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Nacht der Versuchung

Nacht der Versuchung

Titel: Nacht der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Ehe an belogen. Sie kannte Pommer schon vor der Hochzeit und nicht erst durch den Unfall. Aber warum log sie? Warum erzählte sie nicht von Pommer, wenn alles harmlos gewesen war … wenn das Ausrufezeichen nur ein Satzzeichen und nicht eine Erinnerung war?
    Blankers erhob sich abrupt. Der Stuhl fiel um, er hob ihn nicht auf. Auch Sonja stand auf, ihre Augen glühten. Es hat eingeschlagen, triumphierte sie. Er ist weich wie glühendes Eisen, jetzt muß man ihn schmieden.
    »Ich verstehe, wie Ihnen jetzt zumute ist, Klaus«, sagte sie mit zärtlicher Stimme. »Ich kann Sie auf gar keinen Fall alleinlassen. Fahren wir zu mir, und Sie trinken einen guten Kognak …«
    »Danke!« Blankers zog seinen Mantel an und setzte den braunen Lederhut auf. »Ich möchte Sie nicht wiedersehen.«
    Ohne weiteren Gruß lief er aus dem Fährhaus und zu dem Taxi, das er hatte warten lassen. Sonja biß sich auf die Lippen und rannte ihm dann hinterher. »Klaus!« rief sie. »Nur noch eine Minute! Klaus!«
    An der Tür stellte sich ihr der Wirt in den Weg. Sein breites Gesicht lächelte, aber sein ausgestreckter Arm war wie eine Schranke. »Zwei Grogs, zweizwanzig ohne«, sagte er. »Dann können Sie Ihrem Liebsten nachlaufen.«
    Sonja nestelte wütend aus ihrer Tasche einen Zehnmarkschein und warf ihn dem Wirt gegen die Brust. »Da! Den Rest behalten Sie für die Pflege der Höflichkeit! Und nun lassen Sie mich durch!«
    Der Wirt gab den Weg frei und Sonja rannte aus dem Fährhaus. »Biest!« sagte der Wirt noch und warf mit dem Fuß die Tür zu.
    Sonja Richartz kam zu spät. Das Taxi mit Klaus Blankers bog gerade auf die Elbchaussee ein. Da ballte sie die Fäuste und stampfte in den Schnee. Sie wußte, daß zwischen ihr und Klaus Blankers endgültig der Vorhang gefallen war.
    *
    Irgendwo an der Alster ließ sich Blankers absetzen und betrat ein Lokal. Er bestellte sich einen doppelten Kognak und dachte mit einer wilden Wonne der Selbstzerfleischung daran, daß Professor Mayfelder in Köln ihm Alkohol streng verboten hatte. Im ersten Jahr keine hohen Prozente, hatte er gesagt. Ein Gläschen Wein oder Bier – nichts dagegen einzuwenden. Aber um Himmels willen keine starken Knochen!
    Wie ein Gewohnheitstrinker kippte Blankers den Doppelstöckigen in sich hinein und reichte dem Ober das Glas gleich wieder zurück.
    »Noch einen!«
    Dann saß er brütend am Tisch, hatte den Zettel herausgenommen und las noch einmal die Daten.
    Alles, alles stimmte, wie es Sonja Richartz gesagt hatte. Der Sommer an der Ostsee, die Heidezeit, die Termine, zu denen er verreist gewesen war, nach Schweden, Spanien, Südamerika. Auch während der Zeit seines Unfalls in Spanien fand er mehrmals: Margit! Mit Ausrufezeichen.
    Stöhnend stützte Blankers den Kopf in beide Hände und bestellte den vierten Kognak. In seinen Schläfen rauschte es wie das Meer an den Klippen von Blanes. Was soll ich tun, dachte er. O Gott, was soll ich tun? Ich liebe sie doch, ich liebe sie mehr als alles auf der Welt. Ich kann mich doch nicht von ihr trennen, ich würde es nicht aushalten. Sie ist doch der ganze Inhalt meines Lebens sie und die kleine Monika Lisa.
    Unser Kind! Unser ewiger Sonnenschein …
    »Noch einen!« sagte Blankers und zeigte auf das Kognakglas. Er mußte einen häßlichen Gedanken ertränken, den widerlichsten Gedanken, den er je gedacht hatte: Ist Monika Lisa überhaupt mein Kind? Oder ist es Pommers Kind …?
    Er verglich die Daten auf dem Zettel mit dem Datum der Geburt Monikas und rechnete zurück. Da war keine Eintragung, da war eine Lücke von mehreren Wochen. Aber entsprach sie der Wahrheit? Hatte Pommer bewußt diese Daten weggelassen?
    Häßliche, scheußliche Gedanken eines Mannes, der seine Frau über alles liebt. Gedanken, die wahnsinnig machen können.
    Blankers bezahlte seine Zeche und verließ mit unsicheren Schritten das Lokal. Er winkte wieder ein Taxi heran und ließ sich zum Polizeipräsidium fahren. Dort empfing ihn Dr. Hochheuser sofort.
    »Mein lieber Blankers!« rief Dr. Hochheuser aufgeräumt. Was ihm der Kriminalkommissar vor wenigen Minuten vorgelegt hatte, war Anlaß genug, fröhlich zu sein. »Sie kommen im richtigen Moment. Ich bin in der Stimmung, Sekt zu trinken. Aber wie ich sehe, haben Sie schon geladen.«
    »Ich bin gekommen, Herr Präsident«, sagte Blankers mit mühsamer Beherrschung, denn in seiner Kehle würgte es, und er hatte große Lust, aufzuschreien und zu toben wie ein Irrer, »um die Erlaubnis zu erbitten, meinen

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