Nacht der Sünde
sein?“
„Es geht hier um die Firma meines Onkels. Indem ich das Erbe angenommen habe, bin ich eine Verpflichtung eingegangen, der ich so gut wie möglich nachkommen werde.“ Er schaute sie wieder an. „Was haben Sie gegen mich?“
Darauf erwiderte sie nichts, und er drängte sie auch nicht. Trotzdem konnte er es sich nicht erklären. Und doch hatten sie Sex miteinander gehabt. Leidenschaftlichen, heißen Sex. Den heißesten Sex aller Zeiten.
Das wusste sie. Sie wusste ganz genau, wer er war. Sie wusste nur nicht, dass auch er wusste, wer sie war. Zeit, die Karten offen auf den Tisch zu legen.
Die in der Luft liegende Spannung war plötzlich mit Händen zu greifen. Dass das Gespräch eine unerwartete Richtung genommen hatte, lag einzig und allein an ihm. Er stieß die Autotür auf. „Gehen wir ein paar Schritte.“
„Aber es regnet.“ Sie nagte an ihrer Unterlippe.
Mit Mühe riss er den Blick von ihrem verführerischen Mund los. „Das sind doch nur noch ein paar Tropfen. Kommen Sie, leben Sie ein bisschen.“
Der Kinderspielplatz war menschenleer, die Regentropfen in den Bäumen glitzerten wie Diamanten im weichen Sonnenlicht. Damon streifte mit der flachen Hand das Regenwasser vom Sitz einer Schaukel ab, setzte sich und stieß sich ab.
Derweil blieb Kate auf dem Rasen stehen, mit akkurat zugeknöpfter Kostümjacke, das Haar straff zurückgekämmt, und schaute missbilligend. Sie wirkte so deplatziert, dass er lachen musste. „Na los, Miss Fielding, da ist noch eine Schaukel.“
Sie sah auf ihre Uhr. „Wir verschwenden unsere Zeit.“
„Ist es Zeitverschwendung, wenn man etwas tut, was einfach nur Spaß macht?“
„Seien Sie nicht albern. Vielleicht macht Ihnen so etwas Spaß, aber mir nicht.“
„Weil Sie es nicht zulassen.“
Daraufhin musterte sie zuerst ihr Kostüm, dann die Schaukel, und schließlich schüttelte sie den Kopf. „Der Sitz ist nass.“
„Das haben wir gleich.“ Er stand auf, zog die Lederjacke aus und legte sie über die Sitzfläche der Schaukel. Als Kate sich immer noch nicht vom Fleck rührte, schlenderte er zu ihr. „Seien Sie doch wenigstens ein einziges Mal albern.“ Er nahm ihre glatte kühle Hand und suchte ihren Blick. „Sie wissen ganz genau, dass Sie es wollen.“
Schließlich gab sie nach und ließ sich von ihm zur Schaukel ziehen, wo sie sich auf seine Lederjacke setzte. Als sie sich mit den Schuhspitzen vom Boden abstieß, erhellte ein kleines Lächeln ihre Mundwinkel. „Das habe ich nicht mehr gemacht, seit ich zwölf war.“
Auch Damon setzte sich wieder und schaukelte. Eine Weile bewegten sie sich auf den zwei Schaukeln in perfekter Harmonie, jeder versunken in seine eigenen Kindheitserinnerungen.
„Sie fürchten um Ihren Arbeitsplatz“, sagte er endlich. „Das brauchen Sie nicht.“
„Sie haben gut reden. Ihr Einkommen steht ja auch nicht zur Disposition. Wenn es stimmt, was Sie sagen, wird es Probleme geben. Und damit meine ich nicht nur für mich. Wir sind zu sechst.“
„Ich gelobe, alles in meinen Kräften Stehende zu tun, um Ihre Arbeitsplätze zu erhalten.“
„Ich werde Sie beim Wort nehmen.“ Mit einem Blick auf die Uhr fuhr sie fort: „So, jetzt muss ich aber wirklich zurück, ich habe heute noch eine Menge Arbeit.“ Das vergnügte Funkeln, das sich in ihre Augen gestohlen hatte, erlosch.
Das dämpfte Damons eigene gute Laune. Er wollte sie zurückhalten, doch sie hatte sich bereits auf den Weg zum Auto gemacht. Weil er einsah, dass er sie nicht umstimmen konnte, nahm er sich seine Lederjacke und folgte ihr.
Auf dem Rückweg schlug er, einem spontanen Impuls folgend, den Weg nach Diamond Bay nördlich von Bondi ein.
„Wohin fahren wir?“, fragte sie argwöhnisch.
„Ich will Ihnen etwas zeigen.“
Er parkte an einer Stelle, von der aus sie die Klippen und das Meer sehen konnten. Trotz des tristen Wetters war die Natur beeindruckend in ihrer wilden Schönheit. Damon stieg aus und stapfte eine Anhöhe hinauf, wobei er die salzige Meeresluft tief einatmete. Oben angelangt, blieb er stehen und drehte sich zu Kate um. Am Fuß der Klippen brachen sich tosend die Wellen, weiße Gischt spritzte auf.
„Das da drüben war früher mein Lieblingsplatz“, erklärte er und deutete auf eine hohe Klippe.
„Haben Sie denn hier in der Nähe gewohnt?“, fragte sie.
„Nein.“ Als ein kalter Windstoß an ihm zerrte, verkroch er sich tiefer in seine Lederjacke. „Wir haben in einem Industriegebiet gewohnt, wo Tag und Nacht die
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