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Nacht der Sünde

Nacht der Sünde

Titel: Nacht der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE OLIVER
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Züge praktisch durchs Wohnzimmer fuhren. Das hier war unsere Zuflucht.“
    „Unsere?“ , wiederholte sie. „Ihre und die von Bryce?“
    „Nein, ich rede nicht von Bryce’“. Der kalte Wind trieb ihm die Tränen in die Augen. Längst bereute er, das Thema angeschnitten zu haben. „Wir sind meilenweit gelaufen, die Klippe hinauf, bis zum Gipfel. Und dort sind wir dann manchmal durch die Absperrung gekrochen und haben gewettet, wer sich am dichtesten an den Rand traut.“
    „Oh, Gott! Wie alt waren Sie da?“
    Jetzt schaute er aufs Meer hinaus, über dem dunkle Wolken hingen, die noch mehr Regen ankündigten. Er beobachtete die Möwen, die im Sturzflug in die Tiefe schossen. Schon immer hatte er sie um ihre Freiheit beneidet. „Ungefähr zwölf.“
    „Aber das war lebensgefährlich.“
    „Möglich.“ Am Tag nach Bonitas Tod war er zum letzten Mal oben gewesen. Er hatte sich gefragt, wo sie jetzt wohl sein mochte, und auf die unversöhnlichen Felsen unter sich gestarrt. Und dabei für einen Sekundenbruchteil erwogen …
    An dem Tag hatte er sich geschworen, nur noch für den Moment zu leben, ohne an die Vergangenheit oder die Zukunft zu denken.
    „Da fällt man tief“, meinte Kate leise, während sie seinem Blick folgte.
    Zum Schutz gegen die Kälte verschränkte Damon die Arme fest vor der Brust. Plötzlich merkte er, dass die Trauer ihn übermannte. Es war ein Fehler gewesen, hierher zurückzukehren, an Bonitas und seinen Lieblingsplatz. Und dann auch noch mit Kate. Seltsam daran war nur, dass ihre Gegenwart ihn irgendwie tröstete. Es war fast, als ob sie seine Trauer verstehen könnte.
    Wusste sie, wie es sich anfühlte, wenn man einen geliebten Menschen verlor? Er wollte nicht fragen, da das bedeutet hätte, seinen Schmerz mit ihr zu teilen. Dazu war er nicht bereit.
    Jetzt öffnete der Himmel seine Schleusen. „Gehen wir“, sagte er, nahm ihre Hand und drückte sie für einen Moment an seine Brust. Der Wind peitschte ihnen den Regen ins Gesicht. Kates Augen waren so nass, dass es aussah, als ob sie weinte.
    Ebenso überraschend, wie er ihre Hand genommen hatte, ließ er sie wieder los und trat einen Schritt beiseite.
    Pass auf dich auf.
    Bislang hatte Damon nie ein Problem damit gehabt, sein Leben zu riskieren, nur um diesen berauschenden Adrenalinkick zu spüren, und das mehrmals im Jahr. Er war zu jedem Risiko bereit – allerdings unter einer Bedingung: Sein Herz musste außen vor bleiben.

5. KAPITEL
    „Essen Sie mit mir zu Abend“, bat Damon Kate auf der Rückfahrt. Er hatte Sandy bereits informiert, dass sie heute nicht mehr ins Büro kommen würden.
    Kate sah, dass er die Kiefer, auf denen ein sexy Bartschatten schimmerte, fest zusammenpresste. In seiner Stimme schwang nicht einmal ein Hauch von Verführung mit, er klang einfach nur wie ein Freund, der sich nach Gesellschaft sehnte.
    Das Problem war nur, heute war Dienstag – der Familientag. Das hätte sie fast vergessen, als ihre Erinnerungen sie überwältigt hatten. Erinnerungen an ihren Bruder, der beim Drachenfliegen ums Leben gekommen war. „Dienstags bin ich abends immer bei meinen Eltern zum Essen.“
    „ Jeden Dienstag?“ Er warf ihr einen erstaunten Blick zu, zuckte die Schultern und sah wieder auf die Straße. „Da kann man nichts machen. Die Familie geht natürlich vor.“
    Aber Kate hörte die Enttäuschung in seinen Worten. Irgendetwas war vorhin zwischen ihnen passiert, das spürte sie genau, auch wenn sie nicht wusste, was. In jedem Fall war es etwas, das ihr unter die Haut ging. Fast ungläubig hörte sie sich selbst sagen: „Ich werde anrufen und absagen.“
    „Das brauchen Sie nicht.“
    Aber sie hatte schon ihr Handy aus der Tasche gezogen und die Kurzwahltaste gedrückt. Als sich der Anrufbeantworter meldete, wartete sie einen Moment und sagte dann: „Hi, Mum, ich kann heute Abend leider nicht. Bryces Neffe hat mich zum Abendessen eingeladen. Wir müssen noch ein paar geschäftliche Angelegenheiten besprechen. Tut mir leid, dass ich erst so spät absage, aber es ging nicht anders. Ich melde mich.“
    Nachdem sie die Verbindung getrennt hatte, wirkte sie leicht verlegen. „Also … ich kenne da ein nettes kleines Lokal ganz in der Nähe des …“
    „Ich würde uns gern selbst etwas kochen“, unterbrach er sie.
    „Oh.“ Sie war davon ausgegangen, dass sie in einem Restaurant essen würden. Obwohl ihr Puls bei der Aussicht, mit ihm allein zu sein, besorgniserregend ins Flattern kam, schaffte sie es,

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