Nacht der Tiger
ein Schatten über den Hof.
»Da!«
»Halt! Stehen bleiben!«, rief Justus und hetzte die Treppe hinunter.
»Stopp!« Onkel Titus lief hinterher.
Die Gestalt sah kurz zu ihnen her und riss dann den Kopf herum. Jetzt hatte auch sie die Signallichter bemerkt. Sie erhöhte das Tempo und setzte nach ein paar Schritten leichtfüßig über das Tor hinweg auf die Straße.
»Ich verfolge ihn! Sag du der Polizei Bescheid, in welche Richtung er lief!« Der Erste Detektiv rannte zum Tor.
»In Ordnung. Aber sei vorsichtig!«
Justus nickte grimmig. Dann kletterte auch er über das große Einfahrtstor und nahm die Verfolgung auf.
Spurensuche
»Und dann?« Im Gesicht des Zweiten Detektivs bewegte sich kein Muskel.
»Peter, kannst du jetzt mal wieder normal reden? Die Angelegenheit ist wirklich ernst!«, beschwerte sich Justus.
»Ja, Entschuldigung. Also, was ist danach passiert?«
Der Erste Detektiv zuckte die Schultern. »Ich habe ihn noch um die Ecke jagen sehen und bin hinterher. Aber als ich dort vorne ankam, war er weg. Wie vom Erdboden verschluckt.«
»Und die Polizei? Was hat die gemacht?«, fragte Bob.
»Die sind noch eine Zeit lang durch die Straßen gefahren, haben aber auch nichts Verdächtiges entdeckt.«
»Und es war wirklich nur einer?«
»Ja, warum fragst du?«
»Weil dein Onkel ja gehört hat, wie er sich mit jemandem unterhalten hat.«
»Nein, er hat nur gehört, dass jemand etwas gesagt hat.«
»Ein Einbrecher, der Selbstgespräche führt, bei denen es knackt? Mit einem Tuch vor dem Mund?«
Justus schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Ich habe jedenfalls nur eine Person gesehen.«
»Konntest du irgendwelche Einzelheiten erkennen?«, wollte Peter wissen.
»Wie er sich bewegt hat, würde ich eindeutig auf einen Mann tippen: ziemlich groß und kräftig und recht sportlich. Er schwang sich aus vollem Lauf ohne Schwierigkeiten über unser Tor.«
»Das ist nicht schwer«, sagte Peter.
Justus musste daran denken, wie er sich gestern Nacht über das Tor gehievt hatte. »Schön für dich.«
Der Zweite Detektiv grinste.
Bob sah sich in der Zentrale um. »Und du bist dir sicher, dass der Typ hier drin war? In unserer Zentrale?«
Justus nickte. »Ich kann euch nicht sagen, wieso. Aber irgendwie spüre ich das. Oder ich rieche es. Hier ist irgendetwas anders. Hier war jemand.«
Peter ließ den Blick schweifen. »Ich finde, dass es hier noch genauso chaotisch aussieht wie gestern. Sogar meine leere Chipstüte liegt noch neben dem Mülleimer.«
»Ein Einbrecher würde sich ja wohl kaum die Zeit nehmen, deinen Müll wegzuräumen, Zweiter.«
»Das wäre doch mal eine nette Geste.«
Bob seufzte. Dann wandte er sich wieder an Justus. »Aber es fehlt nichts und kaputt ist auch nichts?«
»Nein. Meine Untersuchungen fielen bisher allerdings recht oberflächlich aus, da ich kaum Zeit hatte. Onkel Titus bestand darauf, dass ich mit ihm erst einmal den Schrottplatz inspiziere.«
»Auf dem so weit auch alles in Ordnung ist?«
»Ja, es hat den Anschein.« Der Erste Detektiv rutschte in seinem ›Chefsessel‹, wie er den Stuhl am Schreibtisch gerne nannte, nach oben. »Also, Kollegen, ich würde vorschlagen, dass wir systematisch und nach Priorität vorgehen. Am wichtigsten ist die Zentrale. Hier suchen wir zuerst nach Spuren. Dann geht es durch den Wellblechtunnel zum Kalten Tor und zur Freiluftwerkstatt, anschließend überprüfen wir den Weg zum Einfahrtstor. Zum Schluss gehen wir noch einmal die Strecke ab, die der Einbrecher außerhalb des Schrottplatzes zurücklegte.«
Bob dachte nach. »Findet ihr es nicht auch sehr seltsam, dass der Einbrecher überhaupt von unserer Zentrale wusste? Und von dem Zugang über das Kalte Tor?«
Justus hob eine Augenbraue. »Ich fürchte, über unsere Zentrale wissen eine Menge Leute Bescheid. Und was den Zugang betrifft: wenn es jemand wirklich auf unsere Zentrale abgesehen hat, ist es nur eine Frage der Geduld und der intensiven Beobachtung, bis er den einen oder anderen Zugang entdeckt. Wir drehen uns ja nicht jedes Mal um, wenn wir beispielsweise das Kalte Tor benutzen.«
Der dritte Detektiv nickte langsam. »Da magst du recht haben.«
»Und wonach suchen wir jetzt?«, fragte Peter.
»Nach Spuren aller Art«, antwortete Justus. »Haare, Stoffreste, Fußspuren, alles Mögliche. Vielleicht sogar Fingerabdrücke, wenn wir zweifelsfrei feststellen, dass der Einbrecher etwas angefasst hat.«
Peter warf einen skeptischen Blick auf das Durcheinander des
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