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Nacht der Vampire

Nacht der Vampire

Titel: Nacht der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Giles
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knirschte mit den Zähnen. Sie hungerte nach blutwarmer, roher Beute, in der noch das Leben pulsierte, während sie die Zähne hineinschlug . . .
    Wieder sah sie die blonde Frau vor sich. Mit entsetzt geweiteten Augen wich sie langsam zurück. Aus Angst, den Angriff heraufzubeschwören, wagte sie kaum, sich zu bewegen. Und Roxanne schlich langsam, dicht am Boden, näher und grinste . . .
    Sie setzte sich im Bett auf und schüttelte den Kopf. Natürlich träumte sie nur. Sie versuchte, den Schimmer des Mondes aus ihren Augen zu wischen und klar zu überlegen. Aber der Durst. .. der Hunger . . . was sollte sie dagegen tun?
    Schwerelos verließ sie das Bett und glitt durchs Zimmer. Das flimmernde Licht nahm ihr jede Sicht. Trotzdem stieß sie nirgends an.
    Sie ließ die Tür offen und ging auf die Veranda. Daß sie nackt war, störte sie so wenig, wie es ein Tier gestört hätte. Sie stieß das Gatter auf, lief die Stufen hinab und wanderte langsam durch das verdorrte Gras.
    Mit gespreizten Beinen stand sie da, warf den Kopf im Nacken zurück, dehnte sich und gähnte. Plötzlich warf sie sich zu Boden, wälzte sich im Gras und lachte entzückt auf.
    Ihr Lachen klang wie ein Knurren.
    Ausgelassen tobte sie hin und her und schlug mit allen vieren um sich. Dann stand sie wieder auf den Füßen. Ihre Krallen berührten kaum die Erde, als sie sich duckte und jeden Muskel anspannte. Und dann lief sie über den mondhellen Rasen zum Wald, lief, lief, lief .. .
     
    Er war noch ein gutes Stück von dem alten Haus Sanscoeur entfernt, aber zufällig konnte er es über ein Ende des Sees hinweg sehen. Das Dach reckte sich wie der Schädel eines Ungeheuers über die Baumkronen und funkelte im Mondlicht.
    Er machte kehrt. Schon als Kind hatte er immer einen weiten Bogen um das Haus geschlagen. Auch jetzt hatte er keine Lust, näher heranzugehen.
    Warum eigentlich nicht?
    Seine Scheu vor diesem Haus war kindisch und beschämend. Ein Grund mehr, die unmittelbare Umgebung des Hauses zu erforschen. Vielleicht ergab sich sogar eine Möglichkeit, ins Haus selbst zu gelangen.
    Die Vorstellung jagte ihm einen Schauer über den Rücken. Sein unerklärliches Grauen sagte ihm, daß er sich dem Geheimnis um einen weiteren Schritt genähert hatte. Deutlich, als hätte der Teufel selbst es ihm gestanden, wußte er nun, daß zwischen dem unheimlichen Sanscoeur und den Todesfällen ein enger Zusammenhang bestand. Das Böse, das ihn hierhergerufen und Bonnie Wallace getötet hatte, strahlte von diesem alten Haus aus.
    Es war direkt beängstigend, mit welcher Schnelligkeit die Dinge Klarheit gewannen. Ein Schauer lief Zachary über den Rücken. Wieder blickte er zum Haus hin, dessen Türmchen wie Silber im Mond schimmerten. Was hatte er nur über das Haus gehört? Nach dem Tod der alten Dame hatte Roxanne Johnson — die damals noch Roxanne Sanscoeur hieß — das Haus verkauft, entsann sich Zachary.
    Die Schleier der Geheimnisse lüfteten sich. Er war knapp davor, die tragischen Todesfälle der Vergangenheit, den Tod von Bonnie Wallace und den Grund zu verstehen, weshalb er und die anderen wieder hierher zurückgerufen worden waren. Er war der Wahrheit dicht auf den Fersen und überlegte, ob Bonnie ebenfalls so knapp vor der Erkenntnis gestanden hatte und deshalb ermordet worden war.
    Und genau deshalb würden sie auch ihn ermorden.
    Der Gedanke schoß wie ein Schreckensschrei durch seinen Kopf. Entsetzen packte ihn. Er brauchte nicht näher an Sanscoeur heranzugehen. Schon jetzt hatte er sich zu weit vorgewagt. Sie wußten, daß er da war. Sie wußten, daß er begriffen hatte, was geschehen war und noch geschehen würde. Sie wußten auch, daß er sie in Kürze entlarven würde, wer sie eigentlich waren.
    Sein Herz schlug wie verrückt. Schweiß bedeckte seine Stirn und seine Handflächen. Er drehte sich um und stürzte fort in die Dunkelheit. Er wollte dem Mondlicht und vor allem Sanscoeur entfliehen. Er mußte aus diesem Wald herausflüchten, zurück in sein Hotel! Sein einziger Gedanke war: Nur fort von Sanscoeur, nur wieder in die Sicherheit des Hotelzimmers und die Tür fest abriegeln!
    Mit jedem Schritt wuchs seine Panik. Er fühlte sie an den Fersen, ohne zu wissen, wer sie waren. Er lief rascher, Zweige schlugen ihm ins Gesicht und zerrten an seinen Kleidern.  Genauso muß es Bonnie vor ihrem Tod ergangen sein,  dachte er.
    Auch auf ihn lauerte der Tod!
    Nein!
    Seit seiner Kindheit hatte er sich nicht mehr so gefürchtet wie jetzt. Die ganze

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