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Nacht der Vampire

Nacht der Vampire

Titel: Nacht der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Giles
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Sie näherte sich dem Wagen. Ihre Absätze klapperten auf dem Pflaster. Dann öffnete sie lächelnd den Wagenschlag und glitt auf den Beifahrersitz. Flüsternd begrüßte sie ihn, und er antwortete ihr ebenso leise. Ihre linke Hand streifte ihn. Die Berührung elektrisierte ihn. Sie trug ein einfaches Kleid in Weiß und Grün und sah darin aus wie eine Blume. Selbst ihr Parfüm, das ihm inzwischen so vertraut und lieb geworden war, erinnerte ihn an eine Blume. Er drehte sich zu ihr um, hob den Arm und legte ihr die Hand auf die Schulter.
    »Wie geht’s dir?« fragte er leise.
    »Danke, gut!« Sie sah zu ihm auf.
    Ihr Kleid fühlte sich seidenweich an. Er hatte sie nicht küssen wollen, aber ihr Kopf bog sich in der Dunkelheit des Wagens zurück, und sein Mund lag auf ihren Lippen.
    Konnte er auch jetzt noch beteuern, daß er unschuldig war?
    »Ich habe die letzten Wochen zu umfangreichen Studien benützt. Das meiste Material war leicht aufzutreiben. Schwierig fiel mir nur die Entscheidung, wonach ich eigentlich suchen sollte. Sollten sich meine Nachforschungen auf Aberglauben richten oder auf Mord?« Zachary Hale schwieg bedeutsam. »Ich weiß inzwischen, daß es hier um Mord geht!«
    Mord: das Wort allein war Duffy zuwider. Er hatte nichts für Zacharys theatralische Formulierungen übrig. Vor einer Woche war eine Frau gestorben. Mittlerweile waren die besonneneren Bewohner von Sanscoeurville zu dem Schluß gelangt, daß ein wildes Tier sie angefallen haben mußte. Höchstwahrscheinlich ein verwildertes Schwein. Die Polizei hatte keinen Verdächtigen ermitteln können, obwohl sie die ganze Umgebung durchgekämmt hatte. Ein herrenloses Schwein jedoch konnte im Laufe eines Jahres sehr gut zum angriffslustigen Tier werden und sich, nachdem es einen Menschen angefallen hatte, versteckt halten. Bestimmt war auch der kleine Junge vor sieben Jahren auf diese Weise zugrunde gegangen. Es war eine Ironie des Schicksals, daß man Roxanne in beiden Fällen verantwortlich machte.
    »Bitte, seht euch jetzt diese Landkarte und die Klarsichtfolien an...«
    Die Douglases hatten einen großen Küchentisch in der Eßnische stehen. Dort breitete Zachary nun eine Landkarte aus. Die fünf Freunde drängten sich näher heran. Wieder überrieselte es Duffy heiß, als er Lily dicht neben sich fühlte.
    »Ich lege die Klarsichtfolien einfach auf die Landkarte, die wir dann darunter sehen können. Beachtet die verschiedenen roten Zeichen. Jedes bedeutet einen gewaltsamen Tod, der sich in den letzten zwanzig Jahren vor der Gründung unseres Zirkels ereignet hat. Mit gewaltsamem Tod meine ich sowohl einen nachgewiesenen als auch einen unaufgeklärten Mord oder einen Tod, bei dem Blut vergossen wurde und Mordverdacht besteht. Wäre Bonnie Wallace zum Beispiel innerhalb dieser Zeitspanne gestorben, fiele ihr Tod ebenfalls in diese Kategorie.«
    Er entfernte die Folie und legte eine neue Folie auf die Landkarte. Darauf waren nur wenige rote Zeichen vermerkt, die sich über die gesamte Karte des Bundesstaates verteilten.
    »Auf dieser Folie sind sämtliche Morde oder mordverdächtige Todesfälle eingezeichnet, die sich ein Jahr nach Gründung unserer Sekte ereigneten.«
    Ward kaute an seiner Zigarettenspitze und zuckte die Achseln. »Das sagt mir wenig.« Zachary lächelte ihm zu. »Ehrlich gesagt, mir auch. Aber legen wir eine Folie mit den Mordfällen des zweiten Jahres auf die erste.«
    »Ich begreife noch immer nichts«, sagte Lily.
    Zachary lächelte stumm, legte eine dritte Folie auf und sagte: »Das nächste Jahr.«
    So schichtete er eine Folie über die andere, und die roten Zeichen, die sich wie Blut von der Landkarte abhoben, mehrten sich. Keiner sprach ein Wort, als die vierte, fünfte und sechste Folie dazu kam, aber alle blickten gebannt auf die Landkarte. Selbst Duffy, der im Augenblick ganz andere Dinge im Kopf hatte, war von der schicksalhaften Anhäufung tragischer Fälle fasziniert.
    Bei der siebenten Folie wußte er plötzlich das Ergebnis im voraus. Jeder, der Augen im Kopf hatte, konnte es erraten. Schon jetzt zeichnete sich in den wahllos verstreuten Kreuzen ein gewisses Muster ab.
    Bei der neunten Folie glaubte er, das Muster deutlich zu erkennen. Die zehnte Folie bestätigte seine Wahrnehmung. Jeanne Douglas schrie leise auf. Ward Douglas murmelte eine Bekräftigung, als die nächste Folie dazukam. Lily riß die Augen auf.
    Die elfte . . . die zwölfte .. .
    »Man sieht kaum mehr durch die vielen Folien durch«, sagte Zack

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