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Nacht der Versuchung

Nacht der Versuchung

Titel: Nacht der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Schlüssel herum und lehnte sich schwer atmend gegen die Wand.
    Die Kleine wälzte sich im Bettchen herum, ihre winzigen Händchen waren zu Fäusten geballt, ihr rundes rotes Gesichtchen war feucht von Tränen. Aber der kleine Mund lachte schon wieder, als sie die Mutter sah.
    Margit trat zitternd näher und beugte sich zu dem Kind hinunter. Der Mond schien ins Zimmer, wahrscheinlich war Monika davon unruhig geworden. Der Mond, der Margit schon beim erstenmal auf dem Weg in Pommers Arme begleitet hatte, damals an der Ostsee …
    »Mein Kleines«, flüsterte sie und drückte das Kind an sich. »Beinahe wäre es ihm gelungen … du hast mich gerettet … mich und deinen Vater … und dich … uns alle, die wir zusammengehören …«
    Sie hob Monika hoch, legte sie wieder richtig in die Kissen, deckte den strampelnden kleinen Körper langsam und sorgfältig zu. Dann blieb sie noch lange an dem Bettchen sitzen. Was Pommer währenddessen draußen im Haus machte … es war ihr egal.
    Als Margit nachher herauskam, war er gegangen.
    Aber sie wußte, er würde wiederkommen. Bei der nächsten Gelegenheit würde er erneut versuchen, sie unter seine satanische Gewalt zu bringen. Ein Fred Pommer kannte keine Gnade.

*
    Froh gestimmt kam Klaus Blankers aus Schweden zurück. Er brachte Margit einen herrlichen Blaufuchspelz mit, und für die kleine Monika eine entzückende Trachtenpuppe, mit der das Kind allerdings noch nicht viel anfangen konnte.
    Am Abend erzählte Blankers von seinen erfolgreichen Abschlüssen in Schweden. Er war noch voll von seinen Erlebnissen und sah gar nicht, daß Margit bleich und verschüchtert in der Sesselecke kauerte und nur zaghaft an ihrem Wein nippte.
    »Dieser Pommer ist in gewisser Hinsicht ein Genie«, sagte Blankers. »Ich muß immer wieder sagen, dieser Unfall in der Heide war so etwas wie ein Wink des Schicksals für mich. Stell dir vor, was der Kerl fertiggebracht hat …« Er beugte sich vor und legte beide Hände auf Margits Knie.
    Eine Sekunde lang hatte sie den Drang, zurückzuschrecken und seine Hände wegzuschieben. Aber dann atmete sie tief auf und senkte den Kopf, damit ihre Augen nicht ihre abgründige Traurigkeit verrieten.
    »Dieser Pommer hat bei der Verhandlung über die Stahlpreise so geblufft«, fuhr Blankers fort, »daß wir ab nächster Lieferung um fünf Prozent billiger einkaufen. Und wie macht er das, der Gauner? Er nimmt mitten im Gespräch einen Schnellhefter aus meiner Tasche, klappt ihn auf und sagt ganz trocken: Herr Svendson, darf ich Ihnen die Angebote der kanadischen Stahlwerke nennen? Bei frachtfreier Lieferung betragen die Preise für Roherze … Und dann rasselt er Zahlen herunter, die ich nie gehört habe und die Direktor Svendson so beeindrucken, daß er sagt: Natürlich können wir uns der Konkurrenz angleichen. Und das waren fünf Prozent Rabatt! Nach der Verhandlung sehe ich mir Pommers Schnellhefter an. Und was ist drin? Leere Seiten! Alles war nur ein vollendeter Bluff! Was sagst du nun, Liebling?«
    »Das sieht Pommer ähnlich«, antwortete Margit schwach. »Ich hätte Angst, mit solch einem Mann zu arbeiten.«
    »Fünf Prozent sind ein paar hunderttausend Mark, mein Schäfchen.« Blankers lehnte sich zurück; ein zufriedener, erfolgreicher Unternehmer, der allen Grund hat, seinen neuen Fischzug zu begießen.
    Margit musterte ihn mit einem kurzen Blick. Er strotzt vor Gesundheit und Energie, dachte sie bitter. Klaus Blankers, mein Mann. Energische Nase, energisches Kinn, energische Augen, energische Haltung. Der Idealtyp des jungen Erfolgsmenschen.
    Und blind dazu. Blind vor dem, was sich unter seinen Augen abspielt. Blind vor der Gefahr, die seiner Frau, seiner Ehe droht.
    Margit trank langsam den Wein und hörte zu, was Klaus noch alles von Schweden erzählte. Wie fremd er mir plötzlich ist, dachte sie und erschrak selbst darüber. Ich höre ihm zu wie einem fremden Märchenerzähler, nicke und lächle, und im Grunde meines Herzens spüre ich, wie fern er mir ist, wie viel auf einmal zwischen uns steht.
    Wach auf, Klaus Blankers! Deine Frau ist bedroht! Von deinem ›Genie‹ Fred Pommer, der dir fünf Prozent des Stahlpreises herunterhandelte …
    Blankers blätterte jetzt in seinem Notizbuch. »Liebling«, sagte er. »In zwei Wochen wollten wir ein paar Tage Urlaub in der Heide machen, nicht wahr?«
    »Ja. Der Vorschlag kam von dir.« Margit starrte ihn groß an. Bitte, bitte, dachte sie. Sag nicht, daß er verschoben wird! Laß uns fahren, Klaus …

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