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Nacht der Vampire

Nacht der Vampire

Titel: Nacht der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Giles
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dichterische Wahrheiten«, ergänzte Ward.
    »Genau.«
    »Soll das heißen, daß Bonnie Wallace an einer dichterischen Wahrheit gestorben ist?« fragte Zachary.
    »Unser Psychiater Duffy wird dir sicher bestätigen, daß genau das der Fall sein könnte. Es war doch höchst merkwürdig, daß sie mitten in der Nacht in den Wald lief, nachdem Tal Grennis sie ins Hotel gebracht hatte —«
    »Höchst sonderbar«, sagte Zachary bedeutsam. »Grund dafür war vielleicht ein in ihrem Unterbewußtsein verankerter Todes wünsch.«
    »Und du hältst es für ausgeschlossen, daß deine Weigerung, mir zu glauben und Sanscoeurville zu verlassen, nicht ebenfalls einem in deinem Unterbewußtsein verankerten Todeswunsch entspringt?«
    Sekundenlang sahen Ward und Jeanne ihn mit jenem Staunen an, das manchmal der Geburt einer neuen Idee vorangeht. Dann aber lachte Ward und schüttelte den Kopf.
    »Das war ein geschmackloser Witz. Wir wollen ihn sofort runterspülen.«
    Schließlich sah Zachary ein, daß die Douglases mit keinem seiner Argumente zu überzeugen waren. Sie beriefen sich auf den gesunden Menschenverstand und blieben unbelehrbar. Damit stand Zachary Hale allein im Kampf gegen die dunklen Mächte, die ihn hierherzitiert hatten. Das kränkte ihn nicht. Nur daß keiner seiner Freunde bereit war abzureisen, enttäuschte ihn.
    Niedergeschlagen bestieg er seinen Wagen. Bisher war seine Mission fehlgeschlagen, und er wußte sich keinen Rat. Langsam fuhr er die Straße zwischen der Stadt und den Sommerhäusern am See in westlicher Richtung entlang. Die Besiedlung wurde spärlicher und machte dem Wald Platz. Da es hier keinen natürlichen Strand gab, war das Gebiet unerschlossen. Ohne zu wissen, warum, fuhr er zum Westufer weiter. Zwischen ihm und dem See lag jetzt der Wald, in dem man Bonnie Wallace tot aufgefunden hatte. In der letzten Woche war er auf der Suche nach Eindrücken, psychischen Schwingungen und vielleicht sogar einer Botschaft der Toten wiederholt hier gewesen. Aber er hatte nichts entdeckt. Eigentlich war es sinnlos, daß er die Gegend nochmals aufsuchte.
    Trotzdem fuhr er den Wagen am rechten Straßenrand ins Unterholz und ließ ihn dort stehen. Dann überquerte er die Straße und betrat den Wald. Seine Augen waren so scharf wie die einer nächtlich flanierenden Katze.
    Im Gehen sah er sich nach neuen Hinweisen um. Gleichzeitig aber dachte er über die Todesfälle in der sogenannten Todeszone nach. Was hatten sie gemein? Einmal war ein junges Mädchen mit aufgeschlitztem Bauch gefunden worden. Ein anderes Mal ein enthaupteter Mann. Etliche Männer und Frauen waren genauso zerfetzt und verstümmelt gewesen wie Bonnie Wallace. Mehr als ein Kind schien bei lebendigem Leib von wilden Schweinen aufgefressen worden zu sein. Bei zwei oder drei Fällen wieder hatten die Toten bis auf nadelgroße Spuren am Hals keine Verletzungen aufgewiesen. Das hatte natürlich die Meinung verstärkt, daß sich in der Gegend Vampire herumtrieben. Zachary hatte alle Angaben über diese Todesfälle gesammelt und genauestens überprüft, aber er hatte nichts gefunden.
    Plötzlich überfiel ihn die Erkenntnis. Sein Schritt stockte. Er wagte kaum zu atmen. Kristallscharf sah er den Mondschein auf den Blättern und Zweigen und auf seinen Händen. Jetzt wußte er, worin sich alle diese Todesfälle glichen.
    Immer wieder hatte er die Bemerkung gehört. In den Fotokopien der Zeitungsausschnitte und offiziellen Berichte hatte er sie wiederholt gelesen.
    »Es gab erstaunlich wenig Blut. . .«
    Er war der Lösung des Rätsels um einen Schritt näher gerückt. Wie diese Lösung endgültig aussehen würde, wußte er noch nicht. Aber er war ihr auf der Spur.
    Er hob den Kopf. Vom Mondlicht umflossen erhob sich Sanscoeur vor ihm . . .
     
    Der helle Mondschein hatte sie geweckt.
    Er blendete sie und überschwemmte ihre Augen wie eine schimmernde Flüssigkeit. Sie wußte nicht, ob das Licht durch das Fenster fiel oder so intensiv war, daß es durch das Dach drang. Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und konnte es beinahe schmecken.
    War sie überhaupt wach? Einen Augenblick lang glaubte sie, die blonde Frau zu sehen . . .
    Das Parfüm dieser Frau fiel ihr ein. Dadurch wurde die Erinnerung an einen anderen Geruch in ihr wach, frisch und saftig und salzig. Ihr Mund wässerte. Ihr Durst und das Mondlicht verschmolzen ineinander.
    Quälendes Verlangen, diesen Durst zu stillen, erfaßte sie. Sie brauchte etwas Salziges, Klebriges, Warmes, Rotes. .. Sie

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