zufällig Susanne Fischer gesehen?»
    Hohenstein stieß runde Wölkchen aus und schüttelte den Kopf.
    «Nein, ich habe sie schon eine ganze Weile nicht gesehen. Jedenfalls ist mir nicht bewusst, dass ich sie gesehen hätte … Rosa, hast du Susanne gesehen?»
    «Nein.» Rosas Stimme klang heiser. «Es ist mir auch ganz egal, wo sie ist. Haben Sie Rolf gefunden?»
    Laura sah Rosas geweitete Augen, kam sich feige vor, als sie den Kopf schüttelte, fragte stattdessen: «Warum schlafen Sie nicht bei Susanne Fischer? Das wäre sicher bequemer als auf der Matratze im Gruppenraum.»
    Rosa schnappte entsetzt nach Luft, ihre Augen weiteten sich noch mehr.
    «Im Bett einer Toten? Sie fragen mich, warum ich nicht im Bett einer Toten schlafe?» Rosa lachte plötzlich. Ein abgehacktes, irres Lachen, das atemlos wurde. «Rolf ist tot! Sie sagen es nur nicht, weil Sie mich schützen wollen! Ist es nicht so?»
    Laura sah zu Guerrini hinüber, senkte den Kopf. Sie musste es sagen. Ihr grauste vor Rosas Reaktion.
    «Wir wollten Sie wirklich schützen, Rosa», murmelte sie schließlich. «Rolf Berger wurde vor zwei Stunden gefunden.»
    Rosa öffnete den Mund, rang wie eine Ertrinkende um Luft, griff nach dem Arm des Priesters.
    «Hat er … hat er sich …? Nein, Rolf würde sich niemals … Hat jemand ihn …? Aber wer denn, um Gottes willen?»
    «Wir wissen es nicht, Rosa. Wir müssen auf die Ergebnisse des Gerichtsmediziners warten.»
    Hohenstein starrte auf seine Pfeife.
    «Ist das wahr? Rolf ist tot? Das … das tut mir sehr Leid. Ich weiß wirklich nicht mehr, was ich denken soll. Es ist ein bisschen viel in so kurzer Zeit.»
    Laura und Guerrini schenkten ihm keine Beachtung, sie wandten keinen Blick von Rosa, die innerhalb von Sekunden zerfiel, sich krümmte und langsam zu Boden sank. Gleichzeitig sprangen sie nach vorn, stützten die Kranke, sprachen beruhigend auf sie ein. Doch Rosa nahm all ihre Kraft zusammen und schlug nach ihnen, schrie: «Weg! Lasst mich los! Ihr seid schuld! Alle seid ihr schuld! Er war das Einzige, das ich hatte. Das Einzige!»
    Einer ihrer ziellosen Hiebe traf Hubertus. Seine Pfeife flog quer über die Veranda. Erschrocken sah er auf Rosa, ging langsam über die Steinfliesen, hob die Pfeife auf.
    Schnelle Schritte auf der Treppe, Britta Wielands fragende Augen.
    «Was … wer schreit da so?»
    «Berger ist tot. Können Sie sich bitte um Rosa kümmern?»
    Britta zuckte nur kurz zusammen, kniete neben Rosa nieder und legte einen Arm um sie, verwandelte sich blitzschnell in die Krankenschwester, die sie war. Froh, etwas tun zu können, dem endlosen Warten zu entkommen.
    «Helfen Sie ihr!», herrschte Laura Hohenstein an, der ratlos daneben stand.
    «Ja. Natürlich. Einen Augenblick …» Hubertus legte seine Pfeife zwischen die Blumentöpfe und beugte sich ebenfalls über Rosa.
    «Was …?» Er schickte hilflose Blicke zu Guerrini und Laura.
    «Erzählen Sie ihr was über den Sinn des Lebens oder des Todes. Das können Sie doch, oder?»
    Als hätte sie ihm ins Gesicht geschlagen, wich Hohenstein kaum merklich zurück. Laura sah Schmerz in
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