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Nacht der Versuchung

Nacht der Versuchung

Titel: Nacht der Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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zusammen. Die schöne Uschi. Der Abend ist doch nicht so langweilig …
    Er nickte dem jungen Lokalreporter zu, mit dem er gerade ein paar belanglose Worte gewechselt hatte, und steuerte auf das Paar an der Theke zu. »Guten Abend, Cousinchen«, sagte er mit einer samtweichen Stimme.
    Ursula Fürst blickte erschrocken auf. In ihre Augen traten Abwehr und Widerwillen, aber sie beherrschte sich. »Nanu? Fred?« Sie reichte ihm kühl die Hand, stellte dann die Herren vor: »Mein Vetter Fred Pommer. Mein Verlobter Kurt Hofmann.«
    Verbeugung, Händedruck.
    Das ist er also, dachte Pommer und verzog das Gesicht. Kurt Hofmann heißt er. Der Knabe, der mir die Knochen zerschlagen wollte, wenn er mich trifft. So sagte Uschi wenigstens, als ich damals aus Mallorca kam und bei ihr unterkroch. Vorsichtig musterte er das Gesicht des jungen Mannes. Aber er entdeckte keine Feindseligkeit. Nichts wußte dieser Junge. Uschi, Uschi! Wann wirst du endlich begreifen, daß man Vetter Fred nicht so einfach aufs Kreuz legen kann?
    »Gratuliere noch nachträglich zur Verlobung«, sagte er und grinste Kurt Hofmann hintergründig an. »Mit meiner Cousine haben Sie wirklich eine prima Wahl getroffen. Sie ist ein Klassemädchen, das kann ich Ihnen sozusagen aus erster Hand bestätigen.«
    Ursula Fürst wurde blaß und biß sich auf die Lippen. Dieses Schwein, dachte sie. Jetzt wird er nicht lockerlassen, bis er genau weiß, daß Kurt ahnungslos ist. Und dann wird er zu mir kommen, spätestens übermorgen, und seine Forderungen stellen. Wird Geld haben wollen. Oder mich. Oder beides. Wonach ihm gerade der Sinn steht.
    Kurt Hofmann schien weiterhin arglos. Er strahlte bei Pommers Worten und hielt sie offenbar nur für ein Kompliment. Damit reizte er den anderen nur zu noch gewagteren Vorstößen.
    »Unter uns«, sagte Pommer und grinste spitzbübisch. »Wenn Sie mal Schwierigkeiten mit dem Goldkind haben, holen Sie sich ein paar Tips von mir. Ich kenne sie etwas länger und weiß, wie man die süße kleine Katze zähmt.«
    »Du bist gemein!« rief Ursula und boxte ihren Vetter heftig in die Seite.
    Kurt Hofmann lachte laut auf. Die kleine Neckerei unter Verwandten fand er köstlich amüsant. »Dann sind Sie vorsichtshalber jetzt schon zur Hochzeit eingeladen, Herr Pommer«, sagte er und nickte ihm zu.
    »Vielen Dank. Ich freue mich sehr.« Pommer wandte sich an Ursula, verbeugte sich. »Bis bald, Cousinchen. Du siehst, von nun an mußt du dich besonders gut mit mir stellen!«
    In strahlender Laune verließ er den Empfangsraum, der sich allmählich leerte. Eigentlich habe ich's ja gar nicht mehr nötig, die gute Uschi anzuzapfen, dachte er. Aber eine kleine Rückversicherung kann nie schaden. Wer weiß, wer weiß.
    Den haßerfüllten Blick, den Ursula Fürst ihm nachschickte, bemerkte er nicht mehr. Und auch Kurt Hofmann, dem Ahnungslosen, fiel er nicht auf.
    Am nächsten Vormittag flog die Tür von Fred Pommers Büro mit einem heftigen Ruck auf. Ursula Fürst erschien wie eine Rachegöttin, warf die Tür krachend hinter sich zu und schrie: »Was fällt dir ein, mich vor meinem Verlobten so bloßzustellen, du Dreckskerl?«
    Pommer lehnte sich in seinem Schreibtischsessel zurück. Zunächst betrachtete er schweigend seine Cousine, die sich heftig atmend auf die Tischkante stützte und ihn mit vor Haß flackernden Augen ansah. Ihr rotblondes Haar war ein wenig zerzaust, ihr schmales Gesicht gerötet, die Brust unter dem engen grauen Regenmantel bebte vor Erregung. In diesem Moment sieht sie hübscher aus denn je, dachte Pommer. Zum Anbeißen.
    Er winkte lächelnd ab. »Nur ruhig, ruhig, Cousinchen! Dein Kurt war doch regelrecht begeistert von mir, oder? Was heißt da bloßstellen?«
    »Ich könnte dich umbringen!« keuchte Ursula Fürst. »Ein Subjekt wie dich muß man vernichten …« Sie griff in die Tasche ihres Mantels.
    Sekundenlang erschrak Pommer und schielte auf Ursulas Hand. Sie hat doch keine Waffe bei sich?, dachte er. Sie wird doch wohl keine Dummheiten machen? Langsam erhob er sich aus dem Sessel und trat ans Fenster. Das war zwar kein Fluchtweg, das Büro lag im fünften Stock. Aber man konnte zur Not das Fenster aufreißen, um Hilfe schreien …
    Ursula zog die Hand wieder hervor. Ohne Pistole. Pommer atmete auf. Es war nur eine unbewußte, nervöse Bewegung des Mädchens gewesen, nichts weiter.
    »Ich weiß genau, was du vorhast«, sagte sie und folgte ihm zum Fenster hin. »Du wirst mich wieder verfolgen, wirst damit drohen, meinem

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