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Nacht der Stachelschweine: Laura Gottbergs erster Fall

Nacht der Stachelschweine: Laura Gottbergs erster Fall

Titel: Nacht der Stachelschweine: Laura Gottbergs erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felicitas Mayall
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Köpfe.
    «Nur eines», murmelte Francine, «dieser Mann trifft sich ständig mit verschiedenen Frauen der Gruppe. Darüber haben wir uns auch schon Gedanken gemacht.»
    «O ja», kicherte die Frau mit den Lachfältchen, die bisher ihren Namen verschwieg. «Wir haben uns ausgemalt, dass er einen heimlichen Harem unterhält. Der eine ist ein Pascha, der andere ein Eunuch!»
    «Und wie passen dann die komischen Geräusche und die Schreie in dieses Bild?», fragte Laura. «Sie haben doch gesagt, dass die Gruppe Ihnen Angst macht. Jetzt klingt das plötzlich nicht mehr so!»
    «Ach», sagte Catherine schnell, «die Idee mit dem Harem war nur so ein Einfall. Wir waren wirklich beunruhigt. Lachen beruhigt, nicht wahr?»
    Laura nickte und stand langsam auf.
    «Ich danke Ihnen für Ihre Hilfe. Wie lange werden Sie noch bleiben?»
    «Ungefähr eine Woche, dann müssten wir mit unserer Arbeit fertig sein.»
    «Das ist gut», murmelte Laura. «Vielleicht brauche ich Sie noch. Ich werde die nächsten Tage hier im Kloster wohnen. Falls Ihnen etwas einfällt oder auffällt … bitte sagen Sie es mir! Und … viel Glück mit Ihren Hühnern!»
    Sie drückte kurz die Hände der drei Frauen. Jetzt, ganz zuletzt, verriet auch die dritte ihren Namen: Cloë.
    Als Laura wieder in den Innenhof des Klosters trat, dachte sie kurz an ihren Vater. Die Geschichte der drei  Hühner-Aktivistinnen würde ihn begeistern, denn er liebte das Absurde. Aber dann musste sie wieder überlegen, ob Berger zum Mörder taugte, kam aber zu keinem Ergebnis. Er war ungefähr so verdächtig wie Giuseppe Rana. Und auf gewisse Weise vielleicht ähnlich verrückt. Sie würde mit ihm sprechen, noch heute. Und mit dieser Rosa Perl, die offensichtlich ein Verhältnis mit ihm hatte. Inzwischen war Laura neugierig auf Berger. Er musste etwas haben, was ihn anziehend machte … all diese Frauen konnten ja nicht total blöde sein.

A ls Angelo Guerrini das Untersuchungsgefängnis von Siena betrat, hatte er ein ungutes Gefühl. Er hätte gestern schon nach Giuseppe Rana sehen sollen.
    «Ah, Commissario!», begrüßte ihn der Wachhabende grinsend. «Wollen Sie wieder singen?»
    Guerrini kniff die Augen zusammen, ging nicht auf diese Bemerkung ein.
    «Wie geht es Rana?»
    «Wie wird es ihm gehen. Er singt, hält uns alle wach und wirft das Essen an die Wand! Ich hoffe, dass er bald hier verschwindet! ’ne Klapsmühle wär der bessere Ort für den!»
    «Ich hoffe, Sie machen Ihre Arbeit ordentlich!» Guerrini musterte den Mann von oben bis unten. «Wenn ich rausfinde, dass Sie den Gefangenen schlecht behandeln, bekommen Sie Schwierigkeiten. Ist das klar?!»
    Der Wachhabende biss die Zähne zusammen. Seine Wangenmuskeln traten hervor, der Mann hatte einen unangenehm kräftigen Unterkiefer.
    «Wir machen unsere Arbeit immer ordentlich, Commissario!», stieß der Mann zwischen seinen Zähnen hervor.  «Wir behandeln die Leute genauso, wie sie’s verdienen!»
    Guerrinis Sorge um Rana wuchs mit jedem Satz, den der Wachhabende von sich gab.
    «Führen Sie mich zu Rana!»
    «Wenn Sie meinen, dass Sie ein Wort aus dem rauskriegen …»
    Hohn schwang in der Stimme des Wachhabenden. Guerrini konnte sich der Befürchtung nicht erwehren, dass sich Menschenverachtung in der Polizei breit machte, als hätte die neue Regierung Ventile geöffnet, die bisher nur notdürftig unter Kontrolle gewesen waren. Schweigend ging er neben dem Beamten durch die schmalen Gänge, bis sie vor Ranas Zelle angekommen waren.
    «Bitte, Commissario!»
    Die spöttische Stimme des Beamten ließ Guerrinis Hand zucken. Am liebsten hätte er dem Kerl eine Ohrfeige verpasst. Stattdessen nickte er nur und betrat die Zelle, wandte sich kurz um und sagte: «Ich brauche Sie nicht! Gehen Sie in den Wachraum zurück und lassen Sie uns allein. Verstanden?!»
    «Wenn Sie meinen …», antwortete der Beamte langsam. «Ich würde nicht zu lange mit dem Kerl allein bleiben. Er ist gefährlich!»
    «Lassen Sie das meine Sorge sein!»
    Der Wachhabende zog sich mit provozierender Langsamkeit zurück. Guerrini wartete, bis er verschwunden war, lehnte sich dann neben der Zellentür an die Wand und schaute auf Giuseppe. Der Bauernjunge kauerte in der rechten Ecke der schmalen Zelle, hielt beide Hände schützend über seinen Kopf, als erwarte er Schläge. Guerrini kam es vor, als sei die Zeit stehen geblieben, seit er das letzte Mal hier gewesen war.
    «Ciao, Giuseppe», sagte er leise. «Ich bin’s, Angelo Guerrini. Wir

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