Nacht der Versuchung
Fähigkeiten und Hoffnungen. Exportkaufmann … zwei Jahre lang versucht, mit einem eigenen Geschäft Fuß zu fassen … Rückschläge, der Sog des amerikanischen Kapitals auf dem deutschen Markt … leider viel Pech gehabt, vielleicht auch eine unglückliche Hand, zugegeben …
O ja, Fred Pommer verstand sich zu verkaufen. Er log ebenso hemmungslos wie geschickt. Schon nach einer halben Stunde hatte Klaus Blankers einen ausgezeichneten Eindruck von ihm. »Und Sie hätten also Interesse, in meine Firma einzutreten, Herr Pommer?« fragte er schließlich.
»Tja …«, Pommer machte einen tiefen Zug aus seiner Zigarette. »Das muß reiflich überlegt werden, Herr Blankers.«
»Natürlich.« Blankers goß Pommer den zweiten Whisky ein. »Ich könnte Ihnen jedenfalls ein Angebot machen. Ich bin dabei, in meiner Firma die Spesenabteilung neu aufzubauen. Bei einer Belegschaft von über tausend Mann fallen große Spesen an, die man überprüfen muß. Der Posten eines Abteilungsleiters, eben der Spesenabteilung, wäre dann neu zu besetzen.« Er machte eine Pause und sah Pommer erwartungsvoll an. »Mein Angebot gilt. Ich brauche nur noch Ihr Wort.«
»Es kommt alles so plötzlich«, sagte Pommer heiser. »Abteilungsleiter … damit hatte ich im Traum nicht gerechnet. Natürlich müßte ich mich erst einarbeiten, und ich bin selbstverständlich auch mit einer Probezeit einverstanden.«
Damit hatte er endgültig gewonnen. »Sie sind engagiert«, sagte Blankers und hob sein Glas. »Prost. Auf baldige gute Zusammenarbeit.«
Die Gläser klangen gegeneinander. Fred Pommer hatte es geschafft. Das Schicksal nahm seinen Lauf …
*
Eine Stunde später saß Pommer bei Sonja Richartz im Salon. »Es hat geklappt«, sagte er. »Nächste Woche fange ich schon an.«
»Gratuliere.« Sonja lehnte sich in ihren Sessel zurück, der Rock rutschte ihr über die Knie. Sie lächelte ihn an. »Und Sie werden mich doch nicht vor lauter Glück vergessen, oder?«
»Natürlich nicht.« Er trank hastig sein Kognakglas leer. »Wer könnte eine Frau wie Sie vergessen, Sonja?«
»Ich möchte es Ihnen auch nicht raten.« Sekundenlang hatte sie schmale Augen. Ein schönes gefährliches Raubtier, mußte Pommer denken. Ein Raubtier, das zu zähmen sich lohnt. Bei unserer ersten Begegnung, vor dem Krankenhaus in Uelzen, da glaubte ich, die hast du noch am selben Abend soweit. Aber Pustekuchen. Die weiß, was sie will. Und was sie nicht will.
»Sie müssen mir natürlich etwas Luft lassen, Sonja«, sagte er jetzt. »Wenn ich schon am Anfang meiner Tätigkeit gleich mit Ihrem … ich meine, mit unserem Anliegen käme, das wäre nicht gut.«
»Sicherlich nicht.« Sie wippte mit den aufregend schönen Beinen. »Aber bedenken Sie, Fred: Ich habe nicht mehr viel Zeit. Daß meine Firma überhaupt noch existiert, ist schon ein Wunder. Wenn Blankers mich nicht in den nächsten zwei, drei Monaten gründlich saniert, bin ich endgültig geliefert.« Sie schwieg ein paar Sekunden lang, dann fügte sie hinzu: »Und mit mir der Herr Abteilungsleiter Fred Pommer …«
Pommer schluckte. Ja, sie hatte ihn in der Hand. Wenn sie zu Blankers ging und ihm erzählte, wer er wirklich war – nicht auszudenken! Ein Teufelsweib, dachte er wieder. Und zugleich kam das Verlangen in ihm hoch. Das Verlangen nach ihrem herrlichen, reifen Körper, ihren vollen Lippen, ihren Armen …
Sie besprachen noch ein paar Einzelheiten. Dann verabschiedete sich Fred. An der Tür des Salons kam Sonja dicht an ihn heran, ihr Parfüm wehte ihm entgegen, ihre grauen Augen schimmerten verlockend. »Sie sind mein rettender Engel«, flüsterte sie heiser. »Denken Sie immer daran.«
Er legte den Arm um ihre Schulter und wollte sie an sich ziehen.
Aber Sonja Richartz befreite sich mit einer geschickten, aufreizenden Drehung ihres Körpers. »Nicht doch, nicht doch«, sagte sie spöttisch. »Ich denke, unter Geschäftspartnern tut man so was nicht.«
»Sonja, ich …«, keuchte er. Seine Hände zitterten.
»Auf Wiedersehen, Fred«, unterbrach sie ihn lächelnd. »Viel Glück bei Blankers. Und wenn es Ihnen gelingt, mich und meine Firma zu retten … Aber warten wir's ab.«
Sie wippte mit den Hüften, während sie vor ihm her durch die Halle ging.
Noch auf der Straße spürte Fred Pommer, wie sein Herz hämmerte und das Blut in seinen Ohren rauschte.
*
Den August verbrachten Margit und Klaus mit dem Kind in dem neuen Haus an der Costa Brava . Es wurden unbeschwerte, sonnige Wochen. Die kleine
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