Nacht der Versuchung
Blankers-Werke angezeigt worden.
Der diensthabende Kriminalkommissar blätterte in dem Reisepaß Ursulas herum, legte ihn dann weg und sah mit einem wohlwollenden männlichen Blick auf die hübsche, attraktive junge Dame im Reitdreß.
»Sie kannten einen gewissen Fred Pommer?« fragte er.
Ursula atmete auf. Endlich ein Hinweis, in welcher Richtung dieses komische Theater sich bewegte. »Natürlich kenne ich den«, antwortete sie burschikos. »Seinen Vetter sollte man kennen.«
»Ach so, Ihr Vetter. Sie hatten engeren Kontakt mit ihm?«
»Wie man unter Verwandten verkehrt. Man sieht sich hier und da.« Ursula Fürst hob die Augenbrauen. »Hat Vetter Fred wieder etwas ausgefressen?«
»Fraß er öfter etwas aus?« ging der Kommissar auf Ursulas Ton ein.
»Hin und wieder. Fred ist ein Gauner. Ein kleiner Ganove, wissen Sie, der sich von reichen Frauen aushalten läßt. Aber das ist ja meines Wissens nicht strafbar.«
»Sie mögen Ihren Vetter Fred nicht?«
»Er ist mir zu glatt, zu gewissenlos, zu clever …«
»Sie hatten Streit miteinander?«
»Streit? Nein.« Ursula Fürst schüttelte den Kopf. »Ich habe ihn fast ein dreiviertel Jahr nicht mehr gesehen.«
Der Kommissar beugte sich vor. Plötzlich war sein Blick nicht mehr freundlich, sondern hart. Auch seine Stimme bekam einen zuhackenden Ton.
»Und warum haben Sie gedroht, ihn umzubringen?!«
Ursula Fürst zuckte leicht zusammen. »Das? Ach … hat Fred Ihnen das erzählt? So ein Schuft!« Ihre Augen flimmerten. »Hat er Ihnen alles erzählt?«
»Alles«, bluffte der Kommissar.
»Dann wissen Sie es ja. Nach dieser Episode an der Ostsee hat er mich erpreßt. Immer, wenn er etwas brauchte, Geld oder Kleidung, kam er zu mir, und ich gab ihm Geld, damit meine Eltern nichts erfuhren, und vor allem jetzt nicht mein Verlobter. Das hat er Ihnen sicherlich nicht erzählt.«
»Und darum hassen Sie ihn?«
»Ja.«
»Und könnten ihn auch töten?«
»Das sagt man so daher in der Erregung. Natürlich könnte ich keinen Menschen töten. Womit denn? Schon der Gedanke …« Ursula Fürst ballte die Fäuste. »Warum hat Fred das alles erzählt? Was hat er denn ausgefressen? Was habe ich mit seinem Lebenswandel zu tun?«
»Ihr Vetter Fred hat da eine ganz dumme Sache gedreht.« Der Kriminalkommissar lehnte sich zurück und beobachtete scharf die kommende Reaktion Ursulas. »Er hat sich ermorden lassen …«
»Was hat er?« Ursulas Augen blickten ungläubig auf den Beamten. Es war deutlich, daß sie nicht begriffen hatte. »Er hat … hat gemordet …«
»Er ist ermordet worden! Pommer ist tot! In seinem Hotelzimmer wurde er erschossen.«
»O Gott!« Ursulas Fäuste fuhren an den Mund. Ihr Aufschrei war klein und spitz. »Tot! Erschossen! Der arme Fred. Weiß man, wer es war?«
»Ja.«
»Eine Frau?«
»Ja.«
»Wer?«
»Sie!«
Alles Blut wich aus Ursulas Gesicht. Aber sie blieb stehen, sie schwankte nicht und suchte keinen Halt. »Das ist doch Dummheit …«, sagte sie ganz leise. »Nur weil ich damals gedroht habe … Ich werde doch nicht meinen Vetter …« Sie senkte den Kopf und ihre vollen Lippen zuckten. »Ich habe ihn doch geliebt. Immer noch … ich bin nie über die Zeit mit ihm hinweggekommen, so sehr ich mich auch bemühte und gegen mich ankämpfte. Er hatte eine Art, Frauen zu faszinieren …«
Der Kriminalkommissar sah auf seine Hände. Das Mädchen tat ihm leid. Pommer mochte ein Schuft gewesen sein. Nach allem, was er bis jetzt von ihm gehört hatte, verkörperte er jenen Typ Mensch, dessen Gegenwart man sucht und doch gleichzeitig verdammt. Außerdem lag in den Akten ein Bericht, den niemand kannte außer ihm, auch nicht Polizeipräsident Dr. Hochheuser. Ein Bericht, der ihm die Möglichkeit gab, Ursula Fürst vorläufig in Haft nehmen zu lassen.
»Einer meiner Beamten wird mit Ihnen nach Hause fahren, Fräulein Fürst, damit Sie Ihre nötigsten Sachen einpacken können. Ich weiß, Sie sind ein kluges Mädchen und machen keine Dummheiten.«
»Soll das heißen, daß ich … ich verhaftet bin?« fragte Ursula tonlos.
»Leider ist es so.« Der Kommissar erhob sich und drückte gleichzeitig auf einen Klingelknopf unter der Schreibtischplatte. Ein Polizist in Zivil trat ein und blieb an der Tür stehen.
»Und warum?« fragte Ursula. Die Minuten der Schwäche waren vorüber. Sie warf den Kopf in den Nacken, ihre schöne Gestalt straffte sich. »Was wirft man mir vor?«
»Mord an Fred Pommer.«
»Das ist doch absurd!«
»Nach dem
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