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Nacht der Sünde

Nacht der Sünde

Titel: Nacht der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE OLIVER
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positiven Licht sah. Heute war sie wieder die ehrgeizige Karrierefrau. Arbeit und Freizeit waren eben nicht dasselbe. Sag es noch einmal: Arbeit und Freizeit sind nicht …
    „Und? Wie ist er?“ Sandys Stimme störte sie bei der Wiederholung des Mantras.
    Kate schaute von ihrem Computer auf. Als sie das verträumte Gesicht der Kollegin sah, wusste sie sofort Bescheid. Trotzdem fragte sie: „Wer?“
    „Na, unser neuer Chef. Damon.“
    Die Art, wie Sandy seinen Namen aussprach – nein, hauch te –, ärgerte Kate. Als ihr das bewusst wurde, ärgerte sie sich noch mehr, und zwar über ihre eigene Humorlosigkeit.
    „Genau genommen ist er noch nicht unser Chef, Sandy.“ Während sie ungerührt weiter tippte, bemerkte sie, dass ihr Körper unter der blütenweißen gestärkten Bluse glühte. „Bis jetzt hat er noch nichts entschieden.“
    „Aber einiges hat er schon verändert.“
    Jetzt hörte Kate auf zu tippen und musterte Sandy überrascht. „So, was denn?“
    „Na, zum Beispiel die neue Kaffeemaschine! Hast du sie noch gar nicht bemerkt?“
    Eine Kaffeemaschine? Wann war die denn geliefert worden? Und wo nahm er das Geld dafür her? „Ich bin noch nicht dazu gekommen, mir einen Kaffee zu machen. Ich muss vorher unbedingt diese Gruppenreise buchen, und die blöde Fluglinie schickt mich von Pontius zu Pilatus. Außerdem brauchen wir keine neue Kaffeemaschine“, brummte sie mürrisch.
    „He, was ist los mit dir, Kate? Warum schimpfst du nur über ihn? Ist doch voll cool, der Typ.“
    „So cool nun auch wieder nicht, aber was soll’s. Du hast mir übrigens gar nicht erzählt, dass er gestern Nachmittag hier angerufen hat und mich sprechen wollte.“
    „Oh, sorry, hab ich total vergessen. Entschuldige.“
    „Du hast behauptet, ich wäre bei einem Kunden. Dabei habe ich zu Hause gearbeitet, um niemanden mit meiner Erkältung anzustecken.“
    Sandy zuckte die Schultern und verkniff sich ein Lächeln. „Da muss ich wohl irgendwas falsch verstanden haben. Tut mir leid.“ Sie sprang auf. „Aber warte, ich mache es wieder gut. Gleich bekommst du den besten Kaffee der Welt. Man kann sogar Cappuccino …“
    „Nein!“, fiel Kate ihr ins Wort, um gleich darauf freundlicher hinzuzufügen: „Danke, Sandy. Ich mache mir später selbst einen.“
    Eine Kaffeemaschine! Sie schnaubte verärgert, während sie zum hundertsten Mal die Nummer der Fluglinie wählte und prompt wieder in der Warteschleife landete. Das machte er doch nur, um sich bei der Belegschaft einzuschmeicheln.
    Direkt nachdem sie die Gruppenreise endlich gebucht hatte, klingelte ihr Telefon. „Guten Morgen, Aussie Essential Reisen, Kate Fielding. Was kann ich für Sie tun?“
    „Ihnen auch einen guten Morgen, Kate. Sie klingen heute schon viel besser.“
    Natürlich hatte er es nicht nötig, sich mit seinem Namen zu melden! Als würde jeder seine Stimme auf Anhieb erkennen. Am liebsten hätte sie sich dumm gestellt, aber das würde er ihr wahrscheinlich nicht abnehmen.
    „Damon.“ Ihre eigene, professionelle Stimme rutschte unversehens eine Oktave tiefer, ihr Pulsschlag beschleunigte sich. Besorgt warf sie Sandy einen kurzen Blick zu, die aber zum Glück nichts bemerkt hatte, weil sie ebenfalls telefonierte. „Wie kann ich Ihnen behilflich sein?“
    Eine vielsagende Pause, ein Knacken in der Leitung.
    „Ich bräuchte Sie heute Nachmittag“, sagte er endlich. „Sind Sie um drei verfügbar?“
    „Ist … ist das ein Arbeitsauftrag?“
    „Selbstverständlich.“
    Kate räusperte sich. „Schön, dann also um drei.“
    „Wir werden ein Stück zu Fuß gehen“, kündigte Damon an, als Kate auf dem Beifahrersitz seines silbernen BMWs Platz genommen hatte. „Ich hoffe, Sie tragen bequeme Schuhe.“
    „Das wissen Sie doch“, lautete die knappe Antwort. Vor dem Einsteigen hatte er einen langen Blick auf ihre Schuhe geworfen. Eine angeborene leichte Fehlstellung ihrer Hüften machte es ihr unmöglich, schmerzfrei hohe Absätze zu tragen. Obwohl sie es gern getan hätte. Eilig wechselte sie das Thema. „Ganz schöner Nobelschlitten, den Sie da fahren. Ist das ein Mietwagen?“ Oder hatte er bereits einen Teil seiner Erbschaft verjubelt?
    „Ich habe ihn geleast. So wie es aussieht, muss ich wohl eine Weile bleiben.“
    Das stimmte. Genau wie es leider stimmte, dass von seinen Entscheidungen Kates Karrieresprung, auf den sie so hartnäckig hingearbeitet hatte, abhing.
    Damon parkte neben einem Spielplatz in der Nähe eines Reiseveranstalters, zwei

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