Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nacht der Sünde

Nacht der Sünde

Titel: Nacht der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE OLIVER
Vom Netzwerk:
dann aber durch einen blonden Mann abgelenkt, der auf ihr Auto zukam. „Will der Typ zu uns?“
    „Das ist Seb, wir kennen uns seit Jahren. Er ist Australier und mit einer Thailänderin verheiratet – hallo, Seb.“ Er stieg aus und reichte dem anderen Mann die Hand. Nachdem sie ein paar Worte gewechselt hatten, deutete Damon auf Kate. „Und das ist Kate. Sie ist etwas nervös, weil es für sie das erste Mal ist. Sieh zu, dass du sie ein bisschen aufmunterst, ich hole unterdessen die Ausrüstung.“ An Kate gewandt fuhr er fort: „Ich bin gleich wieder da.“
    Während Damon auf ein ebenerdiges Gebäude zuging, setzte Seb sich neben Kate auf den Fahrersitz. „Es ist echt toll, es wird Ihnen Spaß machen, glauben Sie mir. Und Damon ist ein Profi“, schwärmte er.
    „Er hat mich ohne mein Wissen hierhergeschleppt“, erklärte Kate. „Freiwillig wäre ich nie mitgekommen. Aber das kann er vergessen, ich bin schließlich nicht lebensmüde!“
    „Und wie gerät ein nettes Mädchen wie Sie an so einen wilden Typen wie Damon?“, versuchte Seb sie abzulenken. „Erzählen Sie mir jetzt bloß nicht, dass er sesshaft geworden ist.“
    Damon und sesshaft werden? „Damon doch nicht. Wir arbeiten zusammen, das ist alles. Er war schon öfter hier?“
    „Ständig, er kommt mehrmals im Jahr“, erwiderte Seb gutgelaunt.
    „Und was sagt Ihre Frau dazu, dass Sie so tollkühne Sachen machen und dabei Ihr Leben riskieren?“, fragte sie schroff. „Oder sind Sie nicht verheiratet?“ Finster starrte sie ihn an. „Überlegen Sie gar nicht, wem Sie damit wehtun könnten?“
    Erst als ihr auffiel, dass Seb auf ihre Hände schaute, merkte Kate, dass sie vor lauter Aufregung ihre Fingernägel in die Handflächen grub.
    „Meine Frau fliegt auch oft, obwohl jetzt mit dem Baby nicht mehr ganz so …“
    „Ein Baby?“ , fiel sie ihm fassungslos ins Wort. „Sie haben ein Baby und machen immer noch so irrsinnige Sachen?“
    Derartig in die Enge getrieben, rutschte Seb unbehaglich auf dem Sitz herum und hielt Ausschau nach Damon. „Jetzt übertreiben Sie aber.“
    „Ach ja? Und was ist, wenn einer von Ihnen abstürzt? Oder alle beide? Sagen Sie dann immer noch, dass ich übertreibe? Wenn Sie Ihr Kind allein großziehen müssen oder wenn es ganz ohne Eltern aufwachsen muss?“
    „Ah, da kommt er ja.“ Mit einem hörbaren Aufatmen sprang Seb aus dem Wagen.
    Kate beobachtete, wie er Damon entgegenging. Dieser trug zwei Sturzhelme und andere Gerätschaften unter dem Arm … Halterungen, denen sie kaum zutraute, dass sie sein Gewicht aushielten, geschweige denn das Gewicht von ihnen beiden. Seb zuckte leicht betreten die Schultern und sprach mit Damon, woraufhin der mit gerunzelter Stirn in ihre Richtung sah.
    Als sie seinem Blick begegnete, erwiderte sie ihn bockig. Sollte er sie doch für feige halten! Wahrscheinlich taten sie das beide.
    Weil sie keine Ahnung hatten.
    Sie würden immer wieder springen, bis es zu spät war.
    Kate zog den Zündschlüssel ab und stieg ebenfalls aus. Als er sie herankommen sah, winkte Seb ihr zum Abschied kurz zu, bevor er sich eilig aus dem Staub machte.
    Damon legte die Ausrüstung auf den Boden. „Wirklich, Kate, kein Grund zur Panik, es wird nichts passieren.“ Er umarmte sie. Sein Duft hüllte sie ein. Ganz fest zog er sie an seinen harten warmen Körper. An diesen lebendigen, pulsierenden Körper, der so viel Vitalität ausstrahlte. Noch.
    „Das kannst du nicht garantieren.“ Da Tränen in ihren Augen standen, konnte sie ihn nur unscharf erkennen. Nein, Damon war nicht der Einzige, der von Gespenstern gejagt wurde. „Riskier ruhig dein Leben. Ich fahre unterdessen schon mal zurück ins Hotel.“
    „Du dramatisierst, Kate.“ Er hob einen Helm vom Boden auf, stülpte ihn sich über den Kopf und setzte die Sonnenbrille auf.
    „Findest du? Dann sag ich dir jetzt mal was. Mein Bruder ist beim Drachenfliegen ums Leben gekommen. Und ich werde mit Sicherheit nicht daneben stehen und zusehen, wie noch jemand, den ich … den ich …“ Sie schaffte es gerade noch, ihre Zunge in Zaum zu halten. „… wie sich der Nächste umbringt, der in dem Wahn lebt, unsterblich zu sein.“
    Für einen Moment herrschte betroffenes Schweigen. Sie spürte, wie ihre Wut und Verzweiflung verpufften und einer lähmenden Erschöpfung Platz machten.
    „Tu, was du tun musst, aber lass mich damit in Frieden.“ Nach diesen Worten kehrte sie auf dem Absatz um und ging in Richtung Auto davon. Doch auf halbem Weg

Weitere Kostenlose Bücher