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Nacht der Stachelschweine: Laura Gottbergs erster Fall

Nacht der Stachelschweine: Laura Gottbergs erster Fall

Titel: Nacht der Stachelschweine: Laura Gottbergs erster Fall
Autoren: Felicitas Mayall
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hierher geflogen sein.»
    «Er könnte per Anhalter gefahren sein … oder das Moped seines Onkels geklaut haben!»
    «Kann er das?»
    «Ja, verdammt! Das kann er!»
    Als sie das Wäldchen erreichten, kam ihnen Puccis Jeep entgegen.
    «Der hat mir gerade noch gefehlt!» Guerrini kniff die Lippen zusammen.
    «Was willst du jetzt machen?», fragte Laura, als beide Wagen nebeneinander hielten.
    «Wir müssen ihn mitnehmen. Wir brauchen ihn, um uns abzusichern, falls die Sache mit Giuseppe schief geht!»
    «Keine Lust auf Strafversetzung?»
    «Hör auf zu schießen!», knurrte Guerrini und sprang aus dem Wagen. Laura sah ihm zu, wie er mit Pucci sprach. Ungeduldig, mit fahrigen Handbewegungen. Nicht Giuseppe, dachte sie wieder, nicht Giuseppe. Aber sie wusste, dass es keine andere Möglichkeit gab, Giuseppe zu schützen. Sie mussten ihn und seine Familie noch einmal überprüfen.
    Pucci wendete den Jeep und hielt knapp hinter dem Lancia. Dann stieg auch Laura aus und durchstreifte mit  den beiden Männern das Wäldchen, hielt Ausschau nach geknickten Ästen, Dornengestrüpp, Spuren am Boden. Sie überquerten den Bach, suchten weiter. Doch der Boden war zu trocken und hart, um Fußspuren zu zeigen.
    «Ah!», rief nach einer Weile Pucci aus dem Unterholz. Stolz präsentierte er Laura und Guerrini eine freie Stelle zwischen den Bäumen. Hier waren junge Bäumchen umgebrochen, Stofffetzen hingen an einer Brombeerranke.
    «Hier muss es passiert sein!», sagte Pucci, und seine Stimme vibrierte voll Zufriedenheit.
    «Rufen Sie die Spurensicherung!», murmelte Guerrini. «Die werden uns langsam verfluchen!»
    «Ich halt die Burschen ganz gern auf Trab!», grinste Pucci. «Sitzen sowieso meistens herum und trinken Kaffee.»
    Sie achteten darauf, keine Spuren zu verwischen, doch außer Stofffetzen und abgebrochenen Bäumchen fanden sie nichts.
    «Jetzt zu den Ranas!», sagte Pucci und warf Laura einen triumphierenden Blick zu. Er schien auf ihren Widerspruch zu warten und war enttäuscht, als sie nur nickte.

D er einsame Hof lag so verlassen da wie beim letzten Mal. Erst halb vier. Einer der Tage, die nie vorübergehen, dachte Laura.
    Giuseppes Mutter ließ vor Schreck einen Topf fallen, als sie in die Küche traten. Sie hatte Radio gehört.
    «Es tut mir Leid, Signora, dass wir Sie schon wieder stören müssen. Wo ist Franco?»
    «Franco?!» Die alte Frau hielt sich mit beiden Händen am Herd fest und starrte sie mit aufgerissenen Augen an. «Was hat Franco gemacht?»
    «Nichts, Signora! Wir wollen nur mit ihm reden!»
    «Erst nehmt ihr Giuseppe mit und jetzt Franco, was? Ihr seid wie die Faschisten! Ich lasse mir meine Kinder nicht wegnehmen! Haut ab!» Sie bückte sich erstaunlich behende, hob den Topf auf und hielt ihn wie eine Waffe vor sich. Im Radio plärrte die aufgeregte Stimme eines Werbespots.
    «Wir nehmen niemanden mit, Signora! Wir wollen nur mit Franco reden.»
    Signora Rana schüttelte heftig den Kopf.
    «Er hat nichts zu sagen. Franco ist draußen bei den Schafen. Er war den ganzen Tag draußen. Lassen Sie ihn in Ruhe!»
    Pucci räusperte sich, doch Guerrini stieß ihn warnend an.
    «Gut, gut, Signora. Wir gehen, und Sie müssen sich nicht aufregen.» Wieder stieß er Pucci an und deutete mit einer Kopfbewegung zur Tür. Pucci runzelte die Stirn, zuckte die Achseln und trat zögernd den Rückzug an.
    «Was soll das?», fragte er ärgerlich, als sie wieder vor dem Haus standen. «Warum haben Sie nicht nach Giuseppe gefragt? Ich wette, er steckt wieder hinter den alten Matratzen auf dem Dachboden. Soll ich ihn holen?»
    «Nein!», antwortete Guerrini. «Er ist nicht hier. Franco hat mir gestern gesagt, dass er ihn zu einem Onkel bringen würde, damit er aus der Sache raus ist!»
    «Ah!», stieß Pucci hervor. «Warum haben Sie mir das nicht gesagt, Commissario? Gehört das auch zu Ihren Geheimermittlungen?»
    «Es gibt keine Geheimermittlungen, Maresciallo. Ich hab nur etwas dagegen, wenn man auf geistig Behinderten herumhackt, ohne einen Beweis gegen sie zu haben!»
    «Für mich gibt’s Beweise genug, Commissario. Kaum ist der Bursche frei, wird wieder einer erschlagen! Sie werden doch nicht im Ernst behaupten, dass diese verschreckten Deutschen eine Bande von Mördern sind? Nein, Commissario. Da steckt was anderes dahinter. Ich hab das im Gefühl! Und mein Gefühl hat mich noch nie getäuscht! Ich bin seit fast dreißig Jahren bei den Carabinieri!»
    Ehe Guerrini antworten konnte, rollte Francos knatterndes
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