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Nacht der Versuchung

Nacht der Versuchung

Titel: Nacht der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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nahe, die Taufe ihres ersten Enkelkindes nicht persönlich miterleben zu können.
    Lisa Bernhardt trug das kleine, in Spitzen gehüllte Bündel Mensch auf den Armen, behutsam, jeder Zoll die glückliche, stolze Oma. Margit ließ die beiden nicht aus den Augen. Ihr Herz klopfte, sie kämpfte ständig gegen die Rührung an, die heiß in ihr aufkam. Sie hörte wie aus weiter Ferne das Orgelspiel, die Stimme des Pastors, seine Predigt.
    Dann standen sie alle um das Taufbecken. Der Pastor hob die Hand, um mit der Taufzeremonie zu beginnen.
    Plötzlich wurde Margit leichenblaß. Das kann doch nicht wahr sein, schoß es ihr durch den Kopf. Das muß eine Täuschung sein, ein teuflisches Phantom!
    Aber es war Wirklichkeit. Hinter einer der dicken Säulen, keine vier Meter von ihr entfernt, stand Fred Pommer. Stand da in seinem grauen Trenchcoat, lächelnd, die hellen blauen Augen unverwandt auf Margit und das Kind gerichtet.
    Die junge Frau spürte, wie sie zu wanken begann. Klaus Blankers griff besorgt nach ihrem Arm. Dabei hob er den Blick; aber Fred Pommer merkte es rechtzeitig und trat rasch hinter die Säule zurück.
    »Und so taufe ich dich im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes auf den Namen Monika Lisa Blankers«, sagte mit lauter Stimme der Pastor.
    Das Wasser. Das Kreuzzeichen. Die kleine Monika quäkte mit ihrem hellen, dünnen Stimmchen auf. Die Orgel begann wieder zu spielen.
    Dann war alles vorbei. Der Händedruck des Pfarrers … der Segen … und dann vor dem Kirchenportal die Gratulanten, Freunde, Nachbarn, Mitarbeiter, Verwandte … Hände, Glückwünsche, Umarmungen, Höflichkeiten, Dankesworte …
    Und endlich Fred Pommer. Ja, er kam tatsächlich auf Margit und Klaus Blankers zu, lächelte, verbeugte sich. Seine Stimme, geschmeidig und galant wie immer: »Meinen Glückwunsch, gnädige Frau. Darf ich mir erlauben, als kleinen Ausdruck meines Dankes für Ihre selbstlose Hilfe der kleinen Monika eine Kleinigkeit zu überreichen?«
    Ein Paket mit roten Schleifchen. Margit nahm es widerstrebend. Es brannte wie Feuer in ihren Händen.
    Klaus Blankers nahm es ihr ab und sah Pommer interessiert an. »Ich entnehme Ihren Worten, daß meine Frau Ihnen einmal geholfen hat?« sagte er.
    »Sie hat mich gerettet.« Pommer machte eine formvollendete Verbeugung. »Pommer. Ich bin der Unglücksrabe in der Heide. Ihre Gattin hat Ihnen sicherlich von meinem dramatischen Auftauchen erzählt.«
    »Ach! Das waren Sie? Wie schön, daß Sie zu diesem Festtag gekommen sind.« Blankers drückte Pommer herzlich die Hand. »Ja, meine Frau hat mir von Ihnen erzählt. Und auch von Ihren …« Er zögerte, bevor er fortfuhr: »… von Ihren beruflichen Sorgen. Warum haben Sie mich nicht längst einmal in der Firma besucht?«
    Pommer setzte sein bescheidenstes Gesicht auf. »Ach, wissen Sie, Herr Blankers«, sagte er verlegen, »ich wäre mir irgendwo aufdringlich vorgekommen. Es liegt mir einfach nicht, eine Zufallssituation so einfach auszunutzen. Zumal Ihre Gattin schon genug für mich getan hat.«
    Margit stand dabei und sah ihn an. In ihren Augen stand die nackte Qual. Jedes seiner Worte hatte einen Doppelsinn, war zynische Drohung und treuherzige Biederkeit zugleich. Nein, bitte nicht! schrie ihr Blick ihm entgegen. Hab doch Mitleid, wenigstens in dieser Stunde! Bitte geh, laß mich wenigstens an diesem Tag in Ruhe, am Tag der Taufe meines ersten Kindes! Bitte, bitte, Fred …
    Klaus Blankers bemerkte von all dem nichts. »Ich würde mich ehrlich freuen, wenn Sie in den nächsten Tagen einmal zu mir kämen, Herr Pommer«, sagte er. »Das heißt, wenn Sie nicht inzwischen anderweitig …«
    »Nein, das nicht.« Pommer schüttelte den Kopf. »Aber ich will die Herrschaften jetzt wirklich nicht länger stören.« Noch einmal Händedruck, Verbeugung. Dann war der Spuk vorüber.
    Margit sah, wie Pommer den Bürgersteig entlangging und immer mehr ihrem Gesichtskreis entschwand. Sie atmete auf.
    *
    Am Mittwoch danach ließ sich Fred Pommer im Chefbüro der Blankers-Werke melden. Er mußte zehn Minuten im Vorzimmer warten, seine Blicke schweiften heimlich durch den großen, mit schlichter Eleganz eingerichteten Raum. Hier steckt Geld, dachte er. Geld wie Heu. Und es müßte mit dem Teufel zugehen, wenn nicht auch für Freddy eine ganze Wagenladung davon abfiele.
    Dann saß er Klaus Blankers gegenüber. Er nippte bescheiden an dem angebotenen Whisky, rauchte und sprach über seine berufliche Vergangenheit, seine

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