Nacht der Tiger
beteiligt, mehr, als ich dachte. Devlin allerdings nicht. Die zwanzigtausend hatte er für ein neues Auto zu Hause. Und was das Foto anbelangt, wisst ihr ja Bescheid.«
Bob nickte. »Ihr Geburtstaggeschenk aus dem letzten Jahr. Einen Ferrari für einen Tag.«
»Welcher der Knilche war es eigentlich, der mich da draußen im Nirgendwo absetzte?«, wollte Peter wissen.
Cotta zuckte die Schultern. »Das wissen wir noch nicht.«
»Der Gitarrist und der Scheidungsfall also.« Justus lachte. »Unterschiedlich lange Fingernägel an linker und rechter Hand sind ein typisches Merkmal von Flamenco-Gitarristen, und der Ringschatten war ja auch sehr aufschlussreich.«
»Aber nur für jemanden, der ein paar Hirnwindungen zu viel hat«, sagte Peter, der über Justus’ Beobachtungen genauso erstaunt gewesen war wie Bob.
Morton hob sein Glas. »Ich möchte einen Toast ausbringen! Auf drei junge Detektive, deren Wagemut und Klugheit einmal mehr der Gerechtigkeit zum Sieg verholfen hat. Und auf einen couragierten Polizisten, der unbeirrt seinen Weg ging!«
»Und auf Bob, den Meister aller Bauchredner, der übermorgen in der Aula unserer Schule die Weltpremiere seiner Show geben wird! Jeder ist herzlich eingeladen!«
Bob stöhnte. »Danke, Zweiter! Super! Ich kann schon jetzt vor Lampenfieber nicht mehr ruhig schlafen.«
»Ach was, du machst das schon, Dritter!« Peter klopfte seinem Freund auf den Rücken. »Und jetzt: Hoch die Tassen!«
Alle erhoben ihre Gläser und stießen miteinander an. Caroline küsste ihren Bruder dabei auf die Wange. »Das hat dich alles echt mitgenommen, Cotta. Ich hab mir solche Sorgen um dich gemacht. Aber du sagst ja nie was! Mann!«
»Cotta? Sie nennen Ihren Bruder Cotta?«, fragte Peter verwundert.
»Schon immer. Ich glaube, er hat gar keinen Vornamen.«
»Hab ich schon. Aber wer den erfährt, den muss ich erschießen.«
»So schlimm?«, fragte Bob.
»Noch viel schlimmer!«
Alle lachten.
»Dann passt das Folgende ja umso besser. Doch zunächst bekommen Sie noch das hier.« Justus überreichte Cotta eine ihrer Visitenkarten.
»Sie waren ja unser Auftraggeber und früher konnten wir Ihnen unsere Karte nicht überreichen.«
»Ich danke euch«, sagte Cotta. »Vielen Dank.«
»Na, also! Geht doch!«, freute sich Caroline und erntete dafür einen grummeligen Blick ihres Bruders.
»Aber ich habe noch etwas für Sie.« Justus hob einen Korb vom Boden auf. Eine Schüssel mit weißer Creme befand sich darin. »Unsere Nachspeise. Hat mir Tante Mathilda mitgegeben.« Der Erste Detektiv las das Rezept von einem Zettel ab:»Fünfhundert Gramm Sahne, fünfzig Gramm Zucker, eine Vanilleschote, zwei Blatt weiße Gelatine. Das ist alles.« Justus stellte die Schüssel auf den Tisch. »Und dazu gehört das hier.« Er überreichte Cotta ein Blatt Papier.
Der Inspektor runzelte die Stirn. »Ein Gedicht?«
»Mehr als das. Die Lösung Ihres Problems.«
»Welches meiner hundert Probleme meinst du?«
»Wie Sie Ihren Namen unauffällig in einem der Gedichte an uns hätten unterbringen können.«
»Das steht dadrin?«
»Ja. Lesen Sie mal vor.«
»Vergilens Lieblingsspeise man
landauf, landab bedachte.
Gekochte Wachteln? Austern? Lamm
mit Sahne ihn entfachte.«
Cotta ließ das Blatt sinken. »Ich verstehe kein Wort.«
»Kleiner Tipp: Vergil ist der vielleicht größte Dichter Italiens.«
»Sagt mir immer noch nichts.«
Justus zog die Schüssel zu sich her und tat sich einen üppigen Schlag Creme auf den Teller. »Schön. Dann wissen Sie ja jetzt ungefähr, wie es uns ergangen ist. Aber ich will mal nicht so sein.« Er tauchte seinen Löffel in die weiße Masse und hielt ihn demonstrativ vor sich. Dann sagte er langsam und sehr deutlich »Panna Cotta!« und steckte sich anschließend den Löffel in den Mund.
Alle am Tisch lachten. Cotta sah erst ein wenig verdrießlich in die Runde, aber dann stimmte auch er in das fröhliche Gelächter mit ein.
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