Nacht der Sünde
lassen. Das war alles rein beruflich.“
Seltsam erleichtert nickte er. „Lassen Sie mich raten … gleiche Uhrzeit, gleicher Ort?“
Sie lachte leise. „Ja.“
Typisch Bryce, dachte Damon, höchst berechenbar.
Es dauerte über eine Stunde, bis sie mit allem durch waren. Damons Augen – wie flüssiger Bernstein – ließen Kate den ganzen Abend über nicht los. Was die Befürchtung in ihr weckte, dass er sie vielleicht doch wiedererkannt hatte. Denn an ihrem sexy Outfit lag es bestimmt nicht, dass er sie dauernd anstarrte. Aber fragen konnte sie schlecht.
Am Ende legte sie ihre Notizen zu einem ordentlichen Stapel zusammen und verkündete: „So, das hätten wir.“
„Danke.“
Als er seine Hand auf ihre legte, war es, als ob sie einen Stromschlag bekäme. Unmittelbar darauf fuhr er mit dem Daumen über die Innenseite ihres Handgelenks. Ihr Puls begann zu rasen.
Sie zwang sich, ihm in die Augen zu schauen. „Ich hoffe es hilft.“ Ihr Nacken kribbelte. „Die Informationen, meine ich.“
„Ich weiß, was Sie meinen.“ Mit einem Lächeln hielt er immer noch ihre Hand.
Sie bewegte sich nicht. Seit Samstagabend hatte er sie nicht berührt – nicht absichtlich jedenfalls –, bis auf heute Morgen, als er seine Hand auf ihren Arm gelegt hatte. Er erwiderte ihren Blick, und einen Moment befürchtete sie, er könnte sich erinnern. Aber dann zog er die Hand auch schon wieder weg.
„Ich lasse Sie jetzt besser allein, damit Sie schlafen können“, sagte er, während er aufstand. „Und vergessen Sie die ätherischen Öle nicht.“
„Nein, bestimmt nicht. Nochmals vielen Dank.“
An der Küchentür drehte er sich noch einmal um. „Morgen komme ich übrigens erst später ins Büro, ich habe einen Termin beim Notar.“
„Ich bin sicher, dass wir es auch ohne Sie schaffen.“
Da lachte er. „Ich auch. Kate … Sie machen gute Arbeit, danke.“
Das war die Gelegenheit. „Bryce wollte mich zu seiner Stellvertreterin machen … ab nächstem Monat.“
„Hatte er vor, für längere Zeit zu verreisen?“
„Ich weiß nicht genau. Er sagte nur, dass er beabsichtige, eine Auszeit zu nehmen.“
Damon runzelte die Stirn. „Wir müssen einige Entscheidungen treffen. Dazu brauche ich Ihre Kenntnisse und Ihre Erfahrung.“
Was sollte denn das nun wieder heißen? Sie nickte widerstrebend.
„Gute Nacht, Kate.“ Aber er blieb stehen.
Sein Aftershave hüllte sie ein. Oh, Gott, er wollte sie doch nicht etwa küssen? Erst als seine bronzefarbenen Augen im Licht, das vom Flur hereinfiel, aufblitzten, merkte sie, dass sie unbewusst einen Schritt zurückgewichen war. „Was ist?“
„Nichts.“
Heute war er vom Scheitel bis zur Sohle ein Gentleman, ganz anders als der rücksichtslose Abenteurer von Samstagabend. Es war nicht ganz einfach, diese beiden Persönlichkeiten in Übereinstimmung zu bringen. Wie auch, wenn sie dauernd an nichts anderes als an Sex dachte?
Sie spürte, wie ihr die Röte in die Wangen stieg. „Gute Nacht.“
Aufatmend schloss sie die Tür hinter ihm und lehnte sich dagegen. Wenig später hörte sie eine Autotür ins Schloss fallen, dann sprang ein Motor an.
Kate lauschte, bis das Motorengeräusch verklungen war. Erst dann stieß sie den Seufzer aus, den sie schon seit einer ganzen Weile zurückgehalten hatte. Er war richtig nett gewesen heute Abend, ganz anders als am Vormittag im Büro, wo er ständig versucht hatte, alles an sich zu reißen. Er hatte ihr nicht nur eine Pizza mitgebracht, sondern auch ein altes Hausmittel von seiner Großmutter. Welcher Mann tat so etwas für eine Frau, die er kaum kannte? Machten das Männer, die auf anonymem Sex standen?
Männer konnten gewisse Dinge in ihrem Leben eben fein säuberlich trennen. Ihr Ex bot dafür den besten Beweis. Nie wieder würde sie einem Mann über den Weg trauen. Ihrer eigenen Menschenkenntnis allerdings auch nicht. Fehler machte jeder, aber denselben Fehler zweimal zu machen, wäre mehr als töricht.
4. KAPITEL
Am Dienstag fuhr Kate extra früh ins Büro, nur falls Damon es sich anders überlegt hatte und doch unerwartet auftauchte. Sonst fand er sie für eine Stellvertreterposition womöglich ungeeignet.
Gestern Abend hatte sie die ätherischen Öle benutzt und sich ein heißes Schaumbad gegönnt. Anschließend hatte sie sich erstaunlich gut gefühlt, fast wie neugeboren. Diese Besserung ihres Gesundheitszustands verdankte sie eindeutig ihm.
Was jedoch nicht hieß, dass sie ihn darum jetzt ausschließlich in einem
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