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Nacht der Stachelschweine: Laura Gottbergs erster Fall

Nacht der Stachelschweine: Laura Gottbergs erster Fall

Titel: Nacht der Stachelschweine: Laura Gottbergs erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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finden Sie nicht? Ich meine, man kann nicht einfach zur Tagesordnung übergehen und so tun, als sei nichts passiert …»
    Britta beugte sich zu einer Katze hinab und reichte ihr eine Käserinde.
    «Das tun wir ja nicht», antwortete sie leise. «Es ist nur … Sehen Sie, wir haben uns alle auf die Gruppe gefreut, auf diesen Ort. Und jetzt wird diese Arbeit, die wir hier miteinander machen, gestört. Dabei ist sie wichtig für uns … für mich jedenfalls, und ich denke auch für die anderen …»
    Laura beobachtete die junge Frau, die leichte Unzufriedenheit in ihrem Gesicht, das Schürzen der Lippen, den Zorn, der in ihren Augen lag.
    «Ach», sagte Laura. «Das bringt mich auf eine Idee. Ich würde gern mit Ihnen anfangen. Wir können nach dem Essen einen Spaziergang machen oder uns im Schatten auf die Mauer setzen – ganz wie Sie wollen.»
    «Mit mir?» Britta Wieland sah plötzlich sehr erschrocken aus. «Warum denn ausgerechnet mit mir?»
    «Weil wir bereits angefangen haben zu reden.»
    «Aber ich … ich kann Ihnen überhaupt nichts sagen!»
    «Sie sind Mitglied der Gruppe, Sie haben Carolin Wolf gekannt … das reicht!»
    «Aber ich wollte eigentlich meditieren und mein Tagebuch schreiben!»
    «Das können Sie alles hinterher! Meine Güte! Ist Ihnen allen eigentlich klar, dass ein Mensch umgebracht wurde, der noch vor ein paar Tagen Mitglied Ihrer Gruppe war?!»
    «Okay!» Britta sprang auf. «Gehen wir! Aber gleich. Ich brauche noch ein bisschen Zeit für mich, ehe die nächste Sitzung beginnt. Um vier?» Sie warf Katharina Sternheim einen fragenden Blick zu. Die Therapeutin nickte müde. Laura erhob sich ebenfalls und fragte sich, woher diese Selbstbezogenheit kommen mochte, die aus der jungen Frau sprach. Langsam folgte sie ihr über den Innenhof des Klosters, vorbei an dem verfallenen kleinen Bauernhof, der wohl einmal zu dem Anwesen gehört hatte, vorbei an dem Friedhof der Mönche, dann hielt sie an.
    «Es ist zu heiß, um weit zu gehen. Wir können uns hier in den Schatten setzen.»
    «Ich würde lieber laufen!», entgegnete Britta.
    «Gut, dann laufen wir. Aber nebeneinander.»
    Unwillig verhielt Britta ihre Schritte, wartete, bis Laura sie eingeholt hatte.
    «Also, was wollen Sie wissen?»
    «Zunächst einmal würde mich interessieren, warum Sie so wütend sind?»
    «Ich bin überhaupt nicht wütend, wie kommen Sie denn darauf?»
    «Einfach nur so ein Gefühl.»
    Wieder ging Britta schneller, hielt plötzlich an und drehte sich zu Laura um.
    «Sie haben Recht! Ich bin wütend! Diese Gruppe hat mich eine Menge Geld gekostet. Krankenschwestern verdienen nicht besonders gut. Es ist mir wichtig! Ich meine, diese Arbeit für mich! Und dann kommt dieses kleine Biest und verdirbt alles!»
    «Welches kleine Biest?»
    «Na, diese Carolin. Sie können sich nicht vorstellen, wie die sich hier aufgeführt hat. Tobsuchtsanfälle hat sie in den Sitzungen hingelegt – alles drehte sich nur noch um sie in den ersten Tagen. Und sie hat es genossen … und wie sie es genossen hat! Wir anderen waren nur noch Publikum für die Sonderaufführung Carolin Wolf!»
    «Und die andern, haben die das ähnlich empfunden?», erkundigte sich Laura und schlug dabei ungeduldig nach einer dicken Fliege, die schon länger um sie kreiste.
    «Die meisten mit Sicherheit!» Brittas Stimme klang bitter. «Nur dieser Berger war ganz scharf auf sie. Was hat er einmal in der Sitzung gesagt? Dass Carolin für ihn das ‹wilde ungebändigte Leben› bedeute. Dass er sich wünsche zu sein wie sie!» Britta lachte auf. «Dieser Trottel! Ich glaube, für den ist jede Frau das wilde ungebändigte Leben. Mich baggert er jedenfalls auch dauernd an! Aber da kann er lange baggern!»
    «Was haben Sie am Abend von Carolin Wolfs Tod gemacht?», fragte Laura unvermittelt.
    «Ich?» Britta warf Laura einen beinahe fassungslosen Blick zu. «Was ich gemacht habe? Sie werden doch nicht denken, dass ich …»
    «Ich denke gar nichts», antwortete Laura. «Ich frage nur, weil ich wissen muss, was jedes Mitglied dieser Gruppe an jenem Abend gemacht hat.»
    «Ja, richtig, wir sind ja alle verdächtig. So ist es doch, oder?»
    «In gewisser Weise.»
    «Gut, ich kann Ihnen genau sagen, was ich gemacht habe. Ich habe mit Monika zusammen abgewaschen, und dann haben wir auf dem kleinen Brunnen am Ende des Innenhofs noch eine Zigarette geraucht. Da war es schon dunkel. Danach sind wir ins Bett gegangen – wir schlafen in einem Zimmer – und haben noch ein

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